30.09.2024 | COVID-19 | Originalien und Übersichten
Infektionsepidemiologische Effekte von Schulschließungen während der zweiten COVID-19-Pandemiewelle – Eine exemplarische Analyse innerhalb einer niederbayerischen Region
verfasst von:
Christine Deckart, PD Dr. Dr. Dr. habil. Heribert Stich
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 11/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die schnelle globale Verbreitung des Virus SARS-CoV‑2 führte während der COVID-19-Pandemie zu weitreichenden nichtpharmazeutischen Interventionen, wie beispielsweise Schulschließungen, um Infektionen einzudämmen. Diese Studie untersucht den Einfluss von Schulschließungen auf die Anzahl von Neuinfektionen, um das diesbezüglich bestehende Wissensdefizit zu mindern.
Methoden
Der Effekt der Schulschließungen ab dem 16.12.2020 wurde basierend auf den SARS-CoV-2-Infektionsdaten des Landkreises und der Stadt Landshut in Bayern zwischen November 2020 und Januar 2021 quantifiziert. Innerhalb einer Interrupted-Time-Series-(ITS-)Analyse wurden die täglichen Neuerkrankungen der 6‑ bis 18-Jährigen sowie der gesamten Bevölkerung in der Region vor und nach den Schulschließungen anhand eines negativ binomialen Regressionsmodells analysiert.
Ergebnisse
Die Analyse zeigte, dass sich der Trend der täglichen COVID-19-Neuerkrankungen nach den Schulschließungen in der Altersgruppe der 6‑ bis 18-Jährigen signifikant reduziert hat (Incidence Rate Ratio (IRR) 0,93; 95 % Konfidenzintervall (KI): 0,89–0,96; p < 0,001). Dies hatte auch für die gesamte Studienpopulation Gültigkeit (IRR 0,95; 95 % KI: 0,93–0,97; p < 0,001).
Diskussion
Vor dem Hintergrund verschiedener gleichzeitig durchgeführter Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie liefert die Studie Anhaltspunkte für eine signifikante Assoziation von Schulschließungen mit reduzierten COVID-19-Neuerkrankungen. Die Optimierung der bislang unvollständigen Evidenz zur Rolle von Schulschließungen bei der Eindämmung der Pandemie könnte dazu beitragen, beteiligte Akteure zu unterstützen und zukünftige Ansätze zur Pandemieprävention zu verbessern.