Corona-Lockdown legte Sexleben von Paaren lahm

Während des Corona-bedingten Lockdowns in Italien hatten Paare im Schnitt nicht etwa mehr, sondern eher weniger Sex. Der Grund: In den Haushalten, wo sich oft die ganze Familie tummelte, mangelte es einerseits an Intimität, andererseits an stimulierenden Faktoren. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Dass Menschen sich in Krisenzeiten vermehrt der Kopulation zuwenden, ist ein beliebtes Narrativ. An der romantischen These scheint nur leider wenig dran zu sein. So erwies sich schon der angebliche Baby-Boom neun Monate nach dem New Yorker Stromausfall im November 1965 bei genauerer Betrachtung als Legende. Die aktuelle Corona-Pandemie scheint das häusliche Sexleben sogar eher lahmgelegt zu haben, wie eine Umfrage aus Italien zeigt. Dort ließ sich vor allem der Umkehrschluss des Sprichworts „Gelegenheit macht Liebe“ studieren. Ob und wie sich italienische Paare das Leben in der sozialen Isolation versüßten, hat ein Team der Universität Florenz untersucht. Von den 1576 Befragten im Alter zwischen 31 und 46 Jahren lebten fast alle in einer stabilen Beziehung, jeweils etwa 20% hatte ein bzw. zwei Kinder, knapp 60% waren kinderlos. Die Mehrzahl der Teilnehmer berichtete, der Lockdown hätte sich negativ auf die wöchentliche Frequenz ausgewirkt, mit der sie mit ihren Partnern schliefen. Als Ursachen wurden vor allem zwei Faktoren genannt: der Mangel an Privatsphäre und fehlende sexuelle Stimuli. Je mehr Kinder, desto weniger Sex Wenn sich Kinder, Eltern und Großeltern den ganzen Tag unter einem Dach aufhielten, leide das Intimleben erheblich, so die Forschergruppe um den Urologen Gianmartin Cito. Tatsächlich habe ihre Web-basierte Umfrage gezeigt, dass die wöchentlichen Schäferstündchen seltener wurden, je mehr Kinder sich im Haushalt tummelten. Aber auch das äußere Erscheinungsbild des Partners – viele kamen während des Lockdowns gar nicht mehr aus dem Pyjama oder der Trainingshose heraus – könne die sexuelle Abstinenz bewirkt haben. Hinzu kämen möglicherweise Ängste um die wirtschaftliche Existenz sowie die Sorge, den Partner bei engem Kontakt möglicherweise mit dem Coronavirus zu infizieren. Während des Lockdowns, der in Italien am 10. März 2020 begonnen hatte, sei der Anteil der Teilnehmer, die mindestens zweimal pro Woche Sex hatten, von ursprünglich 54% auf 37% zurückgegangen, berichten Cito und Kollegen. 43% gaben an, in dieser Zeit „zu wenig Privatsphäre“ gehabt zu haben, 41% berichteten über „mangelnde psychologische Anreize“. Libido ungebrochen Fehlende Lust auf Sex war aber grundsätzlich wohl nicht das Problem. Bei 71% hatte die Libido im Lockdown durchaus im selben Maße fortbestanden, und zwar bei beiden Geschlechtern, wie die Forscher explizit betonen. Nur habe es wohl an Gelegenheiten gemangelt, die Begierden auszuleben. Das galt zum Teil auch für die Selbstbefriedigung: Knapp 40% gaben an, ihre „autoerotischen Praktiken“ wegen Corona reduziert zu haben. Als Hauptgrund wurden auch hier wieder fehlende Rückzugsmöglichkeiten genannt. Harte Fakten allerdings wird erst der kommende Winter ans Licht bringen: Dann wird sich zeigen, wie viele Kinder während der Ausgangsbeschränkungen gezeugt wurden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hat sich das Sexleben italienischer Paare während des Pandemie-bedingten Lockdowns verändert? Antwort: Die Frequenz, mit der Paare Geschlechtsverkehr hatten, ist nach Beginn der Ausgangssperre deutlich zurückgegangen. Bedeutung: Die Pandemie hat zwar nicht auf die Libido geschlagen, aber zu einem Mangel an Privatsphäre beigetragen. Einschränkung: Fragebogen zur Selbstauskunft; auf italienische Teilnehmer beschränkt.

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