Keine Gefahr für Neugeborene SARS-CoV-2-positiver Mütter

Es ist nicht nötig, SARS-CoV-2-infizierte Mütter auf der Entbindungsstation von ihren Neugeborenen zu trennen. Keines der Kinder entwickelte in einer New Yorker Studie klinische Hinweise auf eine Virusübertragung, selbst wenn es gestillt wurde. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bislang ist nur wenig über eine mögliche vertikale oder perinatale Übertragung von SARS-CoV-2 bekannt. Entsprechend groß sind die Ängste und Sorgen der Schwangeren. In einer retrospektiven Kohortenstudie haben Dani Dumitriu vom Columbia University Irving Medical Center, New York, und Kollegen jetzt die medizinischen Daten von 101 Neugeborenen und ihren 100 Müttern analysiert. Bei 99 Frauen war zwischen dem 13. März und dem 24. April 2020 per PCR eine SARS-CoV-2-Infektion nachgewiesen worden, eine Frau stellte sich mit Symptomen und Auffälligkeiten in der Bildgebung vor, während ihre PCR negativ war. Bei 73% der Schwangeren wurde die Infektion erst bei der Klinikaufnahme festgestellt. 90% der Frauen waren asymptomatisch oder hatten leichte Symptome. Rooming-in mit besonderen Hygieneregeln – kein Problem 81% der Kinder wurden nach der Geburt auf der Entbindungsstation im Zimmer der Mutter im eigenen Bettchen in 180 cm Entfernung zur Mutter (Rooming-in) versorgt. Die Frauen trugen einen Mund-Nasen-Schutz und wurden unter Einhaltung fester Hygieneregeln zum Stillen der Kinder ermuntert. Tatsächlich wurden 90% der Kinder zumindest teilweise gestillt. Abgesehen von einigen weiteren Präventionsmaßnahmen wie Einzelzimmer, enger Gesundheitsüberwachung des Personals sowie der Beschränkung von Besuchen wurde nach den üblichen Abläufen der Geburtsstation verfahren. Hautkontakt zwischen Mutter und Kind war erlaubt. 19% der Kinder wurden auf der Neugeborenen-Intensivstation versorgt. Sie durften erst nach einer 14-tägigen Isolationszeit von ihren Müttern besucht werden. Zwei unklare PCR-Befunde bei den Kindern, keine klinischen Symptome Bis zum 25. Lebenstag wurden bei allen Neugeborenen 141 SARS-CoV-2-Tests durchgeführt. 70 Kinder wurden nur einmal getestet. Bestanden klinischen Auffälligkeiten wie Fieber oder respiratorische Symptome, erfolgten weitere Tests. Bei 135 Tests wurde keine Virus-DNA nachgewiesen. Bei zwei Neugeborenen waren die Testergebnisse unklar und wurden als geringe Viruslast gewertet. Eines dieser Kinder wurde am Tag 0 fraglich positiv getestet, nachdem seine Mutter während der Geburt Fieber entwickelt hatte. Eine Kontrolle am zweiten Lebenstag erbrachte bei diesem Säugling ein negatives Testergebnis. Das zweite Kind wurde an Tag 3 positiv getestet, nachdem sich bei der Mutter Symptome eingestellt hatten. Dieses Kind wurde kein zweites Mal getestet, zeigte im weiteren Verlauf aber keine klinischen Auffälligkeiten. 90% der Kinder wurden von asymptomatischen Frauen oder Frauen mit leichten Symptomen geboren, die Mütter der restlichen 10% hatten eine schwere oder sogar lebensgefährliche COVID-19-Erkrankung. Der Vergleich dieser beiden Neugeborenengruppen ergab, dass Kinder von Frauen mit schwerer oder lebensgefährlicher COVID-19-Erkrankung etwa eine Woche vor dem eigentlichen Termin geboren wurden und häufiger eine Phototherapie wegen eines Neugeborenenikterus benötigten als Kinder von Müttern mit asymptomatischen oder leichten COVID-19-Verläufen (30% vs. 7%). 55 Kinder wurden zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag in einer COVID-19-Newborn-Follow-up-Klinik nachuntersucht. Sie alle zeigten unauffällige Ergebnisse. 20 dieser Neugeborenen sowie drei Neugeborene, die in anderen Einrichtungen betreut wurden, waren aus verschiedenen Gründen zwischen dem 3. und 25. Lebenstag außerplanmäßig bei einem Arzt vorgestellt worden. Sechs der Kinder wurden erneut auf SARS-CoV-2 getestet, alle Ergebnisse waren negativ. Die Kohortenstudie lässt keine Evidenz für eine vertikale Virusübertragung erkennen, obwohl sich viele der Kinder im selben Zimmer wie die infizierten Frauen untergebracht waren und gestillt wurden. Es wird vermutet, dass der Säugling durch die Muttermilch einen gewissen Schutz vor der SARS-CoV-2-Infektion hat, zumal in der Milch spezifische IgA-Antikörper nachgewiesen wurden. Selbst schwer erkrankte Frauen mit vaginaler Entbindung übertrugen das Virus nicht auf ihr Kind. Deshalb, so Dumitriu und Kollegen, erscheine die Trennung von SARS-CoV-2-positiven Müttern von ihren Neugeborenen und der Verzicht auf das Stillen auf der Entbindungsstation zur Prävention einer SARS-CoV-2-Infektion nicht gerechtfertigt. Empfehlung der Redaktion Ultraschall bei Schwangerer 11.10.2020 | COVID-19 | Nachrichten Empfehlungen zu SARS-CoV-2 während und nach Schwangerschaft aktualisiert Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) hat zu ihrer als Hybrid-Kongress ausgetragenen Jahrestagung ein Update der Empfehlungen zu SARS-CoV-2/COVID-19 in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett veröffentlicht. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch ist das Risiko der Virusübertragung von SARS-CoV-2 von der Mutter auf das Neugeborene? Antwort: 2% der Neugeborenen von perinatal infizierten Müttern hatten ein positives SARS-CoV-2-Testergebnis, aber keines der Kinder zeigte Symptome von COVID-19, obwohl sie im gleichen Zimmer untergebracht waren und die Frauen stillten. Bedeutung: Die Trennung infizierter Mütter von ihren Neugeborenen ist offenbar nicht gerechtfertigt, und Stillen scheint sicher zu sein. Einschränkung: Die Ergebnisse aus dem Pandemiezentrum New York sind nicht ohne Weiteres auf andere Regionen übertragbar. Alle Frauen infizierten sich erst im letzten Drittel der Schwangerschaft.

Hauptrubriken

Service

Fachgebiete

Themen

Sammlungen

Springer Medizin