Neue Hinweise auf MMR-Vakzine als Schutzfaktor gegen COVID-19

Die Hypothese, dass die MMR-Impfung einen gewissen Schutz gegen COVID-19 bieten könnte, erhält neue Nahrung: Einer kleinen Studie zufolge scheinen vor allem hohe Antikörpertiter gegen Mumps von Vorteil zu sein. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bereits im März dieses Jahres wurde erstmals die These aufgestellt, dass die Impfung gegen Masern/Mumps/Röteln (MMR) in der Lage ist, COVID-19 zu verhindern oder zumindest abzuschwächen. Die Ergebnisse einer jetzt veröffentlichten Untersuchung aus den USA passen zu dieser Vermutung und legen nahe, dass die Antikörper gegen Mumps der entscheidende Faktor sein könnten. Geimpfte Teilnehmer mit hohen IgG-Titern gegen Mumps hatten lediglich asymptomatische SARS-CoV-2-Infektionen durchgemacht oder waren trotz intensiven Kontakts mit Infizierten PCR-negativ geblieben. In der Studie war untersucht worden, ob ein Zusammenhang besteht zwischen der Höhe der Antikörpertiter gegen die drei Impfviren und dem Schweregrad einer überstandenen COVID-19-Erkrankung. Von den 80 erwachsenen Studienteilnehmern hatten 50 die MMR-Vakzine als Standardimpfung erhalten, die übrigen 30 waren vor 1976 geboren und daher nicht als Kinder geimpft worden, sie dienten als Vergleichsgruppe. Inverse Korrelation zwischen Mumps-IgG-Titer und Schwere von COVID-19 Bei den Geimpften fand sich eine signifikante und inverse Assoziation zwischen Mumps-Antikörpertitern (minimal 0 und maximal 300 arbiträre Einheiten (AE) pro Milliliter) und dem Schweregrad der Erkrankung: Teilnehmer mit Werten über 134 AE/ml (n = 8) waren entweder ohne Symptome mit SARS-CoV-2 infiziert gewesen oder hatten sich funktionell immun gezeigt, sich also trotz intensiven ungeschützten Kontakts nicht angesteckt. Alle Probanden mit milder COVID-19-Erkrankung (n = 17) hatten Mumps-Antikörpertiter unter 134 AE/ml, alle mit moderatem Verlauf (n = 11) Titer unter 75 AE/ml; bei COVID-Patienten, die stationär behandelt worden waren und eine Sauerstofftherapie benötigt hatten (n = 5), lag der Titer durchgängig unter 32 AE/ml. Die inverse Beziehung zwischen Mumps-IgG-Titer und COVID-19-Schweregrad bestand in allen Altersgruppen; sie spiegelte also nicht nur ein geringeres Risiko von jüngeren Teilnehmern wider. Für die IgG-Titer gegen Masern und Röteln waren keine entsprechenden Assoziationen zu erkennen. In der Vergleichsgruppe, die möglicherweise auf anderem Weg immunisiert war, war keiner der drei Antikörper-Titer mit dem COVID-Verlauf korreliert. Grund für Anstieg der COVID-Fälle im Alter von 14 Jahren? Für die postulierte Schutzwirkung der Mumps-Antikörper führen die Studienautoren um Jeffrey Gold (Watkinsville, Georgia) ein weiteres Argument an: Dieser Antikörpertiter sinkt im Allgemeinen deutlich schneller ab als der gegen Masern oder Röteln. Ihren Berechnungen zufolge fällt er, wenn die zweite MMR-Impfung mit fünf Jahren erfolgt ist, im Mittel im Alter von 14 Jahren unter einen Wert von 134 AE/ml. Genau ab diesem Lebensalter sei, CDC-Daten zufolge, auch ein steiler Anstieg der COVID-Fälle zu beobachten. Gold et al. räumen allerdings ein, dass sich aus ihrer Untersuchung keine Kausalität ableiten lässt. Sie wollen zudem nicht ausschließen, dass auch Antikörper gegen Masern und Röteln auf die Schwere von COVID-19 Einfluss nehmen können; mit Immunassays werde schließlich nur ein Ausschnitt der durch eine Impfung induzierten Antikörper detektiert. Den Forschern zufolge könnte die Beobachtung auch für die Entwicklung spezifischer Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 relevant sein: Um ihre Wirkung korrekt zu beurteilen, müsse unter Umständen der MMR-Impfstatus der Probanden mitberücksichtigt werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann die MMR-Impfung COVID-19 abschwächen oder verhindern? Antwort: Bei MMR-Geimpften besteht eine inverse Korrelation zwischen Mumps-Antikörpertitern und dem Schwergrad von COVID-19. Bedeutung: Eventuell haben Antikörper gegen Mumps auch protektive Effekte gegen SARS-CoV-2. Einschränkung: Kleine retrospektive Studie, Kausalität offen.

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