Einleitung
Methode
Ergebnisse
Hauptkategorie | Subkategorie | Sub-Sub-Kategorie | Ankerbeispiel |
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(1) Eigene Wahrnehmungen mit COVID-19-Erkrankten | Kein Kontakt zu COVID-19-Erkrankten | – | Keine Erfahrung mit COVID-19-Erkrankten. (Nr. 45/723, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Intensivmedizin, Nicht-PM) |
Keine Erfahrung mit COVID-19 und Palliativmedizin | – | Auf unserer Palliativeinheit wurden keine COVID-Patienten betreut. […] (91/113, DGP: Ärztin, Krankenhaus, vollständig/überwiegend PM) | |
Persönliche Erfahrungen mit COVID-19-Erkrankten | Verlegung auf andere Stationen | COVID-19-Erkrankten-bezogene Fragen können nicht beantwortet werden, da bei positiven Befunden die Patienten in eine andere Klinik verlegt werden (13/230, DGIM: Ärztin, Krankenhaus, teilweise PM-Bereich) | |
Intensivmedizinische Betreuung | Zum Einsatz von Morphin bei COVID-19-Erkrankten in der Palliativmedizin kann ich keine Aussagen machen, da ich diese Patienten nur intensivmedizinisch und notfallmedizinisch versorgt habe. (52/1.005, DGAI: Arzt, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Notfallmedizin, teilweise PM-Bereich) | ||
Verlängerung des Sterbeprozesses | Vor allem in Zusammenhang mit COVID-19 wird der Sterbeprozess bei infausten Prognosen und Patienten mit Mehrorganversagen prolongiert, da man durch die initiale Unklarheit der Pathophysiologie und genereller Schwere der Erkrankung alles bis zum Letzten ausgereizt hat (Beatmung, Tracheotomie, CVVHDF, antibiotische Therapie, Katecholamin-Therapie, etc.) bis man letztlich sich doch eingestehen musste, dass man bei wenigen Leuten den Kampf doch verloren hat. Ohne die (Neben)Diagnose COVID-19-Pneumonie hätten wir den Menschen und auch ihren Angehörigen viel früher den Palliativen Weg bei mehrwöchigem frustranen Therapieversuchen gebahnt. (146/352, DGAI: Ärztin, Krankenhaus, Intensivmedizin, teilweise PM-Bereich) | ||
Symptomorientierte Therapie | Ich denke [COVID-19] Patienten werden anhand ihrer Symptome behandelt, auch was Schmerztherapie angeht. (106/632, DGAI: Ärztin, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Schmerztherapie, Nicht-PM-Bereich) | ||
Vergleichbare Therapie mit Patient:innen mit pulmonalen Erkrankungen | Bei uns werden COVID-19-Patienten nicht anders behandelt als andere Patienten mit Lungenerkrankungen. (170/120, DGAI: Ärztin, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, teilweise PM-Bereich) | ||
Erfahrungen mit COVID-19 und M/O- Anwendung | Keine Erfahrungen mit COVID-19 und M/O | Ich habe keinerlei Erfahrung im Einsatz von Morphin bei COVID-19 Erkrankten. (5/297, DGIM: Ärztin, Praxis, teilweise PM-Bereich) | |
– | „Wir haben einige Dutzend COVID-19-Patienten betreut und hatten eher den Eindruck, dass das subjektive Gefühl der Luftnot im Vergleich zum klinischen Eindruck (Tachypnoe, Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, erniedrigter pCO2 in der BGA) oft ungewöhnlich gering ausgeprägt ist, deshalb waren wir bisher auch eher unsicher/zurückhaltend mit dem Einsatz von Opiaten außerhalb der Palliativsituation oder Intensivstation, da natürlich nicht.“ (44/342, DGP: Ärztin, Krankenhaus, teilweise PM-Bereich) | ||
M/O als wichtiger Bestandteil bei COVID-19-Erkrankten | Ein Verzicht auf Morphin in der COVID-19-Therapie ist meines Erachtens fahrlässig, […] (88/125, DGP: weibliche Pflegekraft, Altenpflegeeinrichtung, teilweise PM-Bereich) | ||
(2) Anwendungsgebiet und Wirkung von M/O | Kein Unterschied der Anwendung von M/O bei COVID-19-und Nicht-COVID-19-Erkrankten | – | Ich wüsste nicht, warum der Einsatz von Morphin [bei COVID-Erkrankten] anders sein sollte als bei Patienten mit metastasiertem Lungenkarzinom, Lungenfibrose oder schwerer COPD. (25/144, DGIM: Ärztin, SAPV, AAPV, Onkologie, teilweise PM-Bereich) |
Symptomkontrolle | Dyspnoe | Morphin bevorzuge ich in der Palliativmedizin gegenüber anderen Opioiden wegen der guten Wirkung, um Dyspnoe und Angstzustände zu behandeln. (28/1.159, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Anästhesie/OP, teilweise PM-Bereich) | |
Angstzustände | [Morphin] hilft wunderbar gegen die Atemnot und Angst […], (88/125, DGP: weibliche Pflegekraft, Altenpflegeeinrichtung, teilweise im PM-Bereich tätig) | ||
Beruhigung während des Sterbeprozesses | Meine Erfahrung z. B. über 30 Jahre mit Patienten in diversen grenzwertigen Lebenssituationen schafft Vertrauen und eine verlässliche Intuition im Einsatz von Morphin zum richtigen Zeitpunkt und in der Dosis für den Patienten, die ihm gut tut zum Leben oder ihm bei infauster Prognose das Sterben erleichtern kann. Im letzteren Fall zahlt dann würdiger Weise der ruhige, friedliche Ausdruck des Menschen und nicht die zu beobachtende Atemdepression, wie nicht selten von unerfahrenem Pflegepersonal im Pflegebericht leider dokumentiert wird. (37/1.109, DGAI: Ärztin, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Notfallmedizin, teilweise PM Bereich) | ||
Supportiver Bestandteil des Sterbens | Dabei ist Morphin immer nur Adjuvans für den indizierten bedürftigen Zustand eines Menschen, nie ein Macher von Leben oder Tod. (37/1.109, DGAI: Ärztin, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Notfallmedizin, teilweise PM-Bereich) | ||
Erhöhung Lebensqualität/Vermeidung des Leidens | Mut zur Therapie des Leidens (12/1.304, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Nicht-PM-Bereich) | ||
Atemdepression als therapeutische Stärke | Ein Analgetikum mit der Potenz von Opioiden wäre wünschenswert in manchen Bereichen, die Atemdepression ist beim sinnvollen Umgang mit Morphin eine therapeutische Stärke. (74/876, DGAI: Arzt, Krankenhaus, teilweise PM-Bereich) | ||
Angstbesetzte und zurückhaltende Anwendung | – | Der (korrekte) Umgang mit Opioiden ist außerhalb der Palliativmedizin und der Schmerztherapie leider meiner Erfahrung nach sehr unbeholfen. Wenn nicht zufällig ein Interesse oder eine gezielte Fortbildung auf diesem Bereich besteht, wissen die meisten ärztlichen Kollegen wenig über Anwendung, Dosierung, Wechselwirkung und insbesondere Nutzung von Nebeneffekten für therapeutische Zwecke. Das ist sehr schade und sollte sich ändern. […] (97/709, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Palliativstation, teilweise PM-Bereich) | |
– | – | […] Wenn Morphin mutiger bei COVID-19 Patienten eingesetzt worden wäre, hätte stationär so manche Beatmung verhindert werden können! […] (Nr. 88/125, DGP: weibliche Pflegekraft, teilweise im PM-Bereich tätig, Altenpflegeeinrichtung) | |
Unsicherheiten | – | Außerhalb des Palliativbereiches leider oft aus Unsicherheit Verzögerung oder Verzicht auf Morphin. (Nr. 14/228, DGIM: Ärztin, Krankenhaus, teilweise PM-Bereich) | |
Wissensmangel und Interessensmangel | – | Lehre bedeutet Schulen und Lernwilligkeit, besonders bei Kollegen trifft man immer wieder auf desinteressierte Besserwisserei. (8/1.321, DGAI: Ärztin, Krankenhaus, teilweise PM-Bereich) | |
– | – | Es wäre sehr wünschenswert, wenn alle Kollegen und Kolleginnen sich verpflichtet fühlen würden, ein Grundwissen über den Einsatz von Morphin zu pflegen und in der Lage wären, BTM-Rezepte auszustellen. […] (110/599, DGAI: Ärztin, Praxis, SAPV, AAPV, anderes ambulantes Team, Hospiz, Altenpflegeeinrichtung, Ethikkommission, teilweise PM-Bereich) | |
Notwendigkeit adäquater Analgesie | – | Jedes Haus sollte eine Schmerzambulanz besitzen, die bei etwaigen Problemen zur Hilfe bereitsteht und chronische Schmerzpatienten mitbetreut, am ehesten aus dem anästhesiologischen Bereich. (58/971, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Schmerzambulanz, Nicht-PM-Bereich) | |
Sterbebeschleunigung durch M/O | M/O und beschleunigter Sterbeprozess | Ich sehe keine Indikation für Morphin, das Sterben zu beschleunigen […] (9/1.319, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Anästhesie/OP, teilweise PM-Bereich) | |
M/O zur Symptomkontrolle, beschleunigt den Sterbeprozess nicht | […] [Morphin] lindert die Symptome, erleichtert, beschleunigt aber den Sterbeprozess nicht. (13/230, DGIM: Ärztin, Krankenhaus, teilweise PM-Bereich) | ||
Fehlgebrauch/Missbrauch von Opioiden | – | Ich wünschte mir mehr Kontrolle in beispielsweise Pflegeheimen […] von „Fachkräften“, die sich angeblich auskennen – sehr problematisch! (38/365, DGP: Dozentin für Pflegeberufe, Fachpflegeschule, Nicht-PM-Bereich) | |
Ich wünsche mir ein Werbeverbot für Opioide. (143/386, DGAI: Arzt, Schmerzambulanz, teilweise PM-Bereich) | |||
Wir haben vor vermehrtem Einsatz gewarnt, um möglichst keine US-Verhältnisse in Deutschland zu bekommen! (48/1.041, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Schmerzambulanz, Rettungsmedizin, teilweise PM-Bereich) | |||
Sorge um Missbrauch ernst nehmen, Ängste abbauen. (42/353, DGP: männliche Pflegekraft, Krankenhaus, teilweise PM-Bereich) | |||
(3) Beobachtungen im Bereich der Palliativmedizin | Palliativteams/Konsildienste | – | In unserer Einrichtung sind die Bedingungen sehr gut und werden im Bedarfsfall sogar optimiert, erfahrene Palliativfachkräfte unterstützen und koordinieren jeden absehbaren Sterbeprozess. Sie begleiten die Pflege- und Betreuungsteams. (3/483 DGP: weibliche Pflegekraft, Altenpflegeeinrichtung, teilweise PM-Bereich) |
Teamarbeit | – | Teamkonferenzen etc. sind sehr wichtig! Da ich allerdings auch AAPV und SAPV mache, habe ich aufgrund der Organisationsstruktur für mich ausreichende Supervisionen, Teamsitzungen und bin selbst Team des Palliativkonsildienstes. (33/383, DGP: Ärztin, Praxis, teilweise PM-Bereich) | |
Interdisziplinäres Arbeiten | – | Bessere Zusammenarbeit zwischen ITS [Intensivstation] und Palliativ, mehr Teilnahme vor allem von Ärzten an palliativmedizinischen Fortbildungen (92/92, DGP: Ärztin, Palliativzentrum, vollständig/überwiegend PM-Bereich) | |
Zu späte Einbeziehung der Palliativmedizin | – | Ein palliativmedizinischer Ansatz wird nach meiner Einschätzung in der Klinik zu spät gemacht und umgesetzt (Langjährige Anästhesistin/Intensivmedizinerin) (81/1.384, DGAI: Ärztin, Praxis/AAPV, teilweise PM-Bereich) | |
Ausbaufähige palliativmedizinische Versorgung | Notwendige flächendeckende Versorgung | Es hapert an allen Enden. Die palliativmedizinische Versorgung ist nach wie vor flächendeckend unzureichend. Gerade die Hausärzte versuchen immer wieder, die [Morphin-]Entscheidung auf den Notarzt abzuwälzen. (111/585, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Praxis, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Schmerzambulanz, Notfallmedizin, teilweise PM-Bereich) | |
Notwendigkeit von Ausbildung und einheitliche Vermittlung von Empfehlungen | Versorgung in Kliniken | Auf der politischen und Krankenhausleitungsebene sollte an mehr palliativmedizinischen Betten und palliativmedizinischen Personal (Ärzte und Pflege) nicht nur gedacht, sondern auch in die Tat umgesetzt werden. (140/404, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, teilweise PM-Bereich) | |
(4) Vermittlung von Wissen zum Umgang mit M/O bzw. Palliativmedizin | Adressaten für Wissen | Medizinisches Personal (Pflege, Ärzt:innen, Psycholog:innen etc.) | Breitflächigere Informationen aller beteiligten Fachgruppen von der Pflegehelferin bis zum Chefarzt aller Abteilungen, da oft Unwissenheit herrscht. (107/626, DGAI: Ärztin, Krankenhaus, Schmerztherapie, Notfallmedizin, teilweise PM-Bereich) |
– | Bereiche außerhalb der Palliativmedizin | Der (korrekte) Umgang mit Opioiden ist außerhalb der Palliativmedizin und der Schmerztherapie leider meiner Erfahrung nach sehr unbeholfen. […]. Mehr Ausbildung wäre hier unbedingt angezeigt. (97/709, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Palliativstation, teilweise PM-Bereich) | |
– | Patient:innen | Im Telemonitoringbereich gibt es auch Patienten mit COPD oder Herzinsuffizienz, denen ich auf Grund meiner Palliativerfahrung immer wieder Palliativtherapie empfehle, manche haben davon noch nie etwas gehört, andere verbinden es mit Medizinischer Betreuung von Sterbenden. (105, DGP: Arzt, vollständig/überwiegend im PM-Bereich tätig) | |
– | Angehörige | Mehr Aufklärung des medizinischen Personals, Patienten und Angehörigen. (101/679, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Anästhesie/OP, teilweise PM-Bereich) | |
– | Allgemeinbevölkerung | Transparenz in der Bevölkerung und in der Politik, welche Berufsgruppen sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzen und welche Instrumente zur Verbesserung benötigt werden. (Nr. 22, DGP: Arzt, teilweise PM-Bereich) | |
Gewünschte Inhalte der Weiterbildung und Handlungsempfehlungen | Symptomkontrolle mit M/O | Lehre, sowohl über den Umgang mit Opioiden als auch über Palliativmedizin, sollte für sämtliche Ärzte Pflicht sein. (15/1.275, DGAI: Ärztin, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Notfallmedizin, teilweise PM-Bereich) | |
Handlungsempfehlungen zu M/O im Sterbeprozess | Eine Handlungsempfehlung im Umgang mit Opioiden (im klinischen und ambulanten Setting) im Sterbeprozess fände ich sehr sinnvoll. (139/407, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Nicht-PM-Bereich) | ||
Leitlinien zu COVID-19 und Palliativmedizin | Sehr interessantes Thema. Würde Leitlinien bei COVID-19 und Palliativmedizin anschauen. (145/360, DGAI: Ärztin, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, teilweise PM-Bereich) | ||
Konsens der Fachgesellschaften | Mehr Konsens bei den Fachgesellschaften wäre hilfreich! Es gab in den letzten Jahren in der Fachpresse eine 180-Grad-Wendung von „wir verordnen zu wenig Opioide“ zu „wir verordnen viel zu viele Opioide“, ohne dass für mich nachvollziehbar wurde, warum – und ohne klare Maßstäbe, was „zu viel“ oder „zu wenig“ ist (20/194, DGIM: Ärztin, Praxis, teilweise PM-Bereich) | ||
(5) Ergänzendes | Eigener Eindruck | – | Juristisch eine bessere Absicherung in der heutigen Gesellschaft, die Klagefreudigkeit schafft doch die vielen Probleme, weshalb Mediziner verunsichert sind. (131/446, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Praxis, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, teilweise PM-Bereich) |
Themenvorschläge | – | Neue Themen, wie Morphin und Sport. (Nr. 23/1.199, DGAI: Ärztin, Krankenhaus, Anästhesie/OP, teilweise PM-Bereich) |
Kategoriensystem
(1) Eigene Wahrnehmungen mit COVID-19-Erkrankten
Vor allem in Zusammenhang mit COVID-19 wird der Sterbeprozess bei infausten Prognosen und Patienten mit Mehrorganversagen prolongiert, da man durch die initiale Unklarheit der Pathophysiologie und genereller Schwere der Erkrankung alles bis zum letzten ausgereizt hat (Beatmung, Tracheotomie, CVVHDF [Kontinuierliche veno-venöse Hämodiafiltration], antibiotische Therapie, Katecholamin-Therapie, etc.), bis man sich letztlich doch eingestehen musste, dass man bei wenigen Leuten den Kampf doch verloren hat. Ohne die (Neben‑)Diagnose COVID-19-Pneumonie hätten wir den Menschen und auch ihren Angehörigen viel früher den palliativen Weg bei mehrwöchigen frustranen Therapieversuchen gebahnt. (146/352, DGAI, Ärztin, Krankenhaus, Intensivmedizin, teilweise PM-Bereich)
Bei uns werden COVID-19-Patienten nicht anders behandelt als andere Patienten mit Lungenerkrankungen. (170/120, DGAI: Ärztin, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, teilweise PM-Bereich)
Ein Verzicht auf Morphin in der COVID-19-Therapie ist meines Erachtens fahrlässig, es hilft wunderbar gegen die Atemnot und Angst und sollte auch bei leichteren Verläufen, die ambulant betreut werden, zum Einsatz kommen. Wenn Morphin mutiger bei COVID-19-Patienten eingesetzt worden wäre, hätte stationär so manche Beatmung verhindert werden können! […]. (88/125, DGP: weibliche Pflegekraft, Altenpflegeeinrichtung, teilweise PM-Bereich)Wir haben einige Dutzend COVID-19 Patienten betreut und hatten eher den Eindruck, dass das subjektive Gefühl der Luftnot im Vergleich zum klinischen Eindruck (Tachypnoe, Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, erniedrigter pCO2 in der BGA [Anmerkung: Blutgasanalyse] …) oft ungewöhnlich gering ausgeprägt ist, deshalb waren wir bisher auch eher unsicher/zurückhaltend mit dem Einsatz von Opiaten außerhalb der Palliativsituation oder Intensivstation, da natürlich nicht. (44/342, DGP: Ärztin, Krankenhaus, teilweise PM-Bereich)
(2) Anwendungsgebiet und Wirkung von M/O
Ich wüsste nicht, warum der Einsatz von Morphin [bei COVID-19-Erkrankten] anders sein sollte als bei Patienten mit metastasiertem Lungenkarzinom, Lungenfibrose oder schwerer COPD [Anmerkung: chronisch obstruktive Lungenerkrankung]. (25/144, DGIM: Ärztin, SAPV, AAPV, Onkologie, teilweise PM-Bereich)
Der (korrekte) Umgang mit Opioiden ist außerhalb der Palliativmedizin und der Schmerztherapie leider meiner Erfahrung nach sehr unbeholfen. Wenn nicht zufällig ein Interesse oder eine gezielte Fortbildung auf diesem Bereich besteht, wissen die meisten ärztlichen Kollegen wenig über Anwendung, Dosierung, Wechselwirkung und insbesondere Nutzung von Nebeneffekten für therapeutische Zwecke. Das ist sehr schade und sollte sich ändern. […]. (97/709, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Palliativstation, teilweise PM-Bereich)
Es wäre sehr wünschenswert, wenn alle Kollegen und Kolleginnen sich verpflichtet fühlen würden, ein Grundwissen über den Einsatz von Morphin zu pflegen, und in der Lage zu wären, BTM-Rezepte auszustellen. […]. (110/599, DGAI: Ärztin, Praxis, SAPV, AAPV, anderes ambulantes Team, Hospiz, Altenpflegeeinrichtung, Ethikkommission, teilweise PM-Bereich)
[…] [Morphin] lindert die Symptome, erleichtert, beschleunigt aber den Sterbeprozess nicht. […]. (13/230, DGIM: Ärztin, Krankenhaus, teilweise PM-Bereich)Ich sehe keine Indikation für Morphin, das Sterben zu beschleunigen […]. (9/1.319, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Anästhesie/OP, teilweise PM-Bereich)
Ich wünsche mir ein Werbeverbot für Opioide. (143/386, DGAI: Arzt, Schmerzambulanz, teilweise PM Bereich)Wir haben vor vermehrtem Einsatz gewarnt, um möglichst keine US-Verhältnisse in Deutschland zu bekommen! (48/1.041, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Schmerzambulanz, Rettungsmedizin, teilweise PM-Bereich)
Sorge um Missbrauch ernst nehmen, Ängste abbauen. (42/353, DGP: männliche Pflegekraft, Krankenhaus, teilweise PM-Bereich)
Ich wünschte mir mehr Kontrolle in beispielsweise Pflegeheimen, […] von „Fachkräften“, die sich angeblich auskennen – sehr problematisch! (38/365, DGP: Dozentin für Pflegeberufe, Fachpflegeschule, Nicht-PM-Bereich)
(3) Beobachtungen im Bereich der Palliativmedizin
Ein palliativmedizinischer Ansatz wird nach meiner Einschätzung in der Klinik zu spät gemacht und umgesetzt (Langjährige Anästhesistin/Intensivmedizinerin). (81/1.384, DGAI: Ärztin, Praxis/AAPV, teilweise PM-Bereich)
Es hapert an allen Enden. Die palliativmedizinische Versorgung ist nach wie vor flächendeckend unzureichend. Gerade die Hausärzte versuchen immer wieder, die [Morphin-] Entscheidung auf den Notarzt abzuwälzen. (111/585, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Praxis, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, Schmerzambulanz, Notfallmedizin, teilweise PM-Bereich)
(4) Vermittlung von Wissen zum Umgang mit M/O bzw. Palliativmedizin
Mehr Konsens bei den Fachgesellschaften wäre hilfreich! Es gab in den letzten Jahren in der Fachpresse eine 180-Grad-Wendung von „wir verordnen zu wenig Opioide“ zu „wir verordnen viel zu viele Opioide“, ohne dass für mich nachvollziehbar wurde, warum – und ohne klare Maßstäbe, was „zu viel“ oder „zu wenig“ ist. (20/194, DGIM: Ärztin, Praxis, teilweise PM-Bereich))
[…] die Klagefreudigkeit schafft doch die vielen Probleme, weshalb Mediziner verunsichert sind. (131,/446, DGAI: Arzt, Krankenhaus, Praxis, Anästhesie/OP, Intensivmedizin, teilweise PM-Bereich)