Erschienen in:
27.09.2016 | Originalien
„Cues“ und „pseudocues“ in chirurgischen MC-Fragen des deutschen Staatsexamens
verfasst von:
Dr. J. de Laffolie, D. Visser, M. Hirschburger, S. Turial
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 3/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Multiple-Choice(MC)-Fragen sind die meistverwendeten Fragetypen in medizinischen Examina. Die Gestaltung von MC-Fragen ist anspruchsvoll. „Cues“ und „pseudocues“, die das Antwortverhalten beeinflussen, müssen vermieden werden, um die Reliabilität nicht zu gefährden.
Fragestellung
Aufgrund der Examensfragen 2000 bis 2011 sollte die Häufigkeit solcher „cues“ und „pseudocues“ ermittelt werden.
Material und Methoden
Die chirurgischen Fragen der Staatsexamina 2000 bis 2011 wurden in eine Datenbank eingegeben. Anschließend wurden die Einträge von drei Studenten unterschiedlicher Vorkenntnisse und einem Arzt auf „cues“ und „pseudocues“ entlang 6 vorgegebener Kategorien untersucht.
Ergebnisse
Insgesamt 1014 Fragen wurden initial als ausschließlich chirurgisch gewertet und in die Untersuchung miteinbezogen. Es wurden in 15,2 % der Fragen „cues“ oder „pseudocues“ gefunden. 0,2 % der Fragen enthielten einen „cue“ Typ A (Unterbrechung des grammatischen Flusses), 6,5 % enthielten Typ-B- (signifikant unterschiedliche Antwortlänge oder -tiefe), 4 % Typ-C- (zwei oder mehr Antwortmöglichkeiten stehen in engem Bezug, „focus of attention“), 0,6 % Typ-D-Konvergenz-„Cues“ (Antwort mit den meisten Gemeinsamkeiten mit den Distraktoren), 0,7 % wiesen „verbal association cues“ auf (Typ E: ähnliche Wortverwendung wie im Fragestamm) und 1 % der Fragen enthielt Antworten mit Absolutbegriffen (Typ F). „Pseudocues“ wurden in 3,7 % der Fragen gefunden.
Diskussion
Die gefundenen Häufigkeiten der „cues“ und „pseudocues“ stellen eine Aufforderung zur Verbesserung dar, ihre Vermeidung erfordert spezifische Aufmerksamkeit im Fragegestaltungs- und Fragereviewprozess.
Schlussfolgerungen
„Cues“ und insbesondere „pseudocues“ kommen in relevanten Anteilen in den Fragen des Staatsexamens vor und sollten vermieden werden, um Validität und Reliabilität nicht zu gefährden.