Sublinguale Immuntherapie auch bei Nahrungsmittelallergien?

Bei einer Allergie gegen Gräserpollen zählt die sublinguale Immuntherapie bereits zu den etablierten Verfahren. Auch bei der Erdnussallergie scheint die SLIT eine vielversprechende therapeutische Perspektive zu sein. Mehr vom Kongress Weitere Beiträge finden Sie im Dossier zum 9. Deutschen Allergiekongress. Bei Nahrungsmittelallergien steht bislang keine validierte spezifische Immuntherapie zur Verfügung. Daten aus placebokontrollierten Doppelblindstudien weisen jedoch darauf hin, dass Erdnussallergiker von einer sublingualen Immuntherapie (SLIT) profitieren könnten, berichtete Priv.-Doz. Dr. Jean-Pierre Allam, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Universitätsklinikum Bonn. In einer Untersuchung bei 18 Kindern mit einer Erdnussallergie [1] konnte gezeigt werden, dass die Behandlungsgruppe nach einer zwölfmonatigen SLIT in der Provokationstestung im Vergleich zur Placebogruppe die 20-fache Menge an Erdnussprotein vertrug. Diese Menge entspricht der von sechs bis sieben Erdnüssen. Für Anaphylaxie-Patienten sei dies ein enormer Fortschritt – Patienten mit schweren anaphylaktischen Reaktionen auf Erdnuss ab Grad II/III waren in der Studie allerdings ausgeschlossen, merkte Allam kritisch an. Im Pricktest und im Basophilen-Stimulationstest konnte bei den untersuchten Patienten eine Desensibilisierung bestätigt werden. Das spezifische IgE erhöhte sich während der ersten vier Monate der Behandlung und fiel dann kontinuierlich wieder ab, während die Erdnuss-spezifischen IgG4-Spiegel während der zwölf Monate anstiegen. Reaktionsschwelle wird angehoben In einer weiteren Studie [2] erhielten 40 Patienten im Alter zwischen zwölf und 37 Jahren über 44 Wochen eine SLIT bzw. Placebo. Im Anschluss daran wurde auch die Placebo-Gruppe mit Verum behandelt. Patienten, die in der oralen Provokation mindestens 5 g oder zehnmal so viel Erdnuss vertrugen wie zu Studienbeginn, wurden als Responder eingestuft. Nach 44 Wochen waren dies 70 Prozent in der Behandlungsgruppe (vs. 15 Prozent unter Placebo). 44 Prozent der Crossover-Patienten waren ebenfalls Responder. Es kam in beiden Gruppen zu einem signifikanten Anstieg der vertragenen Erdnussmenge; eine längere SLIT war dabei überlegen. Diese Befunde weisen darauf hin, dass bei Erdnussallergikern durch eine SLIT zumindest die Reaktionsschwelle angehoben wird, resümierte Allam. Ob Patienten von einer längeren Therapiedauer profitieren und ob sich damit eine langfristige Toleranzinduktion erzielen lasse, sei in weiteren größeren Studien zu überprüfen. Literatur [1] Kim EH et al, J Allergy Clin Immunol. 2011; 127: 640-646 [2] Fleischer DM et al, J Allergy Clin Immunol. 2013; 131: 119-127

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