Schutz vor Nahrungsmittelallergien durch natürliche und ausgewogene Ernährung

Der Trend geht weg vom Meiden potenter Nahrungsmittelallergene bei Schwangeren, Stillenden und Säuglingen, hin zur natürlichen und vielfältigen Ernährung, um Nahrungsmittelallergien vorzubeugen. Die vortragenden Experten waren sich einig, dass Empfehlungen zur Allergieprävention nur schwer zu geben sind, da die Studienlage meist sehr dünn oder sogar widersprüchlich ist und es deshalb häufig an Evidenz mangelt. Trotzdem finden sich im Update der S3-Leitlinie Allergieprävention, das voraussichtlich Ende 2021 veröffentlicht wird, Empfehlungen zur Vorbeugung von allergischen Erkrankungen wie z.B. Nahrungsmittelallergien – basierend auf dem aktuellen Stand der Forschung mit der Maßgabe „keinen Anhalt für Schaden, aber gute Hinweise auf Nutzen“, wie es Dr. Imke Reese, Ökotrophologin und Ernährungstherapeutin in München, formuliert hat. Auch wenn die aktualisierte Leitlinie zur Allergieprävention noch nicht öffentlich zugänglich ist, so finden sich die wichtigsten Punkte bezüglich der Vorbeugung von Nahrungsmittelallergien bereits im Update der S2k-Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien [1] und im Update der Leitlinie zur Prävention von Nahrungsmittelallergien der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) [2]. Dr. Birgit Ahrens, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Paul-Ehrlich-Institut, Langen, stellte die wichtigsten Punkte vor. Ausgewogen ernähren, Übergewicht vermeiden Die mütterliche Ernährung unterliegt während Schwangerschaft und Stillzeit keiner Restriktion von potenten Nahrungsmittelallergenen, die Frauen sollen sich ausgewogen und gesund ernähren. Daneben sollten Übergewicht bzw. Adipositas vor und in der Schwangerschaft vermieden werden – und natürlich auch bei Kindern und Jugendlichen, denn dies sei mit Asthma assoziiert, wie Ahrens mahnte. „Das Wichtigste ist und bleibt das Stillen“ „Das Wichtigste ist und bleibt das Stillen für die Allergieprävention“, betonte Ahrens. „Denn jegliches Stillen hat Vorteile für Mutter und Kind“, sagte sie. In der Leitlinie werde für den Zeitraum von vier bis sechs Monaten empfohlen, den Säugling ausschließlich zu stillen und auch mit der Einführung der Beikost solle weitergestillt werden. Man müsse alles tun, um Mütter, die stillen wollen, zu stärken und auch auf der Säuglingsstation nicht übereilt das Fläschchen geben. „Denn das Thema Muttermilchersatz wird weiterhin kontrovers diskutiert, hier haben wir noch nicht die klaren Aussagen, die wir gerne hätten“, meinte Ahrens. Deshalb die etwas schwammige Empfehlung der aktuellen Leitlinie: Ist das Stillen nicht möglich, sollte man eine Säuglingsanfangsnahrung geben und bei Risikokindern prüfen, ob eine Säuglingsanfangsnahrung vorhanden ist, deren Wirksamkeit zur Allergieprävention nachgewiesen wurde. Eins ist zumindest klar in der aktualisierten S3-Leitlinie formuliert: „Ein Zufüttern von kuhmilchbasierter Formulanahrung in den ersten Lebenstagen sollte bei Stillwunsch der Mutter vermieden werden“. Auch sojabasierte Säuglingsnahrungen, andere Tiermilchen und Getreidedrinks seien nicht zur Allergieprävention als Muttermilchersatznahrung geeignet, ergänzte Ahrens. Durcherhitztes, aber kein rohes Hühnerei Ab Beginn des fünften und spätestens ab Beginn des siebten Monats sollte die Beikost eingeführt werden – der Zeitpunkt sei aber abhängig von der Bereitschaft des Säuglings. Es ist laut den aktuellen Empfehlungen nicht sinnvoll, potente Nahrungsmittelallergene gezielt zu meiden, um einer Allergie vorzubeugen. Neu in der Leitlinie ist die Vorgabe, zur Prävention einer Hühnereiallergie nur durcherhitztes (z.B. verbackenes oder hartgekochtes), aber nicht rohes Hühnerei (auch kein Rührei) mit der Beikost einzuführen und regelmäßig zu geben. „Denn bei rohem oder pasteurisiertem Ei sind allergische, auch anaphylaktische Reaktionen beschrieben“, erklärte Ahrens. Frühe Einführung der Erdnuss Eine neue Empfehlung in der Leitlinie ist darüber hinaus, dass bei Säuglingen mit atopischer Dermatitis in Familien mit regelmäßigem Erdnusskonsum zur Prävention einer Erdnussallergie die Einführung und regelmäßige Gabe von Erdnussprodukten erwogen werden kann. Wichtig sei hierbei, dass die Erdnuss in altersgerechter Form wie z.B. als Erdnussbutter oder Erdnussflips angeboten wird, um Aspirationen zu vermeiden. Bei Säuglingen mit moderater bis schwerer AD soll aber zunächst mit einer ärztlich überwachten Provokation eine Erdnussallergie ausgeschlossen werden. Literatur 1.) Worm M et al. Allergologie. 2021;44(7):488-541 2.) Halken S et al. Pediatr Allergy Immunol. 2021;32(5):843-58 basierend auf: 16. Deutscher Allergiekongress, 30.09. – 02.10.2021, Dresden und virtuell. Session: „Allergieprävention – Neues aus der S3-Leitlinie“. Alle Berichte vom 16. Deutschen Allergiekongress 18.10.2021 | DAK 2021 | Kongressbericht | Nachrichten Umgang mit Allergien auf COVID-19-Impfstoffe 17.10.2021 | DAK 2021 | Kongressbericht | Nachrichten „Warum AIT gegen Katzenallergen? 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