Darmkrebsreihenuntersuchungen zeigen EU-weit Erfolge

In Europa haben viele Länder dem Darmkrebs mit Hilfe von Früherkennungsprogrammen den Kampf angesagt. Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Inzidenz und Mortalität von Darmkrebs und der Zeitspanne seit Einführung von Reihenuntersuchungen. Zerbor / AdobeStock × Vor fast 20 Jahren verabschiedete der EU-Rat eine Empfehlung zur Einführung eines bevölkerungsweiten Darmkrebs-Screening für alle EU-Bürgerinnen und -Bürger im Alter von 50–74 Jahren[1]. Allerdings haben noch nicht alle Länder ein formelles Darmkrebsfrüherkennungsprogramm eingeführt. Dabei ist Darmkrebsvorsorge nachweislich effektiv – dies zeigte etwa eine letztjährige Studie, die die Krebsregisterdaten sowie Sterblichkeitsdaten der WHO aus dem Zeitraum zwischen 2000 und 2016 auswertete. In die Analyse flossen die Daten von über 3 Millionen Patient:innen aus 21 europäischen Ländern ein[2]. Darmkrebsreihenuntersuchungen senken Inzidenz und Mortalität europaweit Die Programme zur Darmkrebsvorsorge unterscheiden sich erheblich zwischen den einzelnen europäischen Ländern. In den meisten Ländern mit langjährigen Früherkennungsprogrammen und einer Abdeckung von mehr als 50 % der für das Screening in Frage kommenden Bevölkerung wurde ein deutlicher Rückgang der Darmkrebsinzidenz festgestellt. So sanken in Deutschland, Österreich oder Tschechien die altersstandardisierte Darmkrebsinzidenz bei Männern durchschnittlich um 1,6 bis 2,5 Prozent pro Jahr, bei Frauen um 1,3 bis 2,4 Prozent (average annual percentage change, AAPC). In den Ländern, die erst nach dem Jahr 2000 ein Screening-Programm eingeführt hatten, blieben die Inzidenzen stabil oder stiegen bis zur Implementierung an. In Ländern wie Dänemark oder den Niederlanden wurde sehr schnell eine hohe Abdeckung erreicht und ab diesem Zeitpunkt sank die Inzidenz. In Ländern ohne Screening-Programme stiegen die Inzidenzraten kontinuierlich[2]. Auch die altersstandardisierte Darmkrebssterblichkeit sank am deutlichsten in Ländern, die bereits frühzeitig Screening-Programme eingeführt hatten, darunter Österreich (3,2 % pro Jahr bei Männern, 3,5 % bei Frauen), Tschechien (Männer: 3,8 %; Frauen: 3,9 %) und Deutschland (Männer: 2,6 %; Frauen: 3,1 %, average annual percentage change, AAPC). Je weiter die Einführung des nationalen Screenings zurückliegt, desto deutlicher zeigt sich der Rückgang der Darmkrebssterblichkeit. Zu beachten ist, dass die Schlussfolgerungen zur Darmkrebssterblichkeit begrenzt sind, weil keine Daten über die nicht gescreente Bevölkerung vorliegen. Außerdem ging die Darmkrebsmortalität allgemein in den meisten der untersuchten Ländern zurück – aber in geringerem Ausmaß. Dies dürfte zum Beispiel auch an einer verbesserten Diagnostik und Therapie liegen[2]. Verbesserungsbedarf bei der Entdeckung von Krebs des proximalen Kolons und Rektums Eine aktuelle Folgestudie von Cardoso et al. analysierte fast 230.000 Darmkrebsfälle aus 9 ausgewählten europäischen Ländern, wobei unter anderem die Stadienverteilung bei im Screening entdeckten und nicht im Screening entdeckten kolorektalen Karzinomen untersucht wurde. Durchgehend wiesen die im Screening entdeckten Krebsfälle eine günstigere Stadienverteilung auf als auf andere Weise entdeckte Krebsfälle. Gleichzeitig sahen die Wissenschaftler:innen noch viel Bedarf und Spielraum für eine Verbesserung der Krebsfrüherkennung in allen Segmenten des Dickdarms, insbesondere im proximalen Kolon und Rektum[3]. Auch frühere Studien zeigen den positiven Effekt der Darmkrebsvorsorge in ganz Europa[4,5]. Expert:innen weisen darauf hin, dass für Implementierung und Verbesserung die politischen Entscheidungsträger in Europa sorgfältig die nationalen Endoskopieressourcen und die Präferenzen der Bevölkerung in Verbindung mit der Wirksamkeit der Screening-Modalitäten berücksichtigen sollten[4]. Weitere Entwicklungen beim Screening In einem Kommentar zur Studie von Cardoso et al. aus 2021 werden die Autor:innen ausdrücklich dafür gelobt, eine große europäische Forschungskooperation ins Leben gerufen zu haben. Diese biete eine einzigartige Gelegenheit, wichtige Erkenntnisse über verschiedene Aspekte der Darmkrebsvorsorge zu gewinnen[6]. Gleichzeitig schlagen die Kommentator:innen vor, zukünftige länderübergreifende Forschungskooperationen sollten darauf hinarbeiten, jüngere Menschen mit einem besonderen Darmkrebsrisiko zu identifizieren. Die Studie von Cardoso et al. habe bestätigt, dass in den letzten Jahren die Darmkrebsinzidenz bei Menschen unter 50 Jahren zugenommen habe. In Deutschland tritt zur Klärung der Frage, welche Faktoren die Erkrankung in den jüngeren Generationen begünstigen, der interdisziplinäre Forschungsverbund „PEARL" an. Er wird in den nächsten 4 Jahren vom BMBF als Projekt der Nationalen Dekade gegen Krebs mit 2,44 Millionen Euro gefördert, wobei sich diese Förderung auf maximal 8 Jahre ausweitet[7]. PP-RB-DE-1711 » Zum Impressum von Lilly Deutschland GmbH Fachinformation Cyramza® Literatur [1] Official Journal of the European Union. Council recommendation of 2 December 2003 on cancer screening: http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2003:327:0034:0038:EN:PDF [2] Cardoso R et al. Lancet Oncol. 2021; 22(7): 1002-1013. [3] Cardoso R et al. Lancet Gastroenterol Hepatol. 2022; S2468-1253(22)00084-X. [4] Gini A et al. Eur J Cancer. 2020; 127: 224-235. [5] Brenner H et al. BMJ 2014; 348: g2467. [6] Gogenur I et al. Lancet Oncol. 2021; 22(7):898-899. [7] DKFZ. Darmkrebs bei jungen Erwachsenen vorbeugen. https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2022/dkfz-pm-22-38-Darmkrebs-bei-jungen-Erwachsenen-vorbeugen.php

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