Erschienen in:
02.09.2022 | Pneumologie | Schwerpunkt: Mikrobiom
Darm-Leber-Achse – wie der Darm die Leber krank macht
verfasst von:
PD Dr. med. Münevver Demir, Prof. Dr. med. Frank Tacke
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 10/2022
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Zusammenfassung
Die Forschung der letzten zwei Jahrzehnte hat die wichtige Rolle der Darmmikrobiota für Gesundheit und Krankheit, einschließlich chronischer Lebererkrankungen, deutlich gemacht. Darm und Leber kommunizieren über die Pfortader, das biliäre System und Mediatoren im Blutkreislauf („Darm-Leber-Achse“). Die Mikroben im Darm sind an der Aufrechterhaltung der Homöostase in der Leber beteiligt. Andererseits können Veränderungen in der normalen Zusammensetzung oder Vielfalt des Darmmikrobioms – die sogenannte Dysbiose – auch als Quelle für Krankheitserreger und Moleküle dienen, die zum Auftreten oder Fortschreiten chronischer Lebererkrankungen wie der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung beitragen. Durch eine erhöhte Produktion von bakteriellem Ethanol, einen veränderten Gallensäurestoffwechsel, eine veränderte Produktion kurzkettiger Fettsäuren, eine gesteigerte Anzahl von endotoxinhaltigen gramnegativen Bakterien sowie eine erhöhte intestinale Permeabilität beeinflusst eine Dysbiose Stoffwechsel- und Entzündungsprozesse. Die klinische Bedeutung spezifischer Veränderungen des Darmmikrobioms im Zusammenhang mit chronischen Lebererkrankungen ist noch unklar. In dieser Übersichtsarbeit wird erörtert, wie die Darmmikrobiota und ihre Produkte zur Pathogenese von Lebererkrankungen beitragen und wie eine gezielte Manipulation der Darmmikrobiota für therapeutische Ansätze genutzt werden könnte.