Erschienen in:
01.08.2003 | Psychosomatik
Das „Alter“
Ein Beispiel für Frauenkonstruktionen in der Reproduktionsmedizin
verfasst von:
Priv.-Doz. Dr. med. Dipl.-Psych. I. Kowalcek, G. Buhrow, G. Huber
Erschienen in:
Reproduktionsmedizin
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Ausgabe 4/2003
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Zusammenfassung
Das zunehmende Alter der Frau gilt als ein Hauptfaktor für den ausbleibenden Erfolg einer reproduktionsmedizinischen Behandlung. Das Alter der Patientin bei Erstvorstellung in der Sterilitätssprechstunde wird differenziert vor dem Hindergrund der Kinderwunschdauer und der Sterilitätsursache dargestellt. Die untersuchte Konsekutivstichprobe umfasst 233 Frauen, die sich erstmals in der Sterilitätssprechstunde vorstellten.
Bei Erstvorstellung in der Sterilitätssprechstunde liegt das Alter der ungewollt kinderlosen Frau im Mittel bei 30,8 Jahren. Der Kinderwunsch reicht im Durchschnitt 4,5 Jahre zurück. Das Alter bei erstmalig aufkommendem Kinderwunsch liegt bei 26,2 Jahren. Ein Unterschied in Abhängigkeit von der somatischen Sterilitätsursache lässt sich nicht aufzeigen. Ein erstmaliger Kinderwunsch nach dem 35. Lebensjahr kam nur bei 2,7% der Sterilitätspatientinnen auf. In der Gruppe der Frauen über 35 Jahre treffen wir auf somatische Ursachen wie männliche Subfertilität oder auf lebensgeschichtliche Umstände, wie sekundäre Sterilität bei Kinderwunsch mit einem neuen Partner oder vorausgegangene Sterilisatio. Das Alter der Frau bei aufkommendem Kinderwunsch und die damit verbundenen reproduktiven Fähigkeiten verlieren an Zentralität im Hinblick auf den Erfolg der reproduktionsmedizinischen Behandlung. Die gegenwärtige kulturspezifische und die medizinische Konstruktion, die in der Spätmanifestation des Kinderwunsches eine wesentliche Ursache für die Etablierung und die Weiterentwicklung reproduktionsmedizinischen Potenzials sieht, ist relativ.