Baby mit Fieber: Diese drei Parameter schließen schwere bakterielle Infektion aus

Bei Babys unter 60 Tagen kann sich eine schwere bakterielle Infektion unter Umständen allein durch Fieber bemerkbar machen. Diese Kinder zuverlässig und rasch zu detektieren, ist angesichts der möglichen Komplikationen ein Muss. Doch wie gelingt das sicher ohne allzu großen Aufwand? Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Entwickeln Neugeborene und Säuglinge im Alter von maximal 60 Tagen Fieber, liegt bei 8% bis 13% der kleinen Patienten eine schwerwiegende bakterielle Infektion vor. Dazu gehören neben Harnwegsinfekten vor allem Bakteriämien und bakterielle Meningitiden. Aufgrund der drohenden Komplikationen müssen diese Kinder sicher identifiziert werden. Um jedoch unnötige Lumbalpunktionen, stationäre Aufenthalte und Breitbandantibiotikagaben möglichst zu vermeiden, haben US-amerikanische Kinderärzte versucht, einen Algorithmus zur Risikoabschätzung zu entwickeln, und evaluiert, anhand welcher Parameter Kinder mit einem geringen Risiko für schwerwiegende Infektionen sicher identifiziert werden können. Drei Parameter sind entscheidend Dazu nutzten die Forscher die Daten einer prospektiven Beobachtungsstudie, in der die diagnostische Sicherheit einer RNA-Microarray-Analyse zum Nachweis schwerwiegender bakterieller Infektionen überprüft wurde. Die Kohorte umfasste 1821 Kinder, die maximal 60 Tage alt waren und aufgrund von Fieber in einer von 26 teilnehmenden Notfallambulanzen vorgestellt wurden. Die klinischen und labormedizinschen Daten beinhalteten neben Angaben zum Patienten sowie Höhe und Dauer des Fiebers, das klinische Erscheinungsbild der Kinder sowie Leukozytenzahl, absolute Neutrophilenzahl, Procalcitoninspiegel im Serum und Urinanalyse. Sichere Risikobeurteilung gewährleistet Die Pädiater randomisierten die Patienten in zwei Gruppen. Die eine (n = 908) diente dazu, den Algorithmus herzuleiten, und die andere (n = 913), diesen zu überprüfen. Schwerwiegende bakterielle Infektionen waren bei 170 der 1821 Säuglinge nachgewiesen worden. 26 Kinder hatten eine Bakteriämie, 151 einen Harnwegsinfekt und 10 Kinder eine bakterielle Meningitis. Bei 16 Kindern lagen mehrere Infektionen gleichzeitig vor. Die Herleitungsgruppe ließ erkennen, dass eine negative Urinanalyse in Kombination mit einer absoluten Neutrophilenzahl von maximal 4090/µl und einem Serum-Procalcitoninspiegel von maximal 1,71 ng/ml für ein geringes Risiko sprach. Die Sensitivität dieser drei Parameter betrug 98,8%. In der Validierungsgruppe wiederum bestätigte sich die diagnostische Zuverlässigkeit dieser drei Kriterien. Die Sensitivität betrug 97,7%, die Spezifität 60%. Der negative Vorhersagewert lag bei 99,6%, die Likelihood-Ratio bei 0,04. Falsch klassifiziert wurden insgesamt drei Kinder, eines mit Bakteriämie und zwei mit Harnwegsinfekten. Angesichts dieser Ergebnisse glauben die US-amerikanischen Kinderärzte, dass sich mit Hilfe dieser drei labormedizinschen Parameter die Zahl unnötigerweise durchgeführter Lumbalpunktionen, Breitbandantibiotikatherapien und Klinikaufenthalte reduzieren lässt. Doch zunächst müsse der Algorithmus in einer unabhängigen Kohorte erneut validiert werden, ehe er in der Klinik implementiert werden könne, so die Studienautoren. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich anhand klinischer oder labormedizinscher Parameter eine schwerwiegende bakterielle Infektion bei Kindern unter zwei Monaten mit Fieber sicher ausschließen? Antwort: Die Zusammenschau von Urinanalyse, absoluter Neutrophilenzahl und Serum-Procalcitoninspiegel ermöglicht es, Kinder mit geringem Risiko zu identifizieren. Bedeutung: Dieser Algorithmus könnte helfen, die Zahl der unnötigen Lumbalpunktionen, Bereitbandantibiotikatherapien und stationären Aufenthalte zu senken. Einschränkung: Die Anzahl der Kinder mit Bakteriämie oder bakterieller Meningitis war relativ gering, was die Aussagekraft der Ergebnisse einschränkt.

Springer Medizin

Baby mit Fieber: Diese drei Parameter schließen schwere bakterielle Infektion aus

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Pädiatrie

Neuer Typ-1-Diabetes bei Kindern am Wochenende eher übersehen

Neue Studienergebnisse zur Myopiekontrolle mit Atropin

Spinale Muskelatrophie: Neugeborenen-Screening lohnt sich

Fünf Dinge, die im Kindernotfall besser zu unterlassen sind

Update Pädiatrie