Trotz auffälliger Vitalparameter aus Notaufnahme entlassen

Nach einer Behandlung in der Notfallambulanz werden einige Kinder und Jugendliche trotz abnormer Vitalparameter entlassen. Wie sich jetzt in einer US-amerikanischen Studie herausstellte, werden nur wenige davon trotzdem wieder vorstellig. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Vitalparameter werden zur Triage und zur Identifizierung von Kindern mit schweren Erkrankungen verwendet. Trotzdem werden Patienten aus der Notaufnahme entlassen, deren Messwerte nicht im Normbereich liegen. Ob dies zu einer möglichen Wiedervorstellung innerhalb von 48 Stunden führt und in welcher Verfassung die Kinder zurückkommen, war Gegenstand einer aktuellen retrospektiven Kohortenstudie aus den USA. Die Kinderärztin Magdalena Kazmierczak vom Nemours Children’s Hospital in Wilmington, Delaware, hat zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Florida die erneuten Besuche von Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre untersucht, die die Notfallambulanz ihrer Kliniken mit veränderten Vitalparametern verließen. Gewertet wurden Herz- und Atemfrequenz sowie Blutdruck, die allesamt außerhalb der 5. beziehungsweise 95. Perzentile für das entsprechende Alter liegen mussten. Zusätzlich wurden eine Sauerstoffsättigung 38,0 °C als Abweichung gezählt. Von insgesamt 83.092 Kindern und Jugendlichen, die von den Notfallmedizinern wieder nach Hause geschickt wurden, lagen bei 21,3% die Vitalparameter nicht im Normbereich. 399 (2,26%) dieser Patienten kamen innerhalb von 48 Stunden in die Notaufnahme zurück, 95 (23,8%) von ihnen wurden bei der Wiedervorstellung stationär aufgenommen. Die Raten an Rückkehrern unterschieden sich nicht signifikant von den Kindern und Jugendlichen, die mit unauffälligen Vitalparametern entlassen worden waren (2,45%). Gefährdet sind Kinder unter drei Jahren Bei Kindern mit abnormen Vitalparametern war es wahrscheinlicher, dass sie innerhalb von 48 Stunden erneut vorstellig wurden, wenn sie jünger als drei Jahre alt waren oder ihre ursprüngliche Erkrankung akuter verlaufen war mit einem Emergency Severity Index (ESI) von 1, 2 oder 3. Dann war auch das Risiko erhöht, bei der Wiedervorstellung stationär aufgenommen zu werden. Mit zwei oder mehr auffälligen Vitalparametern bei der Entlassung war es wahrscheinlicher, innerhalb von 48 Stunden in die Notaufnahme zurückzukehren, verglichen mit Kindern mit nur einem abnormen Messwert. Für eine Klinikeinweisung beim zweiten Besuch spielte die Anzahl der zuvor auffälligen Werte keine Rolle. Fieber ist verdächtig Mittels univariater Regressionsanalyse identifizierten die Studienautoren eine abnorme Temperatur bei Entlassung aus der Notaufnahme als signifikanten Prädiktor für eine Wiedervorstellung in der Notaufnahme. Eine zu niedrige Sauerstoffsättigung war ein signifikanter Prädiktor für eine stationäre Aufnahme der Patienten, die innerhalb von 48 Stunden zurückkehrten. Vier der Kinder, die erneut in der Notaufnahme erschienen, wurden auf die Kinderintensivstation aufgenommen, jedoch musste keines wiederbelebt oder endotracheal intubiert werden und keines der Kinder starb. Eventuell reevaluieren „Obwohl die Ergebnisse nahelegen, dass Kinder mit mehreren auffälligen Vitalparametern bei der Entlassung aus der Notaufnahme ein höheres Risiko hatten, wieder vorstellig zu werden, ist es deshalb nicht unbedingt nötig, dass sich die Werte vor der Entlassung normalisieren“, schreiben Kazmierczak und ihre Kollegen. Sie schlagen vielmehr vor, Kinder unter drei Jahren, Kinder mit niedrigen ESI-Kategorien und Kinder mit mehreren abnormen Vitalparametern vor der Entlassung aus der Notaufnahme einer eingehenden Neubewertung zu unterziehen, sollten ihre Werte nicht im Normbereich liegen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie häufig kehren Kinder und Jugendliche in die Notaufnahme zurück, wenn sie bei ihrem ersten Besuch mit abnormen Vitalparametern entlassen wurden? Antwort: 2,26% der Patienten wurden innerhalb von 48 Stunden erneut in der Notaufnahme vorstellig. Risikopatienten sind Kinder unter drei Jahren, Kinder mit niedrigen ESI-Leveln und Kinder mit mehreren veränderten Vitalparametern. Bedeutung: Patientinnen und Patienten, die einen oder mehrere Risikofaktoren erfüllen, sollten eventuell enger überwacht werden. Einschränkung: Es handelt sich um eine retrospektive Studie von zwei Krankenhäusern, bei der nicht klar ist, ob alle Patienten in dieselben Einrichtungen zurückkehrten. Außerdem ist unsicher, ob die Vitalparameter auch kurz vor der Entlassung evaluiert wurden oder eventuell nur bei der Aufnahme.

Springer Medizin

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