Erschienen in:
10.03.2020 | Analgetika in der Zahnmedizin | Originalien
Das Mainzer Stadienmodell der Schmerzchronifizierung ist auch bei stationären geriatrischen Patienten zur Graduierung chronischer Schmerzen geeignet
verfasst von:
PD Dr. med. Matthias Schuler, Gerhard Schwarzmann
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Einleitung
Das Mainzer Stadienmodell der Schmerzchronifizierung (Mainz Pain Staging System [MPSS]) wurde überwiegend bei Menschen in mittlerem Alter und mit chronischen Rückenschmerzen validiert und soll zur Prognoseeinschätzung und zur Steuerung des Ressourceneinsatzes bei Therapiebeginn dienen. Bei multimorbiden und funktionell beeinträchtigten Menschen (geriatrische Patienten) mit multipler Schmerzursache ist unklar, ob dieses Instrument überhaupt umgesetzt werden kann und Aussagen zur Chronifizierungsschwere von Schmerzen zulässt.
Material und Methoden
Deshalb wurden 173 konsekutive Patienten mit Schmerzen in der zweiten Woche einer stationären geriatrischen Behandlung nach dem MPSS eingestuft. Zur Validierung wurden die Fragen aus dem Schmerzinterview für geriatrische Patienten (SgP) herangezogen. Zudem wurde das MPSS mit der eigenanamnestischen Angabe zur Dauer des Hauptschmerzes verglichen.
Ergebnisse
Bis auf die Fragen zur Medikamenteneinnahme konnte das MPSS überwiegend eigenanamnestisch erhoben werden. Selbst wenn man die aktuelle analgetische Therapie heranzieht, wies das MPSS signifikante Zusammenhänge mit dem sensorischen, affektiven und emotionalen Schmerzerleben aus dem SgP auf. Die Angaben zur Dauer korrelierten nur mit einer Kategorie des MPSS (Schmerzbild).
Schlussfolgerung
Das MPSS ist bei multimorbiden und funktionell beeinträchtigten älteren Patienten in stationärer Behandlung umsetzbar. Chronifizierungsmerkmale sind in höheren Stadien ausgeprägter als in niedrigeren. Nur eine Kategorie des MPSS kann eigenanamnestisch nicht valide erhoben werden. Die Möglichkeiten der Prognoseabschätzung und der Ressourcensteuerung mithilfe des MPSS sollten für dieses Kollektiv weiter untersucht werden.