Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist gekennzeichnet durch chronische, d. h. länger als 3 Monate bestehende, abdominelle Schmerzen oder abdominelles Unwohlsein, welche in der Regel mit Veränderungen des Stuhlgangs einhergehen. Es ist eine gastrointestinale Funktionsstörung ohne erkennbare organische Störung, deren Diagnose in erster Linie klinisch und durch Ausschluss anderer Erkrankungen gestellt wird. Weltweit sind etwa 10–20% der Bevölkerung betroffen. Ätiologie und Pathogenese sind weitestgehend unklar. Veränderungen der gastrointestinalen Motilität und viszerale Hypersensitivität spielen offenbar eine Rolle, genauso wie eine intestinale Entzündungsreaktion, die insbesondere beim Diarrhoe-dominanten und postinfektiösen RDS nachweisbar ist. Veränderungen der Stuhlmikroflora, erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Nahrungsmitteln und genetische wie auch soziale Faktoren scheinen ebenfalls an der Ätiopathogenese beteiligt zu sein. Neben einer Basisdiagnostik, die Anamnese, körperliche Untersuchung, Abdomensonografie, gynäkologische Untersuchung, Blutbild, BSG/CRP und Urinstatus umfasst, richten sich die weiteren diagnostischen Maßnahmen nach der vorherrschenden Beschwerdesymptomatik und dienen in erster Linie dem Zweck, andere Erkrankungen auszuschließen. Die Therapie des RDS ist symptomatisch und sollte einem Stufenschema folgen. Neben dem Aufbau einer vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung sollten am Anfang v. a. Änderungen des Lebensstils und/oder Ernährungsumstellungen stehen. Die nächste Stufe beinhaltet dann eine zusätzliche medikamentöse Therapie in Abhängigkeit von der vorherrschenden Symptomatik. Bei Hinweisen auf das Vorliegen psychosozialer Belastungen oder psychischer Komorbiditäten sollte neben den allgemeinen Maßnahmen auch eine Psychotherapie in Erwägung gezogen werden.