Erschienen in:
01.05.2005 | Übersichten
Das Syndrom der genitalen Retraktion aus Sicht der transkulturellen Psychiatrie
Chinesisches Suo yang, indonesisches Koro und nichtasiatische Formen (Koro-ähnliche Symptome)
verfasst von:
Dr. R. W. Freudenmann, C. Schönfeldt-Lecuona
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2005
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Zusammenfassung
Die Arbeit fasst das Wissen zum Syndrom der genitalen Retraktion (SGR) aus Sicht der transkulturellen Psychiatrie zusammen. Am bekanntesten ist sein Vorkommen als kulturgebundenes Syndrom in Asien, z. B. Koro in Indonesien und Suo yang in Südchina, wo es auch in sog. „Epidemien“ auftritt. Das Bild ist gekennzeichnet durch das Erleben, dass das Genitale schrumpft und in den Bauch gezogen wird; damit einher geht Todesangst, da die Betroffenen befürchten zu sterben, sobald das Genitale vollständig verschwunden ist. Gerade beim Suo yang lässt sich die Einbindung der Symptomatik in lokale tradierte Krankheitsvorstellungen aufzeigen. In der westlichen Welt dagegen kommt das SGR nur in Einzelfällen vor. Die Symptomatik ist weniger dramatisch und zeigt keine kulturelle Einbindung. Man spricht von „Koro-ähnlichen Symptomen“ (koro-like symptoms, KLS). Im Unterschied zur asiatischen Form treten KLS nicht bei Gesunden auf, sondern als unspezifisches Syndrom bei verschiedenen neuropsychiatrischen Erkrankungen. Die beiden Formen des SGR werden hinsichtlich Symptomatik, kulturellen Aspekten und Therapieansätzen verglichen.