Erschienen in:
01.12.2010 | Übersichten
Das tiefe stabilisierende System der Wirbelsäule
Seine Bedeutung für funktionelles Denken
verfasst von:
K. Lewit, A. Kobesova, M. Lepšíková
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 6/2010
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Zusammenfassung
Einleitend wird an die motorischen Stereotypstörungen nach Janda erinnert. Deren Ursache und Mechanismus werden aufgrund der Entwicklungskinesiologie nach Vojta dargelegt. Im Laufe der ersten 3 Monate nach der Geburt entwickelt sich ein Gleichgewicht von Flexoren, Extensoren, Adduktoren, Abduktoren, Außen- und Innenrotatoren an den Extremitäten, das die aufrechte Haltung ermöglicht. Im Stehen bilden die Füße ein Punctum fixum, von dem Muskelketten ausgehen, deren koordinierte Tätigkeit die aufrechte Haltung möglich macht. Die Wirbelsäule ist mit einem Mast vergleichbar, den Muskeln vom Becken ausgehend verspannen. Die Instabilität der einzelnen Wirbel erfordert jedoch das tiefe stabilisierende System (TSS). Dieses besteht am Rumpf dorsal aus den Mm. multifidi und ventral aus der Bauchhöhle, deren Wände mit dem Zwerchfell die posturale Funktion und die Atemfunktion aufs Engste verbinden. Für die Stabilisierung der Fußwölbung sind vor allem die Flexoren verantwortlich. Die Schulterblätter werden durch den unteren Anteil des M. trapezius und den M. serratus anterior fixiert, der Kopf durch die kurzen Muskeln des kraniozervikalen Übergangs und die tiefen Halsmuskeln. Die stabilisierenden Muskeln funktionieren vorwiegend automatisch. Ihre Funktion muss deshalb, wenn sie gestört ist, erlernt werden. Triggerpunkte in den langen Muskelketten und Blockierungen kompensieren offensichtlich die Insuffizienz des TSS, denn sie gehen in der Regel zurück, sobald sich die Funktion des TSS normalisiert. Natürlich sind Weichteilstörungen wesentlich mitbeteiligt und diese Vorgänge nur im Zusammenhang mit der führenden Rolle des zentralen Nervensystems zu verstehen.