Erschienen in:
23.11.2018 | Urothelkarzinom | Hauptreferate: Hauptprogramm der DGP
Das Urachuskarzinom – aktuelle Konzepte einer seltenen Tumorerkrankung
verfasst von:
PD Dr. H. Reis, T. Szarvas
Erschienen in:
Die Pathologie
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Sonderheft 2/2018
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Zusammenfassung
Das Urachuskarzinom ist ein seltener aber aggressiver Tumor. Neben den nichtglandulären Tumoren wird heutzutage das primär zystische vom nichtzystischen Urachus-Adenokarzinom abgegrenzt. (Immunhistochemische) Marker sind in der Differentialdiagnose nur von begrenztem Nutzen, sodass die Diagnose primär multidisziplinär gestellt wird. Das nichtzystische Adenokarzinom (83 %) ist häufiger bei Männern (63 %), zeigt ein medianes Erkrankungsalter von 51 Jahren und eine 5‑Jahres-Überlebensrate von etwa 50 %. Im lokal begrenzten Stadium wird zumeist eine Resektion des tumortragenden Harnblasendaches sowie des medianen umbilikalen Ligaments und des Umbilicus angestrebt. In fortgeschrittenen Stadien bzw. Rezidiven ist eine chemotherapeutische Systemtherapie notwendig, wobei sich 5‑Fluorouracil-(5-FU-)haltige Regime als sinnvoll erwiesen haben. Bei der Seltenheit des Tumors kommt zielgerichteten Therapieversuchen – aufbauend auf einer biologischen Rationale – eine besondere Bedeutung zu. Bei bislang spärlichen Daten haben wir die bislang größte Urachuskarzinomkohorte kooperativ zusammengestellt und analysiert. In 31 % der Fälle zeigten sich Veränderungen der MAPK-/PI3K-Signalwege (bes. K-/NRAS) mit entsprechenden Implikationen für eine anti-EGFR-Therapie. Weitere potentiell therapeutisch nutzbare Veränderungen zeigten sich in FGFR1, MET, PDGFRA und erbB2/HER2. Zudem war eine PD-L1-Tumorzellexpression (Klon: 22C3) bei 16 % der Fälle vorhanden, sodass trotz des Fehlens einer MMR-d(„mismatch repair deficiency“)-/MSI-h(„high microsatellite instability“)-Situation immunonkologische Therapieversuche bedenkenswert erscheinen. Zuletzt ist das Urachuskarzinom eine molekular eigenständige Entität mit größerer Ähnlichkeit zum kolorektalen Adenokarzinom als zum Urothelkarzinom.