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19.05.2021 | DDG-Jahrestagung 2021 | Kongressbericht | Nachrichten

SGLT-2-Inhibitoren bei eingeschränkter Pumpfunktion

Schutz für Diabetiker-Herzen

verfasst von: Dr. Miriam Sonnet

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Patienten mit Herzinsuffizienz profitieren von SGLT2-Inhibitoren – und zwar auch dann, wenn sie Diabetiker sind. Die Medikamente sollten möglichst früh zum Einsatz kommen, berichtete PD Dr. Katharina Schütt auf dem Diabetes-Kongress.

Stellen Sie sich folgendes Praxisbeispiel vor: Sie betreuen einen 66-jährigen Patienten mit Typ-2-Diabetes und einem HbA1c von 7,1% bei einer bestehenden Therapie mit Metformin und Dulaglutid. Zusätzlich leidet er an einer Herzinsuffizienz mit einer mittelgradig eingeschränkten Ejektionsfraktion (LV-EF 38%) und an einer Niereninsuffizienz (aktuelle eGFR 47 ml/min). Was würden Sie tun? Mit dieser Umfrage begann PD Dr. Katharina Schütt von der Klinik für Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin, Uniklinik Aachen, ihren Vortrag. Das Ergebnis: 15% würden die medikamentöse Therapie so belassen und 58% sprachen sich für die zusätzliche Behandlung mit einem SGLT2-Inhibitor aus. 10% der Befragten würden Dulaglutid gegen einen SGLT2-Hemmer tauschen und 16% würden von Metformin auf einen SGLT2-Inhibitor wechseln.

Die Referentin sprach sich, ebenso wie die Mehrheit der Zuhörer, dafür aus, zusätzlich einen SGLT2-Hemmer zu geben. Eine verschärfte Glukosekontrolle alleine hätte wahrscheinlich keinen Effekt bezüglich der Herzinsuffizienz gehabt – das zeigen auch die Daten einer Metaanalyse [1]. Zudem empfehlen die aktuellen Leitlinien im vorliegenden Fall, zusätzlich zu Metformin einen SGLT2-Inhibitor oder GLP-1-Rezeptoragonisten einzusetzen. Außerdem sollte bei Vorliegen einer Herzinsuffizienz der DPP4-Inhibitor Saxagliptin sowie Glitazone abgesetzt werden, da sich beide Substanzklassen negativ darauf auswirken, betonte die Expertin.

Früher klinischer Nutzen

Sie stellte weitere Daten vor, die die Vorteile von SGLT2-Inhibitoren bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und Herzinsuffizienz belegen: Es bestehe ein geringeres Risiko einer Hospitalisierung aufgrund einer Herzinsuffizienz und die kardiorenalen Vorteile (von Dapagliflozin) erstrecken sich über ein großes Spektrum von Typ-2-Diabetikern. Aufgrund der positiven Daten der DAPA-HF-Studie wurde Dapagliflozin zur Behandlung der symptomatischen chronischen Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion für Patienten mit und ohne Typ-2-Diabetes zugelassen. Der klinische Nutzen trat in der Studie schon nach 28 Tagen ein.

Die chronische Nierenerkrankung ist ein großes Problem bei einer eingeschränkten Herzfunktion, betonte PD Dr. Schütt, und bisher verfügbare Herzinsuffizienz-Therapien können die Niere nur begrenzt schützen. Umso erfreulicher sei es, dass ein weiterer SGLT2-Hemmer, Empagliflozin, die eGFR in Betroffenen stabilisieren kann.

Nicht zu viel trinken!

Hinsichtlich der Sicherheit von SGLT2-Inhibitoren sind u.a. genitale Infektionen zu beachten. Die Empfehlung für Patienten lautet daher, viel Wasser zu trinken – bei Menschen mit Herzinsuffizienz sollte man mit diesem Ratschlag vorsichtiger sein, da die Gefahr einer kardialen Dekompensation besteht.

Zusammenfassend stellt die Herzinsuffizienz eine relevante Komorbidität bei Patienten mit Diabetes dar, die mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität einhergeht. SGLT2-Inhibitoren senken effektiv und früh die Hospitalisierung aufgrund einer Herzinsuffizienz und die kardiovaskuläre Mortalität. Die Substanzen sollten frühzeitig gegeben werden.

Quelle: Diabetes Kongress 2021 (virtuell), 12. – 15. Mai 2021; Session: Kardiovaskuläre Komplikationen bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes – Was tun?

Literatur

1. Turnbull FM et al. Diabetologia. 2009 Nov;52(11):2288-98. doi: 10.1007/s00125-009-1470-0.

Weitere Artikel finden Sie in unserem Kongressdossier.

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