Neue Zielstruktur bei diabetischer Niere

Ein zu hoher Blutzuckerspiegel schlägt sich bekanntermaßen auf die Nieren nieder. Doch wie kann das Organ, außer mit einer strikten Blutzuckerkontrolle, geschützt werden? Einen Angriffspunkt bietet das Inflammasom: Wird es gehemmt, verbessert sich eine diabetische Nephropathie – zumindest im Mausmodell. Verschiedene Entzündungsparameter sind mit Markern einer diabetischen Nierenerkrankung (DKD) assoziiert, berichtete Prof. Dr. Berend Isermann vom Universitätsklinikum Leipzig – darauf deuten die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2012 hin [1]. Die Vermutung liegt daher nahe, dass Entzündungsreaktionen bei der DKD eine Rolle spielen. Dies wird durch die Effekte einer Aktivierung des Inflammasoms in renalen Zellen gestützt – das Inflammasom könnte daher eine potenzielle Zielstruktur bei der DKD darstellen. Die Hypothese: Hohe Glukosewerte aktivieren über die Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) das Inflammasom und führen schließlich zu einer DKD. Inhibiert werden kann diese Kaskade möglicherweise durch den Wirkstoff Anakinra, einen Interleukin-1-Rezeptorantagonisten. Prof. Isermann und sein Team verwendeten die Substanz in verschiedenen Experimenten. Unter anderem behandelten die Forscher damit Mäuse, die einen Diabetes entwickeln (db/db Mausmodell), präventiv. Das verhinderte eine Albuminurie sowie eine Schädigung der Niere. Im nächsten Schritt verabreichten sie die Substanz solchen Tieren, die bereits eine Albuminurie entwickelt hatten. Hier konnte verhindert werden, dass die Erkrankung voranschreitet. Inflammasom-Inhibitoren als therapeutische Strategie? Ähnliche Ergebnisse finden sich auch im Menschen wieder: So war in einer Studie eine erhöhte Expression von NRLP3, eines der Proteine des Inflammasoms, im Urin von Patienten mit dem Auftreten einer DKD assoziiert [2]. Die Autoren einer Beobachtungsstudie wiederum behandelten Erkrankte mit diabetischer Nephropathie und Gichtanfällen mit Anakinra. Nach der Therapie verringerte sich die Serumkreatininkonzentration signifikant [3]. Diese Effekte seien zwar nicht spezifisch, die Ergebnisse deuten aber darauf hin, dass ein Nieren-protektiver Faktor im Menschen vorliegen könnte, so der Experte. Auch mit Minocyclin könne man potenziell in den Entzündungs-Mechanismus eingreifen, da die Substanz in der Lage ist, die ROS-Bildung zu reduzieren. In diabetischen Mäusen verringerte die Therapie mit dem Antibiotikum eine Albuminurie, gleichzeitig sank die NRLP3-Expression. Auch war die mitochondriale ROS-Bildung durch Minocyclin reduziert. Das sei auf eine posttranslationale Regulation des Redox-Regulators Nrf2 zurückzuführen, erläuterte der Referent: Minocyclin hemmt die Ubiquitinierung von Nrf2 und verhindere dadurch dessen Abbau. Dadurch kommt es zu einer verminderten ROS-Bildung [4]. Die Autoren einer weiteren Studie untersuchten den NLRP3-Inhibitor MCC950. Durch die Therapie verbesserte sich eine diabetische Nephropathie im Mausmodell [5]. Die protektive Wirkung wurde in verschiedenen Studien mit weiteren Substanzen, die das Inflammasom inhibieren, demonstriert, sagte Prof. Isermann abschließend. Quelle: Diabetes Kongress 2021 (virtuell), 12. – 15. Mai 2021; Session: Neue Therapieziele bei diabetischer Nephropathie Literatur 1. Gupta J et al. Clin J Am Soc Nephrol. 2012 Dec;7(12):1938-46. 2. El-Horany HE et al. IUBMB Life. 2017 Aug;69(8):623-630. doi: 3. Balasubramaniam G et al. Kidney Int. 2015 Jul;88(1):195-6. 4. Shahzad K et al. Sci Rep. 2016 Oct 10;6:34228. 5. Zhang C et al. Diabetes Metab Syndr Obes. 2019 Aug 2;12:1297-1309. Weitere Artikel finden Sie in unserem Kongressdossier.

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