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13.05.2021 | DDG-Jahrestagung 2021 | Kongressbericht | Nachrichten

DDG-Kongress

Neuer Therapiefokus bei Diabetes: erst das Herz, dann der HbA1c

verfasst von: Dr. Thomas Meißner

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Beim digitalen Diabetes-Kongress haben Experten für eine neue Therapiestrategie bei Diabetes mellitus geworben. Sie lautet: kardiovaskuläres Risiko zuerst. Das hat auch Einfluss auf die Medikamentenwahl.

Zuerst das kardiovaskuläre Risiko betrachten und erst in zweiter Linie den HbA1c-Wert – diese von europäischen Fachgesellschaften konsentierte Empfehlung verlangt einen grundlegenden Wechsel im Denken und Handeln von Internisten und Allgemeinmedizinern. Professor Nikolaus Marx aus Aachen, einer der Autoren der aktuellen Leitlinie der ESC (European Society of Cardiology) und der EASD (European Association for the Study of Diabetes), warb beim digitalen Diabetes-Kongress 2021 der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) noch einmal eindringlich für diese neue Strategie.

Demnach ist bereits bei Neudiagnose eines Diabetes mellitus die Kategorisierung des kardiovaskulären Risikos Grundlage der Primärtherapie. Hat der Patient eine kardiovaskuläre Erkrankung oder besteht ein sehr hohes oder hohes kardiovaskuläres Risiko, sollte ein solcher Diabetes-Patient einen SGLT-2-Inhibitor oder einen GLP-1-Rezeptoragonisten erhalten. Und zwar unabhängig vom HbA1c-Basiswert und vom HbA1c-Zielwert. Diese werden erst in zweiter Linie betrachtet und, wenn erforderlich, weitere Antidiabetika ergänzt.

Was gilt bei moderatem Herzrisiko?

Diese Empfehlung hat die ESC mit der höchsten zu vergebenden Evidenzklasse I empfohlen. Hintergrund sind insgesamt acht große Interventionsstudien, die konsistent nicht nur die kardiovaskuläre Sicherheit von Wirkstoffen aus diesen beiden Substanzklassen bestätigt, sondern ihre Überlegenheit im Vergleich zu den Kontrollgruppen nachgewiesen.

Bei Typ-2-Diabetes mit nur moderatem kardiovaskulärem Risiko kann weiterhin zunächst Metformin als Monotherapie erwogen werden. Für die weitere blutzuckersenkende Therapie werden keine Präferenzen für diese oder jene Antidiabetika angeführt, dafür gebe es keine wissenschaftliche Evidenz, erklärte Marx.

Paradigmenwechsel ist konsentiert

Unter Diabetologen haben diese Empfehlungen in den vergangenen Monaten zu teils heftigen Diskussionen geführt, zumal dieselben Daten in Nordamerika zu im Detail etwas anderen Empfehlungen geführt hatten. Daher sahen sich europäische und amerikanische Leitlinienautoren veranlasst, ein gemeinsames Papier zu veröffentlichen (Lancet Diab Endocrinol 2021;9:46-52).

Die Debatte sei nun vorbei, erklärte Marx beim DDG-Kongress und zitierte damit wörtlich aus dem Papier, deren Erstautor er ist. „Das Entscheidende ist der Paradigmenwechsel“, betonte er. Es sei Zeit sicherzustellen, dass Diabetes-Patienten mit kardiorenalem Risiko von den genannten Wirkstoffgruppen profitierten. Man habe damit ein neues Werkzeug in der Hand, um die Morbidität und Mortalität bei Diabetes zu reduzieren.

In Deutschland sind SGLT-2-Inhibitoren und GLP-1-Rezeptoragonisten nur in Kombination mit Metformin zugelassen.

Quelle: Ärzte Zeitung

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