DiGA: Stand heute und morgen

Seit Dezember 2019 können digitale Gesundheitsanwendungen verordnet werden – doch nicht alle Patientinnen und Patienten, die ein Rezept bekommen haben, nutzen dieses auch. Dabei haben DiGA ein großes Potenzial, und das nicht nur auf der Ebene von Smartphone-Apps. Eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) ist ein Medizinprodukt mit u.a. folgenden Eigenschaften: Es handelt sich um ein Medizinprodukt der Risikoklasse I oder IIa Die Hauptfunktion beruht auf digitalen Technologien Der medizinische Zweck muss durch die digitale Hauptfunktion erreicht werden Die DiGA unterstützt Erkennung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten oder von Verletzungen oder Behinderungen Sie dient nicht der Primärprävention Sie wird vom Patienten oder von Leistungserbringenden und Patient gemeinsam genutzt Wie PD Dr. Alexander Zink von der Technischen Universität München erläuterte, gibt es aktuell 45 zugelassene DiGAs – weitaus weniger als die mehr als 3000 Gesundheitsapps, die nicht BfArm geprüft sind und für die kein Nutzennachweis erforderlich ist. DiGA kommen meist bei psychischen Erkrankungen zum Einsatz und für die Kategorie „Muskeln, Knochen und Gelenke“. „In der Dermatologie gibt es noch keine digitale Gesundheitsanwendung“, so der Referent. Nutzung von DiGA ist dürftig Die Ergebnisse der DiGA-Nutzung in der Praxis sind bisher eher ernüchternd. In einer Studie erhielten 48 Personen mit rheumatischen Erkrankungen ein Rezept für eine DiGA. 39 schlossen die Follow-up-Zeit ab – aber 18 haben das Rezept nicht eingelöst und die DiGA nicht heruntergeladen. Von 20 Teilnehmenden, die die DiGA nutzten, taten die meisten dies nur am Anfang; die Nutzung ließ mit der Zeit nach. Nur ein Bruchteil verwendete die DiGA täglich. Laut einer Umfrage der AOK liegt der größte Vorteil für die Patientinnen und Patienten in der zeitlich flexiblen Nutzung; 70 % der Befragten trafen diese Aussage. 40 % gaben an, dass sie ihre Erkrankung durch die DiGA „besser im Griff“ haben. Und rund 20 % sagten aus, dass sie Probleme mit der Umsetzung digitaler Therapieinhalte hatten. Pro Monat werden in Deutschland zwischen 10.000 und 12.000 DiGA freigeschaltet. Ein Blick in die Zukunft DiGA ebnen aber auch den Weg zu einer kontinuierlichen Vermessung des Körpers. So gibt es beispielsweise Kontaktlinsen, die den intraokulären Augendruck messen und Smartringe für den Blutdruck. Als besonders interessant bezeichnete Zink Mikroneedle-Patches, mit denen sich sekundengenau z.B. Aminosäuren tracken lassen. „Stellen Sie sich das in Kombination mit einer digitalen Anwendung vor. Das eröffnet völlig neue Optionen“, sagte der Referent. Dieses große Potenzial werde aber bisher nicht ausgeschöpft, da sich die DiGA ausschließlich auf Apps beziehen. Was es bereits gibt: einen intelligenten Spiegel, der nicht nur die Stimmung erkennt, sondern auch z.b. die Ausgeprägtheit von Akne und Rosazea. „In Kombination mit einer digitalen Anwendung wäre das ein sensationelles Tool zur Steigerung der Therapieadhärenz und zur Kontrolle des Therapieansprechens.“ Auch das wäre theoretisch über eine DiGA abdeckbar. „Davon sind wir aber noch weit entfernt“, sagte Zink. Er betonte aber: „Auch, wenn sie heute noch nicht in der flächendeckenden Versorgung angekommen sind, sind sie ein perfektes Beispiel, das zeigt, wie die Digitalisierung die Dermatologie noch viel spannender macht.“ Empfehlung der Redaktion DDG 2023 Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft 2023 26. – 29. April 2023 | Berlin Wie weit ist die Entwicklung der mRNA-Impfstoffe gegen Hautkrebs? Wie sieht die zukünftige Behandlung der Psoriasis aus? Und warum ist die Berufsdermatologie ein so wichtiges Feld für praktizierende Dermatologen und Dermatologinnen? Diese und andere aktuelle Themen wurden auf der 52. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) 2023 diskutiert. Basierend auf: Vortrag: „Digitale Gesundheitsanwendungen: In der Praxis angekommen“, PD Dr. Alexander Zink ,28.04.23, 52. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) 2023, Berlin, 26.-29. April.

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