Das ändert sich 2022 für Ärzte und Praxen

Das neue Jahr beschert Ärzten und Arztpraxen jede Menge Neuerungen – von Abrechnungsregeln bis Zweitmeinung. Wir geben einen Überblick. Zum Jahreswechsel 2022 stehen auch für Ärztinnen und Ärzte wieder Neuerungen an, die Auswirkungen haben auf Praxismanagement, Abrechnung und Co. Die „Ärzte Zeitung“ hat die wichtigsten Neuerungen mit Verlinkungen zur ausführlichen Berichterstattung zusammengefasst – auch die Änderungen im Bereich Pflege: (Mitarbeit reh, hom, ger) E-Rezept Zum 1. Januar hätte eigentlich das E-Rezept eingeführt werden sollen – der flächendeckende Start wurde aber kurzfristig ausgesetzt. Stattdessen wird der Pilotbetrieb in den kommenden Wochen fortgesetzt und ausgeweitet. Elektronische AU-Bescheinigung Seit Oktober können Ärzte AU-Bescheinigungen elektronisch ausstellen, zum 1. Januar werden sie zur Pflicht, wenn die notwendige Technik vorhanden ist. Mit der eAU werden die Krankschreibungen elektronisch zunächst nur an die Krankenkassen übermittelt, für Patienten und Arbeitgeber gibt es weiterhin Ausdrucke. Ab Juli sollen auch die Arbeitgeber einbezogen werden. Kodierunterstützung Zum Jahreswechsel wird die neue Kodierunterstützung eingeführt, die in die Praxisverwaltungssysteme integriert sein wird. Sie soll Ärztinnen und Ärzte bei der Auswahl der richtigen Diagnosencodes unterstützen. Softwarehersteller haben für die Bereitstellung Zeit bis zum 30. Juni 2022. Stand 30. Dezember 2021 waren 45 Praxisverwaltungssysteme für die neue Funktion zertifiziert, darunter die meisten großen Programme. IT-Sicherheitsrichtline Zum 1. Januar 2022 greift die zweite Stufe der IT-Sicherheitsrichtlinie. Für Praxen bringt das – je nach Praxisgröße – neue Anforderungen an die die IT-Sicherheit in Praxen sowie an die Absicherung des Zugangs zur Telematikinfrastruktur. Unter anderem sind Praxen nun verpflichtet, Web-App-Firewalls zu nutzen, sich vor automatisierter Nutzung von Webanwendungen zu schützen oder in Windows-Systemen die Datei- und Freigabeberechtigungen für jeden Mitarbeiter zu regeln. Ausführliche Informationen zur Richtlinie gibt es bei der KBV: https://hub.kbv.de/site/its Orientierungswert Der Orientierungswert steigt zum Jahreswechsel um 1,275 Prozent auf 11,2662 Cent. Für den Orientierungswert 2022 wurde die Kostenentwicklung vom Jahr 2019 zu 2020 betrachtet. Hygienezuschlag Haus- und Fachärzte erhalten ab Januar für einen direkten Patientenkontakt einen allgemeinen Hygienezuschlag in Höhe von zwei Punkten (rund 22,5 Cent) je Behandlungsfall. Der Zuschlag wird zu jeder Grund-, Versicherten- und Konsiliarpauschale gezahlt. Für jedes EBM-Kapitel gibt es eine eigene Zuschlags-GOP, für Hausärzte beispielsweise ist es die GOP 03020, für Pädiater die 04020, für Dermatologen die 10215. Die Zuschläge werden automatisch von der KV zugesetzt. Corona-Sonderregelungen Der Bewertungsausschuss hat abermals die der Pandemie geschuldeten EBM-Abrechnungsausnahmen verlängert – diesmal bis Ende März 2022. Demnach kann die Versichertenpauschale bei Videosprechstunden weiterhin ohne Mengen-Limit abgerechnet werden. Auch bleibt die Möglichkeit bestehen, bei bekannten Patienten Folge- und andere Verordnungen nach Fernkontakt auszustellen. Auch die Beratungsleistungen am Telefon nach GOP 01433 und 01434 bleiben erhalten. Für die Abrechnung der Chronikerpauschale II (GOP 03221/04221) muss einer von zwei Kontakten nicht persönlich sein, sondern kann per Videosprechstunde oder am Telefon stattfinden. Erstbefüllung elektronische Patientenakte Die Erstbefüllung der elektronischen Patientenakte (ePA) bringt ab Jahreswechsel 10,03 Euro (GOP 01648 „Sektorenübergreifende Erstbefüllung einer elektronischen Patientenakte“, 89 Punkte). Sie ersetzt die bislang gültige Pseudo-GOP 88270. Die GOP 01648 kann nur einmal je Versichertem angesetzt werden und ist im Behandlungsfall – nicht neben der GOP 01647 („Zusatzpauschale ePA-Unterstützungsleistung“, 1,67 Euro) berechnungsfähig. Medizinische Informationsobjekte, MIO Zum Jahreswechsel sollten die elektronischen Pendants zu Impfpass, Zahn-Bonusheft, Kinder-Untersuchungsheft und Mutterpass so eingeführt werden, dass sie in der elektronische Patientenakte (ePA) genutzt werden können. Die technischen Voraussetzungen dafür werden nicht allen Praxen rechtzeitig zur Verfügung stehen, vermutlich aber im Laufe des ersten Quartals. UV-GOÄ In der gesetzlichen Unfallversicherung steigen zu Jahresbeginn die Gebühren für Gutachten. Dann können Ärzte unter anderem bis zu 20 Prozent höhere Gebühren für Rentengutachten und freie Gutachten abrechnen. Ähnlich wie in der Regelversorgung werden auch im Bereich der Unfallversicherung Corona-Regeln verlängert: So erhalten Durchgangsärzte weiterhin die Hygienepauschale in Höhe von vier Euro pro Behandlungstag zusätzlich zu den Behandlungskosten für die ambulante Behandlung von Unfallverletzten. Hygienepauschale nach GOÄ Auch im ersten Quartal 2022 können Ärztinnen und Ärzte bei Privatversicherten je persönlichem Patientenkontakt eine Hygienepauschale abrechnen. Statt der GOÄ-Nr. 245 analog zum einfachen Satz (6,41 Euro) soll nun allerdings die GOÄ-Nr. 383 analog zum 2,3-fachen Satz (4,02 Euro) angesetzt werden. Mit der Hygienepauschale soll der organisatorische Zusatzaufwand der Praxen für Hygienemaßnahmen in der Pandemie abgebildet werden. Da der Beschluss erst spät im Dezember gefallen ist, könnte es sein, dass die Praxen die Änderung bei der Hygienepauschale zunächst selbst in der Praxissoftware anlegen müssen. Telemonitoring bei Herzinsuffizienz Der Erweiterte Bewertungsausschuss hat zwölf neue Gebührenordnungspositionen – elf Leistungspositionen sowie eine Kostenpauschale – zur EBM-Abrechnung des Telemonitorings bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz (NYHA-II oder -III) verabschiedet, die zum Jahreswechsel in Kraft treten. Sie werden zunächst extrabudgetär ausgezahlt. Abrechnungsregeln bei intravitrealer Medikamentengabe Die Bewertung der Leistungen rund um die intravitreale Medikamentengabe ist um ein Jahr bis Ende 2022 verlängert worden. Sie wird zum Beispiel bei der feuchten altersbedingten Makuladegeneration angewendet. Dabei geht es um die Leistungen nach GOP 06334 und 06335 (Zusatzpauschalen für die Betreuung nach dem Eingriff) sowie die GOP 31371/2/3 (ambulante Op) sowie die GOP 36371/2/3 (belegärztliche Op). Das Institut des Bewertungsausschusses soll jetzt in der vorgesehenen Evaluation zukünftig getrennt für einseitige und beidseitige Eingriffe analysieren. Ziel ist es, bis Mitte 2022 für 2023 dann Ziel-Punktzahlvolumina festzulegen und gegebenenfalls die Bewertungen anzupassen. Klarstellung für Laserbehandlung von Naevi flammei und Hämangiome Die Anmerkungen zu der Behandlung von Naevi flammei und Hämangiomen mittels Farbstofflaser (GOP 10320 und 10322) und mittels Laser (GOP 10324) sind konkretisiert worden: Jede dieser drei GOP ist unabhängig von der Anzahl der Sitzungen einmal je Quadratzentimeter Fläche des behandelten Areals berechnungsfähig. Bei einem Rezidiv oder erneuter Behandlungsbedürftigkeit dürfen die Leistungen mit ausführlicher Begründung wieder abgerechnet werden. Beratung zur Zweitmeinung vor Wirbelsäuleneingriffen Auch Anästhesisten mit der Zusatzbezeichnung „spezielle Schmerztherapie“, Neurologen und Neurochirurgen können die Aufklärung und Beratung zur Zweitmeinung vor Wirbelsäuleneingriffen ab 1. Januar abrechnen. Das hat die KBV noch kurz vor Jahresschluss gemeldet. Der zugehörige Beschluss des ergänzten Bewertungsausschusses ist allerdings noch nicht veröffentlicht. „Erstmeiner“ sind verpflichtet, Patienten über ihren Rechtsanspruch auf eine Zweitmeinung aufzuklären. Dafür können sie die GOP 01645 (75 Punkte, 8,45 Euro) abrechnen, die für alle Zweitmeinungsverfahren gilt. Ebenfalls berechtigt als Erstmeiner bei Operationen an der Wirbelsäule seien Orthopäden und Unfallchirurgen, Allgemeinmediziner und Hausarztinternisten mit der Zusatzbezeichnung „spezielle Schmerztherapie“ sowie Fachärzte für Physikalische und Rehabilitative Medizin, so die KBV. Beratung Organ- und Gewebespende Erst ab März, aber noch im ersten Quartal können Ärztinnen und Ärzte die neue GOP 01480 „Beratung über Organ- und Gewebespenden gemäß Paragraf 2 Absatz 1a Transplantationsgesetz“ abrechnen. Die Grundsatzberatung in Sachen Organ- und Gewebespende bringt 65 Punkte oder 7,32 Euro und kann bei Versicherten, die das 14. Lebensjahr vollendet haben, alle zwei Kalenderjahre abgerechnet werden. Corona-Teilimpfpflicht Ab dem 15. März gilt für Beschäftigte in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen sowie in weiteren Einrichtungen des Gesundheitswesens eine Corona-Impfpflicht. Das heißt, bereits in Praxen und Kliniken beschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen ihrem Arbeitgeber bis dahin einen Impf- oder Genesenennachweis vorlegen. Wer ab dem 16. März neu eingestellt wird, muss den Impfnachweis vor Antritt seiner Tätigkeit erbringen. Pflegebeitrag für Kinderlose Pflege wird teurer – zumindest für kinderlose Mitglieder der Pflegeversicherung. Der Beitragszuschlag steigt für sie im nächsten Jahr auf 0,35 Prozentpunkte vom Bruttogehalt. Neue Pflegepersonaluntergrenzen Sie sind umstritten, werden nun aber erneut ausgedehnt: Ab Januar gelten für die Krankenhausabteilungen Orthopädie sowie Gynäkologie und Geburtshilfe Pflegepersonaluntergrenzen (PpUG). Bedeutet: Auf diesen Stationen ist die maximale Anzahl von Patienten je Pflegefachkraft und Schicht verbindlich geregelt. PpUG gibt es bislang in neun Bereichen, etwa in der Intensivmedizin, der Geriatrie oder der Kardiologie. Ziel der Untergrenzen ist es, die Patientensicherheit zu erhöhen. Krankenhausmanager kritisieren die Vorgaben dagegen als zu bürokratisch. Kostenbremse bei Eigenanteilen in der Pflege Um die rund 800.000 Pflegebedürftigen in Altenheimen bei den steigenden Eigenanteilen zu Pflege, Unterkunft und Verpflegung zu entlasten, führt der Gesetzgeber ab 2022 eine Kostenbremse in Form eines Zuschlags ein. Der nach der Aufenthaltsdauer gestaffelte Zuschlag der Pflegekasse beträgt zwischen fünf und 70 Prozent des zu zahlenden Eigenanteils an den pflegebedingten Aufwendungen. Außerdem müssen Pflegeeinrichtungen ab kommenden Herbst ihre Beschäftigten tariflich bezahlen. Dies dürfte dazu führen, dass Belastungen für Pflegebedürftige weiter steigen, da höhere Personalkosten auf die Eigenanteile durchschlagen. Die Ampel hat weitere Entlastungen beim Eigenanteil in Aussicht gestellt – wie das geschehen soll, ist aber offen. Corona-Bonus Noch bis 31. März können Arbeitnehmer einen Corona-Bonus von maximal 1500 Euro von ihrem Arbeitgeber bekommen – steuerfrei. Voraussetzung ist unter anderem, dass das Geld der Abmilderung der zusätzlichen Belastung durch die Corona-Pandemie dient und zusätzlich zum Arbeitslohn gezahlt wird. Beitragsbemessungsgrenze Die Beitragsbemessungsgrenze bleibt für die Kranken- und Pflegeversicherung in 2022 tatsächlich stabil. Versicherungsbeiträge zahlen Beschäftigte also nur bis zu einem Monatseinkommen von 4687,50 Euro bzw. bis zu einem Jahreseinkommen von 56.250 Euro. Wer mehr verdient, muss für das darüber liegende Gehalt keine Beiträge zahlen. Gesetzlich pflichtversichert ist man in 2022 bis zu einem Jahreseinkommen von 64.350 Euro. Quelle: Ärzte Zeitung

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