Rheumatoide Arthritis – Strategiestudien mit Bedeutung für die Praxis

Auf zwei praxisrelevante Fragen – die nach dem Vorgehen bei Versagen eines Januskinase-Inhibitors und die nach der Art des Therapieausschleichens von zielgerichteten Therapien, gab es beim ACR-Kongress Antworten. Auf Basis von 14 europäischen Registern zu Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) gingen M. Pombo-Suarez et al. (Poster 1442) in einer internationalen Kooperation der Frage nach, ob es besser ist nach Versagen eines ersten Januskinase-Inhibitors (JAKi), auf einen anderen JAKi zu wechseln oder das Therapieprinzip zu wechseln und mit einem Biologikum zu behandeln. Nach den aktuellen Leitlinien ist beides möglich. Haupt-Endpunkt der JAK-pot-Kohortenstudie war das DAS28-Ansprechen. Bei 154 Patienten war ein JAKi-Cycling, also die Umstellung auf einen zweiten JAKi, erfolgt, bei 554 Patienten der Switch auf ein Biologikum, wobei die Gruppe mit JAKi-Cycling mit 58 versus 55 Jahren etwas älter, mit 14 versus 11 Jahren etwas länger erkrankt und mit 1,5 versus 1 Biologikum auch etwas intensiver vorbehandelt war. JAKi-Cycling funktioniert vergleichbar wie Switch auf Biologikum Der Grund für den Abbruch der 1. JAKi-Therapie waren in der Cycling-Gruppe mit 27% versus 18% häufiger unerwünschte Effekte, mit 61% versus 65% etwas seltener Unwirksamkeit; andere Gründe gaben 12% versus 17% an. Statistisch hochsignifikant war der Unterschied zwischen beiden Gruppen in Bezug auf die Dauer der Behandlung mit dem ersten JAKi: Sie betrug im Mittel 1,4 versus 0,7 Jahre. Beide Gruppen unterschieden sich zudem hochsignifikant in Bezug auf die begleitende Behandlung mit konventionellen synthetischen DMARDs (csDMARDs). Diese hatten Patienten mit Therapie-Switch mit 45% versus 63% signifikant häufiger erhalten. Der Therapieerfolg beider Strategien war vergleichbar: Zum einen war der erreichte DAS28-Verlauf, angepasst für Alter und Geschlecht, ähnlich, und dies, obwohl das Patientenprofil der RA-Patienten mit JAKi-Cycling als schwieriger zu behandeln eingestuft wurde. Zum anderen waren die Abbruchraten im Verlauf der zwei Jahre vergleichbar. Somit kann auch bei JAKi-Cycling ein vergleichbar gutes erneutes Ansprechen erwartet werden. Dosisreduktion bzw. Absetzen mit Risiken verbunden Zu diesem Ergebnis kam eine dänische Metananaylse auf Basis von randomisierten, kontrollierten Studien für das Vorgehen bei Erreichen einer Remission bzw. eines Zustandes niedriger Krankheitsaktivität unter Biologika bzw. zielgerichteter Therapie mit ‚small molecules‘ (tsDMARDs) (Uhrenholt L et al., Poster 0829). Als Zielparameter wurde das Risiko eines Krankheitsschubs nach Absetzen bzw. Dosisreduktion (Tapering) versus Fortsetzen der Therapie gewählt. In die Analyse eingeschlossen wurden letztlich nur 22 von fast 15.000 geprüften Studien bei Patienten mit entzündlicher Arthritis, davon 3942 mit RA und 828 mit axialer Spondyloarthritis (axSpA). Es zeigte sich, dass das Tapering funktioniert, bei der RA aber im Vergleich zur Fortführung mit voller Dosis mit einem Risiko von 1,45 für einen Schub verbunden ist (axSpA 1,49). Das komplette Absetzen der Therapie ging mit einem deutlich erhöhten Risiko für einen Schub einher und betrug bei der RA 2,28 (bei der axSpA 2,91). Für die Praxis lässt sich aus dieser Metaanalyse schließen, dass bei Patienten, bei denen der Wunsch nach einer Reduktion der Therapie besteht, ein Versuch der Dosisreduktion unternommen werden kann, ein Absetzen wegen des dann doppelt so hohen Schubrisikos aber vermieden werden sollte. Interessanterweise waren die Schubraten bei Tapering bzw. Absetzen versus Beibehaltung der Dosis für beide Krankheitsbilder vergleichbar. basierend auf: ACR Convergence 2021, 03. - 10.11.21, 8M410: Session: Abstracts: RA – Treatments II: New Findings in Established Therapies (1442–1445) und (0813–0845) RA – Treatments Poster I: Comparative Effectiveness, Biosimilars, Withdrawal, & the Real World Alle Kongressberichte 23.11.2021 | ACR 2021 | Kongressbericht | Online-Artikel Arthrose – Tanezumab als neuer Hoffnungsträger 25.11.2021 | ACR 2021 | Kongressbericht | Online-Artikel Bald personalisierte Therapie nach Gicht-Phänotypen? 22.11.2021 | ACR 2021 | Kongressbericht | Online-Artikel Denosumab erste Wahl bei RA-Patienten mit Glukokortikoid-induzierter Osteoporose 26.11.2021 | ACR 2021 | Kongressbericht | Online-Artikel Psoriasis-Arthritis – bei IL-12/23-Inhibition kein Bedarf für MTX als Add-on 24.11.2021 | ACR 2021 | Kongressbericht | Online-Artikel Rheumatoide Arthritis – Strategiestudien mit Bedeutung für die Praxis

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