Ein weiterer relevanter Aspekt ist die Prävalenz von Adipositas unter Lastkraftwagenfahrer/innen, die in mehreren großen Studien nachgewiesen wurde [
21,
24,
43,
70,
76]. Rosso [
70] konnte belegen, dass in Italien 21,4 % der Lastkraftwagenfahrer/innen einen BMI > 30 kg/m
2 hatten. Als Referenzgruppe zitierte Rosse eine Studie von Gallus [
22], in welcher eine Prävalenz von Adipositas unter Arbeitern für Nordwestitalien mit 7,8 % angegeben wird. Für US-Fahrer/innen wurde Adipositas (BMI > 30 kg/m
2) einer Studie von Thiese [
76] mit über 80.000 Fahrer/innen zu Folge mit mehr als der Hälfte (53,2 %) der Untersuchten angegeben. Für Deutschland konnte in einer Untersuchung mit 308 Lastkraftwagenfahrer/innen ein durchschnittlicher BMI von 26,6 kg/m
2 nachgewiesen werden – bei 61 % lag der BMI bei > 25 kg/m
2, bei 11,7 % > 30 kg/m
2 und damit etwas höher als in vorher genannter italienischer Untersuchung [
46]. Zur differenzierten Betrachtung von Adipositas unter Lastkraftwagenfahrer/innen erfolgt der Vergleich mit der deutschen Gesamtbevölkerung. Im
Journal of Health Monitoring des Robert-Koch-Instituts wurde Anfang 2017 für die männliche deutsche Gesamtbevölkerung im Alter von 18 bis über 65 Jahre bei 61,6 % ein BMI von > 25 kg/m
2 bescheinigt, womit sich die Prävalenzrate vorher genannter Studie mit dem Lastkraftwagenfahrer/innen deckt [
72]. Für die deutsche Allgemeinbevölkerung gibt es detaillierte Zahlen zum BMI nach Altersdekaden geordnet. Mensink [
45] konnte belegen, dass der BMI im Laufe des Lebens kontinuierlich ansteigt. So beträgt der durchschnittliche BMI in der Altersgruppe 18 bis 29 Jahre 24,5 kg/m
2 und steigt in den nachfolgenden 10 Lebensjahren auf 26,8 kg/m
2, 27,6 kg/m
2, 27,9 kg/m
2 und liegt in der Gruppe der 60- bis 79-jährigen im Schnitt bei 28,8 kg/m
2. Exemplarisch wurde der BMI der männlichen Bevölkerung genannt, da der Beruf des Lastkraftwagenfahrers ein überwiegend männlich dominierter Beruf ist [
15]. Als Gründe für die Entwicklung von Adipositas werden das lange Sitzen allein in der Fahrzeugkabine, die häufig einseitige und hochkalorische Ernährung sowie deutlich weniger Sport angegeben [
53]. Des Weiteren findet sich bei den Lastkraftwagenfahrer/innen auch während der Arbeitstage ein hoher Alkoholkonsum, zum Teil bis hin zum Alkoholabusus [
69]. Darüber hinaus gibt es einen Zusammenhang zwischen den jährlich gefahrenen Kilometern, der Arbeitszeit und der Entwicklung von Adipositas. Ursache hierfür ist am ehesten der vermehrte Konsum hochkalorischer Nahrung (
Fast-Food) während der Tour im Gegensatz zu geregelten Mahlzeiten in der Häuslichkeit. Ebenso gibt es eine negative Korrelation zwischen Bildungsniveau und Adipositas [
70]. Neben den gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Übergewichts im Hinblick auf die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und deren Folgeschäden konnte in einer Untersuchung von Anderson et al. [
4] gezeigt werden, dass Lastkraftwagenfahrer/innen mit steigendem BMI auch ein höheres Risiko zur Verursachung eines Verkehrsunfalls tragen. Die Gründe hierfür, warum der BMI Einfluss auf die Unfallrate hat, sind nicht genau bekannt [
4,
76]. Ebenfalls steigt mit Zunahme weiterer kardiovaskulärer Risikofaktoren das Risiko, einen Verkehrsunfall zu erleiden [
68]. Die Prävalenz der kardiovaskulären Risikofaktoren lag unter US-amerikanischen Lastkraftwagenfahrer/innen deutlich über der der Allgemeinbevölkerung. Bluthochdruck 17,7 vs. 26,3 %, Diabetes 3,9 vs. 14,4 %, Zigarettenrauchen 23,8 vs. 50,7 % und Übergewicht 22,8 vs. 68,9 % [
9,
75]. Neben bereits aufgeführten Folgeschäden konnte auch belegt werden, dass eine zunehmende Anzahl von Berufsjahren und ein steigender BMI zu einer Abnahme des frontalen und sagittalen Haltungsschwankens führt [
63]. Ferner zeigt sich, dass sie im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung hinsichtlich des Gleichgewichtsverteilungsmusters prozentual mehr auf dem Vorfuß stehen und auch die Links-Rechts-Ratio asymmetrischer ist (rechts > links; [
58,
61,
71]).