Adrenales Cushingsyndrom mit Langzeitfolgen

Nach der Op. ist es oft noch nicht vorbei: Patienten mit einem adrenalem Cushingsyndrom haben nach der Nebennierenentfernung weiter ein hohes Risiko für kardiometabolische Erkrankungen und Depressionen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Etwa ein Viertel aller Patienten mit einem endogenen Cushingsyndrom hat einen adrenalen Subtyp der Erkrankung und damit in der Regel ein kortisolproduzierendes Nebennierenadenom, ein Nebennierenrindenkarzinom oder bilaterale Hyperplasien der Nebennieren. Durch eine rechtzeitige chirurgische Entfernung der Tumoren lassen sich die Patienten gut behandeln, über die Spätfolgen sei jedoch wenig bekannt, ebenso über die Inzidenz, berichten Internisten um Dr. Chang Ho Ahn von der Universität in Seoul in Südkorea. Anhand einer nationalen Versicherungsdatenbank mit Angaben zu fast allen Einwohnern haben die Experten nun geschaut, wie es den Patienten nach der Op. ergeht. Danach benötigen die Betroffenen über viele Monate oder gar Jahre hinweg eine Kortisolersatztherapie, auch das kardiometabolische Risiko bleibt noch lange Zeit sehr hoch. Sterberate verdreifacht Das Team um Ahn ging von einem adrenalen Cushingsyndrom aus, wenn sich Patienten einer uni- oder bilateralen Adrenalektomie unterzogen hatten, keine Hypophysen-Op. vorlag und zugleich ein Diagnosecode für ein Cushingsyndrom bestand. Zudem durfte kein Code für eine andere Cushing-Variante vorliegen. Die Forscher fanden knapp 1200 Patienten in der Datenbank, die zwischen den Jahren 2002 und 2017 die Kriterien für ein adrenales Cushingsyndrom erfüllten. Daraus berechneten sie eine Prävalenz von 23 Patienten pro eine Million Einwohner sowie eine altersstandardisierte Inzidenz von 1,3 auf eine Million Einwohner und Jahr. Im Schnitt waren die Patienten bei der Diagnose 45 Jahre alt, Frauen waren etwa dreifach häufiger betroffen als Männer, nur 6% hatten einen malignen Tumor. Im Laufe von knapp zehn Jahren starben 74 Patienten mit einem benignen und 22 mit einem malignen Nebennierentumor. Fünf Jahre nach der Diagnose lebten noch 96% mit einer benignen und 67% mit einer malignen Erkrankung. Die meisten Todesfälle bei eine malignen Neoplasie wurden in den ersten fünf Jahren nach der Diagnose beobachtet (21 von 22), dagegen gab es bei einer benignen Erkrankung keine zeitliche Nähe zur Diagnose. Insgesamt war die Sterberate im Vergleich zur adjustierten Gesamtbevölkerung bei benigner Erkrankung verdreifacht, bei maligner 13-fach höher. Vor der Diagnose hatten zwei Drittel eine Hypertonie, 56% eine Hyperlipidämie und 38% einen Diabetes. Die Rate solcher Erkrankungen war um ein Vielfaches höher als in der alters- und geschlechtsadjustierten Normalbevölkerung, dies galt auch für eine Osteoporose und für Depressionen. Solche Probleme verschwanden nach der Op. nur zum Teil: Am stärksten sank der Blutdruck – eine Hypertonie wurde nach der Adrenalektomie nur noch bei 23% festgestellt, eine Hyperlipidämie aber noch immer bei der Hälfte, ein Diabetes bei 28%. An einer Depression litten 16% vor und ebenso viele nach der Op., der Anteil mit Osteoporose nahm nach der Op. noch zu (von 20% auf 27%). Immerhin ging die Prävalenz einer koronaren Gefäßerkrankung deutlich zurück (von 18% auf 10%). Lang dauernde Ersatztherapie Fast alle Patienten erhielten nach der Op. Glukokortikoide bis zur Rekonstitution der Hypophysen-Nebennieren-Achse, im Median über zehn Monate hinweg, vor allem Prednisolon (67%) und Hydrocortison (22%). Knapp ein Viertel benötigte die Kortisolersatztherapie über zwei Jahre hinweg, 11% sogar noch nach fünf Jahren. Aus den Daten schließen die Internisten um Ahn, dass Patienten mit adrenalem Cushingsyndrom auch nach der Op. eine engmaschige Betreuung benötigen, vor allem mit Blick auf die weiter persistierenden kardiometabolischen Risikofaktoren, die einen großen Teil des erhöhten Sterberisikos erklären dürften. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch ist die Inzidenz von adrenalem Cushingsyndrom in Südkorea? Wie gut ist die Prognose nach der Op.? Antwort: Die Inzidenz beträgt nach einer Auswertung der nationalen Versicherungsdatenbank jährlich rund 1,3 Fälle auf eine Million Einwohner. Das Sterberisiko ist auch nach der Adrenalektomie verdreifacht. Bedeutung: Nach einer Adrenalektomie persistieren viele kardiometabolische Risikofaktoren. Einschränkung: Reine Datenbankanalyse, keine Unterscheidung zwischen subklinischer und klinischer Erkrankung möglich.

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