Erschienen in:
27.04.2023 | Akupunktur | Schwerpunkt
Jochen Gleditsch – aufgeschlossener Wegbereiter einer Ohrakupunktur als „science in progress“
verfasst von:
Dr. Axel Rubach, Dr. med. Dr. phil. Thomas Ots
Erschienen in:
Deutsche Zeitschrift für Akupunktur
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Ausgabe 2/2023
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Auszug
Jochen Gleditsch hat die Ohrakupunktur in der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur e. V. (DÄGfA) über Jahre in einer entscheidenden Art und Weise geprägt: nicht durch kanonische Somatotopien und festgeklopfte Therapieangaben, sondern durch seinen Aufruf, mit offenen Sinnen an das Ohr heranzugehen. Als Grundlage dieses diagnostisch-therapeutischen Verständnisses von guter ärztlicher Tätigkeit sehen wir gewisse Wesensarten von Jochen: große Neugier, Bereitschaft, Neues zu wagen, sowie Fähigkeit zur Synthese und zum Kompromiss – und das alles auf dem Boden seiner Fähigkeit, Menschen zu begegnen, ihnen zuzuhören, ihren Anschauungen offen gegenüber zu sein und das Gehörte auszuprobieren, auch eigene Ansichten als vorläufige zu beschreiben. Um hier nur einige Namen zu nennen, mit denen Jochen im Austausch stand: Paul Nogier, Lyon; Marco Romoli, Florenz, Georg König und Ingrid Wancura-Kampik, Wien. Mit Nogier teilte er das ursprüngliche Somatotop und den VAS (Vegetativ-Autonomes Signal, auch RAC (Reflex auriculo-cardiale) bzw. Nogier-Reflex genannt), mit Romoli die primäre Inspektion des Ohres auf Irritationsspuren wie Rötungen, Schuppungen und Gefäßinjektionen, mit König und Wancura-Kampik die Erfahrungen der chinesischen Schule, auch die Erkenntnis, dass die Ohrakupunktur eine „science in progress“ ist. Es gibt im Ohr noch viele unentdeckte „weiße Flecken“. Die Liste weiterer Akupunkturforscher über das Ohr hinaus, vor allem in der Schmerztherapie, mit denen Jochen konferierte, liest sich wie ein weiteres Who is Who in der Akupunktur: Durinjan, Moskau; Portnov, Riga; Pomeranz, Montreal; Terenius, Uppsala; Han Ji Sheng, Peking; Sola, Seattle; Chapman, Utah und Herget, Gießen. …