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Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin 1/2021

08.01.2021 | Akutes Koronarsyndrom | Originalien

Qualitätsmanagement mit Kennzahlen – eine 2-Jahres-Bilanz

verfasst von: Univ. Prof. Dr. Michael Baubin, MSc, FERC, Maximilian Mörtl, Armin Krösbacher, Stefan Holleis, Adolf Schinnerl, Agnes Neumayr

Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 1/2021

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Zusammenfassung

Hintergrund

Seit 2017 unterliegen alle 13 NEF-Stützpunkte im Bundesland Tirol, Österreich, einer jährlichen Evaluation der Struktur‑, Prozess- und Ergebnisqualität der präklinischen Notfallversorgung anhand vorgegebener Kennzahlen und ausgegebener Benchmarkberichte.

Ziel

Darstellung und Verbesserung von zeitkritischen Abläufen, Qualitätssteigerung der notfallmedizinischen Versorgung sowie die Hebung der Dokumentationscompliance im digitalen Notarztprotokoll durch Benchmarkberichte.

Methode

Neben Struktur- und Reporting-Daten werden die Zeitintervalle Vor-Ort-Zeit und Prähospitalzeit zur präklinischen Versorgung bei den Tracer-Diagnosen akutes Koronarsyndrom (ACS), ST-Strecken-Hebungs-Infarkt (STEMI) sowie bei Stroke bewertet. Ebenso medizinische Kennzahlen zu ACS und STEMI: Onset- und 12-Kanal-EKG-Dokumentation; zu Stroke: Onset- und Blutzuckerdokumentation; zu CPR: Anteil der Ersthelfer-CPR, Anteil der leitstellenangeleiteten CPR und Anteil der Krankenhausaufnahme mit ROSC sowie 30-Tage-Überleben (NEF Innsbruck). Das NEF Innsbruck stellt sich, inkl. der innerklinischen Weiterversorgungsdaten, durch die Teilnahme am Deutschen Reanimationsregister einem übernationalen Benchmarking.

Ergebnisse

Über alle Einsätze der 13 NEF wurde 2018 ein 12-Kanal-EKG bei ACS in 71,9 %, bei STEMI in 72,8 %, bei Stroke „stroke onset“ in 22,0 % und BZ in 77,3 % dokumentiert; bei Reanimation fand eine Ersthelfer-CPR in 47,3 % statt, ein ROSC bei Aufnahme wurde in 37,9 % erreicht; die NEF-Innsbruck-Ersthelfer- und die Dispatcher-angeleitete CPR lagen mit 52,8 % bzw. 40,2 % über den GRR-Referenzdaten, ebenso wie die Entlassungsrate mit guter Neurologie mit 76,5 % und das 30-Tage-Überleben mit 14,7 %.

Schlussfolgerung

Mithilfe der Struktur- und Reporting-Daten konnten Optimierungen in den Bereichen Vorhaltung und Ausrückeordnung durchgeführt werden. Zur Verbesserung der Dokumentationscompliance im digitalen Notarztprotokoll wurde 2019 ein Manual entwickelt und ausgesendet. Die CPR-Ergebnisse bestätigen die Bedeutung der Ersthelfer-CPR zur Erhöhung der Outcomequalitäten und der Überlebensrate.
Fußnoten
1
In der als „GRR-Referenzdaten“ bezeichneten Auswahl werden alle teilnehmenden Standorte mit einer Inzidenz für Reanimationen >30/100.000 Einwohner und Jahr, ROSC-After-Cardiac-Arrest(RACA)-Score berechenbar >60 %, ROSC <80 % sowie einem Anteil an dokumentierten Weiterversorgungen von mindestens 30 % berücksichtigt. Der RACA-Score gewichtet die bekannten und zum Zeitpunkt des Eintreffens von professionellen Rettungskräften erfassbaren Einflussfaktoren und schafft einen Vorhersagewert für die ROSC-Rate der Patienten [10].
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Qualitätsmanagement mit Kennzahlen – eine 2-Jahres-Bilanz
verfasst von
Univ. Prof. Dr. Michael Baubin, MSc, FERC
Maximilian Mörtl
Armin Krösbacher
Stefan Holleis
Adolf Schinnerl
Agnes Neumayr
Publikationsdatum
08.01.2021
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Notfall + Rettungsmedizin / Ausgabe 1/2021
Print ISSN: 1434-6222
Elektronische ISSN: 1436-0578
DOI
https://doi.org/10.1007/s10049-020-00828-y

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