Reizende Kinderspiele mit Slime

Wenn plötzlich ein Kontaktekzem an den Händen auftaucht oder sich die atopische Dermatitis trotz Therapie weiter verschlimmert, kann es sich lohnen, nach den Lieblingsspielzeugen der Kinder zu fragen. Was derzeit farbenfroh durch die Kinderzimmer wabert, braucht keine Übersetzung. Jedes Kind kennt die glibbrige, zähflüssige, fast endlos dehnbare Masse, in der man so schön herummantschen und die man ohne große Folgen auch mal gegen die Wand oder das Fenster werfen kann. Der Name ist „Slime“. Neuerdings kauft man den Schleim aber nicht mehr gebrauchsfertig im Laden, der aktuelle Trend heißt: selbst mixen. Für kleine Hobbyköche kursieren dazu zahlreiche Rezepte im Internet. Dass die Pantscherei nicht ganz ungefährlich ist, haben jetzt US-amerikanische Pädiater und Dermatologen um Elizabeth Anderson vom Children’s Hospital of Philadelphia, Pennsylvania, herausgefunden. In einer Fallstudie berichten sie von einem elfjährigen Mädchen mit atopischer Dermatitis, deren Symptome an den Händen sich trotz lokaler Steroidtherapie seit zwei Jahren zusehends verschlechterten. Zwischenzeitlich waren auch die Wangen betroffen. Zu ihren Hobbys zählten Basketball und das Spielen mit „Slime“. Nach der Überweisung zum Dermatologen wurde ein Patch-Test durchgeführt, bei dem das Mädchen positiv auf Methylchloroisothiazolinon/Methylisothiazolinon (MCI/MI) reagierte. Der Slime selbst wurde bei der Testung nicht berücksichtigt. Allerdings stellte sich heraus, dass der von der Patientin selbstgemixte Slime flüssiges Spülmittel und Shampoo mit dem Inhaltsstoff MI enthielt, der auch in Handcreme oder Waschmittel vorkommt. Nachdem das Kind den Kontakt mit diesen und weiteren MCI/MI-haltigen Produkten vermied, heilten die Handekzeme ab und auch der Hautbefund an anderen Körperstellen verbesserte sich. Allergenträchtige Experimentierfelder der Kinder Weitere Inhaltsstoffe, die den Internetprotokollen zufolge häufig in den Slime gemixt werden, sind Rasierschaum, Lotionen, Lebensmittelfarben, Öle oder flüssige Stärke. Sie enthalten eine ganze Reihe weiterer Allergene (Duftstoffe, Propylenglykol, Parabene, Benzylalkohol, Cocamidopropylbetain, Triethanolamin, verschiedene pflanzliche Allergene, Formaldehydabspalter). Anderson und Kollegen berichten, sie hätten in letzter Zeit zahlreiche Kinder mit ähnlichen Hautsymptomen nach dem Hantieren mit selbsthergestelltem Slime gesehen. In den meisten Fällen handelte es sich um toxische Kontaktekzeme, bei einigen Kindern sei es aber auch eine allergische Reaktion gewesen, die mit einem Patch-Test abgeklärt werden konnte. Insgesamt, so die Autoren der Fallstudie, steigere der Slime wohl das Risiko von Sensibilisierungen. Kinder, die an atopischer Dermatitis leiden, hätten wegen ihrer gesteigerten Empfindlichkeit gegenüber Reizstoffen und auch schwächeren Allergenen ein besonders hohes Risiko.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Reizende Kinderspiele mit Slime

Weiterführende Themen

Passend zum Thema

Es wäre so einfach, ein Leben zu retten – Wenn man nur daran denkt…