Teurer Haarverlust

Personen aus dem deutschsprachigen Raum bekämpfen eine Alopecia areata mit im Schnitt rund 1250 Euro pro Jahr aus eigener Tasche. Ein Großteil geht auf das Konto von Haarersatz und Haarpflege. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Eine Alopecia areata kann für die Betroffenen hohe Kosten nach sich ziehen: Zum einen wird eine Therapie von den Kassen in der Regel nicht bezahlt, zum anderen gehen Haarersatz sowie Kosmetikprodukte zum Erhalt der verbliebenen Haare ordentlich ins Geld. Schließlich geben die Betroffenen mitunter auch mehr Geld für Nahrungsergänzungsmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs aus, in der Hoffnung, die Erkrankung damit zu bremsen oder die Folgen zu kaschieren. Wie hoch solche Zusatzausgaben sind, haben Ärztinnen und Ärzte um Johaina Kullab von der Dermatologie und Allergologie der TU München anhand einer Online-Befragung eruiert. Über Selbsthilfegruppen zu Alopecia areata machten sie auf die Befragung in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufmerksam. 439 Personen füllten einen Fragebogen mit demografischen Angaben sowie Fragen zu Dauer und Schwere ihrer Krankheit aus, auch sollten sie monatliche Zusatzausgaben aufgrund ihrer Erkrankung aufschlüsseln. 93 der Befragten hatten jedoch keine Alopecia areata oder machten nicht plausible Angaben, so blieben für die Auswertung noch 346 Fragebögen übrig. 95% davon stammten von Frauen, im Median waren die Beteiligten 37 Jahre alt und seit 15 Jahren erkrankt, 88% stammten aus Deutschland, zwei Drittel nannten den schwersten Erkrankungsgrad – einen kompletten Verlust der Körperbehaarung. Eine Behandlung bei einer Dermatologin oder einem Dermatologen nannten nur 17%, 5% besuchten einen naturheilkundlichen Therapeuten, 4% waren deswegen in hausärztlicher Behandlung, 74% gaben derzeit keine Therapie an. Über 100 Euro zusätzlich im Monat Die zusätzlichen Kosten für die Alopezie summierten sich im Monat auf durchschnittlich 104 Euro, was hochgerechnet auf ein Jahr 1248 Euro ergibt, der Median lag mit 51 Euro im Monat und 612 im Jahr deutlich niedriger. Insgesamt gaben 79% solche Zusatzausgaben an. Am häufigsten wurde ein Mehraufwand für Haarpflegeprodukte genannt, dafür griffen 55% zusätzlich ins Portemonnaie und gaben im Durchschnitt 13 Euro im Monat über das gewohnte Maß hinaus aus. 51% nannten auch Ausgaben für Haarersatzprodukte wie Perücken – diese stellten mit 38 Euro den mit Abstand größten Posten. Auf dem zweiten Platz folgten privat bezahlte ärztliche Beratungen und Untersuchungen (18 Euro), solche beanspruchte aber nur ein Fünftel. Spezielle Medikamente schlugen mit 15 Euro im Monat zu Buche, Reisekosten, etwa zu Therapeuten, mit 10 Euro. Zusätzlich zu diesen spezifischen Kosten gaben die Befragten an, dass sie aufgrund ihrer Erkrankung im Schnitt 16% mehr für Ernährung und Nahrungsergänzung benötigten, 10% mehr für die persönliche Hygiene und 7% mehr für Kleidung. Die wenigen Männer in der Befragung drückten jedoch den Kostenschnitt, sie deklarierten im Median nur 10 Euro an Zusatzkosten im Monat, Frauen 60 Euro. Personen mit einer Grad-III-Erkrankung benötigten im Median deutlich mehr Geld als solche mit dem schwersten Grad IV (70 versus 55 Euro). Am tiefsten griffen jedoch Befragte in die Tasche, die sich einer Behandlung bei Naturheilkundigen unterzogen (im Median 170 Euro im Monat), mit je 120 und 115 Euro im Monat (Median) ging eine Therapie bei Dermatologinnen und Dermatologen oder Hausärztinnen und Hausärzten aber ebenfalls kräftig ins Geld. Von denen ohne Therapie gaben 60% an, dass sie weder eine ärztliche noch eine sonstige Behandlung anstrebten, weil sie keine Hoffnung mehr in eine erfolgreiche Therapie setzten, 6% nannten nicht akzeptable Nebenwirkungen als Grund. Die Ausgaben waren zudem von der Dauer der Erkrankung abhängig: Je länger die Diagnose zurücklag, umso geringer waren die Zusatzkosten. Das Team um Kullab verweist auf ähnlich hohe Eigenkosten bei Untersuchungen in den USA, solche Kosten seien bei einer Alopecia areata zudem weit höher als in einer Untersuchung bei Personen mit rheumatoider Arthritis (628 Euro/Jahr) oder Psoriasis-Arthritis (412 Euro/Jahr). Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie viel Geld geben Personen mit Alopecia areata aufgrund ihrer Erkrankung jährlich zusätzlich aus eigner Tasche aus? Antwort: Eine Online-Umfrage im deutschsprachigen Raum – primär bei Frauen – kommt auf einen Betrag von 1248 Euro im Jahr. Ein Großteil davon entfällt auf Haarersatz- und Haarpflegeprodukte. Ins Geld gehen zudem selbst bezahlte Therapien und Beratungen. Solche nehmen aber nur die wenigsten in Anspruch. Bedeutung: Eine Alopecia areata führt zu einer deutlichen finanziellen Belastung. Einschränkung: Keine repräsentative Befragung, fast alle Befragten waren Frauen und schwer betroffen.

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