Was hilft gegen therapiedingten Haarausfall bei Kindern?

Eine durch eine onkologische Behandlung bedingte Alopezie kann auch bei Kindern mit verschiedenen Maßnahmen – vor, während und nach der Krebstherapie – begegnet werden. In einem Review wurden die Möglichkeiten zusammengefasst. Kinder, die sich einer Chemotherapie, Bestrahlung und/oder hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) unterziehen, entwickeln häufig eine Alopezie. Oftmals ist dieser Zustand vorübergehend und die Haare wachsen nach einiger Zeit von allein wieder nach. Bei manchen Behandlungen persistiert die Alopezie allerdings, was für die Betroffenen eine erhebliche psychologische Belastung bedeutet. In einem neuen Review wurden diagnostische und therapeutische Möglichkeiten zusammengefasst. Wichtige Schritte bei der Diagnostik Die Erfassung der Krankengeschichte steht an erster Stelle der Diagnostik. Dazu gehört auch, im Fall einer Chemotherapie Zytostatika abzufragen, mit denen der Betroffene behandelt wurde, sowie die Art der Therapie, die Applikationsart und die Anzahl der Zyklen. Bei der Bestrahlung sollten u.a. das behandelte Strahlungsfeld und die Gesamtstrahlendosis bekannt sein. Hat der Erkrankte eine HSCT erhalten, sollte u.a. nach vorangegangenen Graft-versus-Host-Erkrankungen gefragt werden. Andere Ursachen für eine Alopezie wie Eisen- oder Vitamin-D-Mangel oder eine Schilddrüsendysfunktion sollte man ausschließen. Bei Patienten und Patientinnen mit Chemotherapie-induzierter Alopezie ist häufig eine Pohl-Pinkussche Marke im anagenen Haarfollikel zu erkennen. Charakteristisch sind auch sehr kurze, pigmentierte Haare mit einer Ausdünnung nach distal („flame hair“). Teilweise sind „Ausrufezeichen-Haare“ in der Trichoskopie erkennbar. Beschrieben wurden auch u.a. schwarze und gelbe Punkte. Histopathologisch zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei der androgenetischen Alopezie. Im Gegensatz zu dieser Chemotherapie-induzierten Alopezie, bei der der Haarausfall eher diffus erscheint, präsentiert sich die Bestrahlungs-induzierte Alopezie mit auf die bestrahlte Stelle begrenzten fokalen Alopezie-Arealen. Eine mit einer HSCT assoziierten Alopezie entsteht häufig durch damit verbundene Chemotherapien oder Bestrahlungen. Zusätzlich sollte aber eine Graft-versus-Host-Erkrankung bedacht werden. In Biopsien ist häufig ein lichenoides Muster zu erkennen. Therapeutische Optionen Die Behandlung einer (potenziellen) Alopezie kann Interventionen umfassen, die vor, während und nach einer onkologischen Therapie zum Einsatz kommen. Vorher sollten die Behandelten entsprechend aufgeklärt werden. Für Kinder mit hohem Alopezie-Risiko ist es sinnvoll, sich zuvor von einem Perückenmacher beraten zu lassen. Theoretisch könnte topisches Calciferol vor einer Chemotherapie einer Alopezie entgegenwirken, da es die Keratinozyten-Differenzierung und den Zellzyklus-Arrest stimuliert. Erste vielversprechende Ergebnisse kommen aus Mausversuchen und Phase-1-Studien beim Menschen. Während der onkologischen Therapie kann es hilfreich sein, die Kopfhaut zu kühlen. Die bisher von der FDA zugelassenen Geräte sind allerdings bisher bei Kindern und hämatologischen Erkrankungen, die in die Kopfhaut metastasieren können, kontrainduziert. Zurzeit läuft die Studie „COOLCALP“, die eine Kältekappe bei Kindern untersucht, die eine Chemotherapie aufgrund nicht-maligner Indikationen bekommen. Um eine Bestrahlungs-induzierte Alopezie zu vermeiden, sollte die Verringerung der follikulären Dosis in Betracht gezogen werden – die Ganzhirnbestrahlung mit Volumetric Modulated Arc Therapy (VMAT) ist beispielsweise eine Methode, die eine Limitierung der follikulären Dosen erlaubt, indem sie die Dosen auf tiefere Gewebe konzentriert. Nach einer Chemotherapie kann im Zuge einer Alopezie Minoxidil zum Einsatz kommen, da es die Zeit bis zum erneuten Haarwachstum verkürzen kann. Zur Therapie einer permanenten durch eine Chemotherapie oder Bestrahlung induzierten Alopezie liegen unterschiedliche Ergebnisse vor. Eine Haartransplantation ist bei einer permanenten Chemotherapie-induzierten Alopezie normalerweise nicht effektiv. Im Fall von älteren Kindern mit einer permanenten Bestrahlungs-induzierten Alopezie kann sie in Betracht gezogen werden. Eine Limitation ist aber unter anderem die fehlende pädiatrische Expertise von Haartransplantations-Spezialisten.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Was hilft gegen therapiedingten Haarausfall bei Kindern?

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Onkologie

ICI-Therapie in der Schwangerschaft wird gut toleriert

Krebspatienten impfen: Was? Wen? Und wann nicht?

Müde im Alter? Auch an die Nebenniere denken

Stufenschema weist Prostatakarzinom zuverlässig nach

Update Onkologie