Die Online-Version dieses Beitrags (https://doi.org/10.1007/s00101-020-00864-w) enthält eine Stellungnahme des Krankenhausinformationsdienstes zum fremdblutfreien Behandlungsmanagement von Jehovas Zeugen. Beitrag und Zusatzmaterial stehen Ihnen auf www.springermedizin.de zur Verfügung. Bitte geben Sie dort den Beitragstitel in die Suche ein, das Zusatzmaterial finden Sie beim Beitrag unter „Ergänzende Inhalte“.
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Zusammenfassung
Eine 29-jährige Zeugin Jehovas erlitt nach intrauterinem Fruchttod in der 25. Schwangerschaftswoche ein akutes Nierenversagen und eine schwere Anämie, bedingt durch Blutverlust und Hämolyse, erlitt. Wegen ihrer religiösen Überzeugung lehnte die Patientin Bluttransfusionen kategorisch ab. Trotz Umsetzung aller Empfehlungen des Patient Blood Management fiel der Hämoglobin(Hb)-Wert kontinuierlich. Am Tag 10 wurde sie bei Hb 1,9 g/dl plötzlich bewusstlos und musste intubiert und beatmet werden. Wegen organprotektiver Effekte und der guten Steuerbarkeit wurde sie inhalativ mit Isofluran sediert. Isofluran ermöglichte jeweils eine rasche neurologische Beurteilbarkeit in Sedierungsfenstern sowie eine regelmäßige, ruhige Spontanatmung bei tiefer Sedierung mit reduziertem Sauerstoffverbrauch. Als Ausdruck einer posthypoxischen Enzephalopathie zeigte sie in den Sedierungsfenstern Krampfanfälle, die im EEG bestätigt und antikonvulsiv behandelt wurden. Bei Hb 1,8 g/dl erhielt sie 2 Infusionsbeutel mit polymerisiertem bovinem Hämoglobin (Hemopure®, Fa. Hemoglobin Oxygen Therapeutics LLC, Souderton, PA, USA), wegen der kurzen Halbwertszeit mehrmals wiederholt an den Folgetagen. Eine beachtliche Methämoglobinämie wurde festgestellt. Auch nach Abzug des Met-Hb zeigten sich Hb-Anstiege um 0,4–0,8 g/dl nach den Gaben. Die Sauerstoffbindungskapazität des Blutes konnte damit initial um 33 % gesteigert werden. Es kam zu einer vollständigen neurologischen Erholung, und die Patientin wurde schließlich vom Respirator entwöhnt, jedoch weiterhin dialysepflichtig nach 38 Tagen in eine andere Klink verlegt.
Wenn die Gabe von Fremdblut keine Option darstellt, kann durch Gabe von polymerisiertem bovinem Hämoglobin als Ultima-Ratio-Therapie die Sauerstofftransportkapazität vorübergehend erhöht werden. Eine inhalative Sedierung mit Isofluran zur Senkung des Sauerstoffverbrauchs erscheint gleichermaßen vorteilhaft.
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Zeitschrift für Anästhesie, Intensivmedizin, Notfall- und Katastrophenmedizin, Schmerztherapie
Print ISSN: 0003-2417
Elektronische ISSN: 1432-055X
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