Sieben Empfehlungen zur Suizidprävention für Anästhesisten

Ein britisches Expertenteam hat eine Leitlinie zur Prävention von Suiziden unter Anästhesisten entwickelt. Sie legt Wert auf Fortbildung, Vertrauenspersonen im Team und Sicherheitspläne. Ärzte gelten aufgrund der hohen Arbeitsbelastung, der langen Arbeitszeiten und der an sie gestellten Erwartungen als besonders suizidgefährdet. Für Anästhesisten kommt erschwerend hinzu, dass sie besonders leicht an potenziell tödliche Medikamente kommen. Einer britischen Untersuchung zufolge sterben Anästhesisten bei einem Suizid zu 86% durch eine Überdosis von Anästhetika. Damit greifen sie bei einem Suizid deutlich häufiger zu chemischen Substanzen als dies in der übrigen Bevölkerung der Fall ist. Die britische Association of Anaesthetists betrachtet Berichte über Suizide unter ihren Mitgliedern mit zunehmender Sorge und hat eine Expertenrunde beauftragt, eine Leitlinie zur Prävention von Suiziden und zum Umgang mit Selbsttötungen zu erarbeiten. Die 16-köpfige Arbeitsgruppe bestehend aus Anästhesisten, Psychiatern und Gesundheitsforschern konnte sich auf sieben Empfehlungen einigen: 1. Suizide, speziell solche unter Ärzten, sollten besser erfasst werden, auch mit Angabe der Fachrichtung. Dies ist bislang kaum der Fall, so lässt sich auch nur schwer sagen, in welchen Disziplinen es den größten Handlungsbedarf gibt. 2. Alle Anästhesisten werden dazu aufgerufen, zu einem gesunden Arbeitsklima beizutragen. 3. In allen Anästhesie-Abteilungen sollte es eine Vertrauensperson geben – nicht notwendigerweise eine Ärztin oder ein Arzt –, die besonders auf Zeichen einer Suizidgefahr bei den Mitarbeitern achtet und gefährdeten Personen Unterstützung gewährt, etwa in Zusammenarbeit mit Arbeitsmedizinern, der Klinikleitung, Gesundheits- oder Personalbeauftragten. 4. Mitarbeitern wird eine regelmäßige Fortbildung zu Suizidursachen und zur Prävention empfohlen, auch mit dem Ziel, psychische Probleme zu entstigmatisieren und Personen zur Annahme von Hilfe zu ermuntern, die aufgrund finanzieller, partnerschaftlicher oder arbeitsbedingter Schwierigkeiten Suizidgedanken entwickeln. 5. Suizidgefährdete Anästhesisten sollten früh an professionelle Hilfe herangeführt werden und sich dazu an einen Allgemeinarzt, einen Psychiater, Arbeitsmediziner oder an spezielle Hilfsprogramme für Ärzte wenden. Dies sei erfahrungsgemäß nicht immer einfach, da sich Ärzte schwer tun, die Rolle eines Patienten zu übernehmen, geben die Experten unter Leitung von Dr. Samantha Shinde vom Southmead Hospital in Bristol zu bedenken. 6. Besonders gefährdeten Ärzten wird nahegelegt, einen Sicherheitsplan zu unterzeichnen. Die Experten schlagen sechs Stufen vor. Zunächst sollten die Betroffenen auf Warnzeichen einer heraufziehenden Krise achten, etwa negative Gedanken und Stimmungen, als nächstes interne Bewältigungsstrategien anwenden, zum Beispiel Entspannungstechniken oder Sport, schließlich Personen und Situationen aufsuchen, die von ihren Problemen ablenken. Genügt auch das nicht, empfehlen die Experten, Vertrauenspersonen und professionelle Hilfe zu konsultieren sowie im letzten Schritt alles aus ihrer Umgebung zu entfernen, was einen Suizid erleichtert. In jeder Phase sollten sich die Betroffenen Gründe vor Augen führen, weshalb ihr Leben noch lebenswert ist. 7. Allen Abteilungen wird für mitarbeiterbezogene Krisen und den Fall eines Suizids ein Notfallplan nahegelegt. Ein Suizid stellt eine starke psychische Belastung für das Team dar, neben Trauer und Depressionen kann es auch zu Schuldgefühlen und Suizidgedanken bei anderen Mitarbeitern kommen. Geschieht der Suizid am Arbeitsplatz und sind weitere Mitarbeiter involviert, etwa über Rettungsmaßnahmen, sollten die Beteiligten besondere Unterstützung erfahren. Sonst sei die Gefahr groß, dass sich die Kollegen die Schuld für die fehlgeschlagene Rettung geben, schreiben die Experten um Shinde.

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