Einleitung
Verfahren/Methode
Komplikationen
Anästhesiologisches Management
Aufklärung und Vorbereitung
Kontraindikationen für eine Chemosaturationsbehandlung |
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Leberinsuffizienz oder portale Hypertension |
Intrazerebrale Metastasen und andere extrahepatische Tumormanifestationen, die die Gesamtprognose relevant beeinflussen |
Intrazerebrale Läsionen mit Blutungsgefahr |
Allergien gegen Kontrastmittel, Heparin, Latex oder Melphalan |
Z. n. chirurgischer oder interventioneller Leberbehandlung in den letzten 4 Wochen |
Z. n. Kausch-Whipple-Operation oder pyloruserhaltender Pankreaskopfresektion (relativ, Einzelfallentscheidung, bei stabilem Allgemeinzustand PHMP möglich) |
Tumorlast der Leber > 50 % (relativ, Einzelfallentscheidung, häufig schlechtes Ansprechen auf PHMP) |
Gerinnungsstörungen, die mit einer relevant erhöhten Blutungsneigung einhergehen oder allgemeine Kontraindikationen für eine Vollheparinisierung |
Anästhesiologisches Management
Anästhesieeinleitung und Katheterplatzierungen | Standardmonitoring, Anlage einer peripheren Venenverweilkanüle |
Einleitung der Allgemeinanästhesie (Intubationsnarkose) | |
Anlage des Harnblasenkatheters mit intravesikaler Temperaturmessung | |
Anlage der arteriellen Blutdruckmessung (A. radialis) | |
Sonographie, Übersicht, Hals (Halsgefäße bds., gemeinsam mit Radiologie) | |
Anlage eines ZVK (mit mindestens einem großen Lumen) + venöse Schleuse des Extrakorporalsystems als Doppelpunktion, bevorzugt in die V. jugularis interna dextra (zwingend sonographiegestützt) | |
Anlage der arteriellen und venösen Schleuse durch die Radiologie (A. und V. femoralis communis) | |
Heparingabe nach Anlage aller venösen und arteriellen Zugänge mit 300 IE/kgKG, Ziel Activated Clotting Time (ACT) > 400 s | |
Platzierung des Chemosaturationssystems (arterieller Katheter und venöser Doppelballonkatheter) durch Radiologie | |
Anschluss des Extrakorporalsystems | Vor Anschluss des Extrakorporalsystems muss die ACT > 400 s sein, ggf. Heparinnachdosierung und erneute ACT-Kontrolle |
Laufende Noradrenalinspritzenpumpe, mittlerer arterieller Druck (MAD) 80–90 mm Hg | |
Start des Extrakorporalsystems durch Kardiotechnik | |
Inflation der Ballons | Cave: Blutdruckabfall zu erwarten, Bypass noch offen |
Lage- und Leckagekontrolle der Ballons durch Radiologie (bei Leckage Gefahr systemischer Wirkung des Chemotherapeutikums) | |
Abklemmen des Bypass | Kontrolle ACT, ggf. erneute Heparingabe |
Vor Abklemmen des Bypass Ziel-MAD 80–90 mm Hg | |
Cave: deutlicher Blutdruckabfall (hohe Noradrenalindosis erforderlich) | |
Mit dem Verschließen des Bypass Gabe von Volumenbolus (z. B. 500 ml balancierte Vollelektrolytlösung) | |
Nach Stabilisierung MAD, Freigabe für Injektion der Chemotherapie in die Leberarterie durch Radiologie (Melphalan 3 mg/kgKG, max. 220 mg/Sitzung) | |
Lokale Applikation des Chemotherapeutikums | Cave: Bypass muss vor Applikation des Chemotherapeutikums geschlossen sein |
Ca. 30 min Applikationsdauer des Chemotherapeutikums | |
Danach 30 min Auswaschphase mit Extrakorporalsystem | |
Währenddessen ACT-Kontrolle | |
Beendigung der Chemosaturation | Nach Beendigung des Extrakorporalsystems Anstieg des MAD mit deutlicher Reduzierung der Noradrenalindosis zu erwarten |
Entfernung arterieller Katheter und venöser Doppelballonkatheter aus den Schleusen | |
Alle Schleusen und ZVK werden in situ belassen | |
Nach Auswaschphase im Konsens mit Radiologie Antagonisierung des Heparins durch Protamin (Protamindosis entsprechend der verabreichten Heparindosis) und danach Abschluss-ACT (angestrebt < 150 s) | |
Sonographie, Übersicht, Hals (Ausschluss Blutungen/Ödeme, gemeinsam mit Radiologie) | |
Beendigung der Anästhesie und Extubation (auf Normothermie achten) | |
Verlegung auf die Intensivstation | |
Postoperatives Management | Aufnahmelabor mit Blutbild, Elektrolyte, Leber- und Nierenwerte und Gerinnungsparameter. Regelmäßige Verlaufskontrollen |
Entfernung aller zentralen Zugänge und arterielle Blutdruckmessung nach Normalisierung der Gerinnung (in der Regel am Folgetag). Ggf. Substitution. Druckverband auf Punktionsstelle der arteriellen Schleuse für 12 h | |
Verlegung auf die Normalstation am Folgetag bei komplikationslosem Verlauf | |
Gabe von Allopurinol zur Prophylaxe eines Tumorlysesyndroms |
Gefäßzugänge
Gerinnungsmanagement
Hämodynamisches Management
Postinterventionelle Phase
Fazit für die Praxis
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Die peri- und postinterventionelle Betreuung von Patienten mit Chemosaturation ist mit ausgeprägten interventionsbedingten hämodynamischen und hämostaseologischen Schwankungen verbunden.
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Ein besonderes Augenmerk erfordert die präoperative Evaluation, um Patienten mit erhöhtem Risiko für Komplikationen zu identifizieren.
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Aus Sicherheitsgründen erfolgt die Anlage der zentralen Venenkatheter ausschließlich ultraschallgestützt.
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Nach Beendigung der Chemosaturation muss eine entsprechende Anpassung der Vasopressordosierung erfolgen, um eine Rebound-Hypertension zu vermeiden.
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Eine klare Kommunikation zwischen Interventionsradiologen, Kardiotechnikern und Anästhesiologen zu den einzelnen Interventionsschritten und insbesondere vor den potenziell kritischen Phasen ist für einen sicheren peri- und postinterventionellen Verlauf essenziell.