Die zunehmende Verbreitung von Antibiotikaresistenzen und der fehlende Nachschub neuer Antibiotika erfordern einen zurückhaltenden, möglichst gezielten Einsatz von Antibiotika. Es erfolgen 85 % aller Antibiotikaverordnungen in der ambulanten Medizin [
5]. Säuglinge und Kleinkinder weisen die höchste Verordnungsdichte an Antibiotika auf. Daher sind Interventionen, die eine Verbesserung des rationalen, leitlinienkonformen Einsatzes von Antibiotika in der ambulanten Medizin zum Ziel haben, essenziell [
6].
Hintergrund
Das Risiko schwerwiegender Komplikationen, wie z. B. einer Mastoiditis bei AOM, wird von Kinder- und Jugendärzten
1 oder Allgemeinmedizinern überschätzt [
4] und als Argument für eine großzügige Antibiotikatherapie herangezogen („Verordnung nur zur Sicherheit“). Um einen Fall einer Mastoiditis zu verhindern, müssten theoretisch ca. 5000 Kinder mit AOM antibiotisch behandelt werden [
9]. Der Rückgang der Antibiotikaverordnung bei Tonsillopharyngitis hat nicht zum Anstieg der Fallzahlen von akutem rheumatischen Fieber im Vereinigten Königreich geführt [
11].
Die Arbeitsgemeinschaft Antibiotic Stewardship ambulante Pädiatrie (ABSaP) hat daher
praxisnahe Empfehlungen zur antibiotischen Standardtherapie häufiger Infektionskrankheiten in der pädiatrischen Praxis, einschließlich den Schnittstellen zur stationären Medizin (z. B. Notfallambulanzen an den Kliniken) und zu benachbarten Fachdisziplinen, entwickelt, die im Folgenden vorgestellt werden. Vom „One-health“-Ansatz [
12] ausgehend, soll eine Kooperation aller für diesen Bereich relevanten Akteure aus Praxen, Kliniken, Berufsverbänden, Institutionen und Wissenschaft gefördert werden.
Die Empfehlungen zur Antibiotikatherapie der AG wurden nach einem Konsentierungsprozess innerhalb der AG-Mitglieder unter Beteiligung der Fachgesellschaften BVKJ und DGPI, basierend auf aktuellen Leitlinien, erstellt und gelten als
kurz gefasste Standardbehandlung häufiger Infektionskrankheiten in der
ambulanten Pädiatrie. Die Empfehlungen stehen auf der Webseite der DGPI (
https://dgpi.de/empfehlungen-zur-antibiotikatherapie-haeufiger-infektionskrankheiten-in-der-paediatrischen-praxis/) zum freien Download zur Verfügung. Eine regelmäßige Überarbeitung wird angestrebt. Rückmeldungen zu Inhalten und Praktikabilität sind dafür erwünscht (E-Mail an: abs-ambulante-paediatrie@dgpi.de).
Ziele der Standardbehandlung sind die
Reduktion und die
Verbesserung der Qualität von
Antibiotikaverordnungen in der ambulanten Medizin durch:
-
Vermeidung bzw. sofortiges Beenden von unnötigen Antibiotikatherapien (z. B. bei Virusinfektionen und auch bei leichten selbstlimitierenden bakteriellen Erkrankungen von Immunkompetenten),
-
kurzfristige klinische Kontrolle anstelle einer Antibiotikatherapie in unklaren Situationen ohne Risikokonstellation („watch and wait“),
-
Antibiotika so kurz wie möglich und mit so schmalem Wirkspektrum wie möglich verordnen,
-
Reduktion von topischen Antibiotikatherapien (z. B. bei Haut- und Augeninfektionen),
-
Angabe von standardisierter Dosis, Therapiedauer und Einnahmebedingungen (z. B. Bezug zu Mahlzeiten) auf den Verordnungen,
-
Vermeiden von kritischen Antibiotika wie Cephalosporinen (Risikofaktor für Resistenzentwicklung, schlechte orale Bioverfügbarkeit), Makroliden (oft schlechtere Wirksamkeit im Vergleich zu β‑Lactam-Antibiotika, Beispiel Pneumokokken) und Azithromycin (Risikofaktor für eine Resistenzentwicklung).
Eingeschränkt anwendbar sind die Empfehlungen bei Vorliegen besonderer Ausgangsbedingungen wie junges Säuglingsalter (<3 Monate), antibiotische Vorbehandlung, Auslandsaufenthalt, Grunderkrankungen wie Immunsuppression und andere Risikofaktoren für einen komplizierten Verlauf.
Variabilität der Antibiotikaverordnungen
Bei der Verordnung von Antibiotika gibt es sehr große Unterschiede (Verordnungshäufigkeit und Auswahl der Antibiotika [
2,
10]) zwischen verschiedenen Regionen, Versorgungssektoren und auch Praxen. Da die medizinische Versorgung in einem sozialen Kontext stattfindet [
3], ergeben sich daraus regelhaft Konflikte zwischen den Verschreibenden und auch mit den Patienten. Patienten werden verunsichert und eine rationale Antibiotikatherapie erschwert. Unterschiedliche lokale „Verordnungskulturen“ müssen analysiert und im lokalen Diskurs adressiert werden [
1,
3]. Als Konsequenz können und sollen die Empfehlungen an
lokale bzw.
regionale Behandlungssituationen angepasst werden.
Der Diskussions- und Konsentierungsprozess in kinderärztlichen Qualitätszirkeln und Fortbildungen in Kooperation mit lokalen Kinderkliniken mit abschließender formeller Beschlussfassung ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzeptes. Ärzte/Ärztinnen, die an dieser Diskussion aktiv beteiligt werden, schätzen den Stellenwert und die Verbindlichkeit des resultierenden Dokuments höher ein (IKEA-Effekt [
8]). Die kollegiale Zusammenarbeit über Praxis- und Versorgungsgrenzen hinweg wird verbessert. Die Verordnungssicherheit und -qualität sowie die Arbeitszufriedenheit steigen. Für Ärzte/Ärztinnen in der Weiterbildung sowie für Notaufnahmen und Notfallpraxen ist es ein hilfreiches und notwendiges Material. „Einmal eingeführt, möchte man nicht mehr darauf verzichten“. Nicht zuletzt profitieren besonders Patienten durch bessere Behandlungsergebnisse, weniger Nebenwirkungen und insbesondere auch von einem kongruenten Sprachgebrauch und einheitlichen Therapieempfehlungen.
Außerdem eröffnen die Empfehlungen Möglichkeiten, lokal mit benachbarten Fachrichtungen zur rationalen Antibiotikatherapie konstruktiv ins Gespräch zu kommen bis hin zur Etablierung eines fach- und sektorenübergreifenden ABS-Netzwerks.
Dazu gehört auch die Anpassung der Antibiotikaempfehlungen an spezielle lokale Resistenzsituationen (z. B. bei Vorliegen einer Trimethoprimresistenzrate >20 % bei E.-coli-Harnwegsinfektionen), die eine alternative Antibiotikaauswahl erfordern (z. B. Nitrofurantoin zur empirischen Zystitistherapie). Die AG stellt dafür gern über ihre Kontakt-E-Mail (abs-ambulante-paediatrie@dgpi.de) eine Word-Version der Empfehlungen zur Verfügung, die als Grundlage für eine lokale Empfehlung verwendet werden kann. Solche abgeänderten Empfehlungen müssen entsprechend gekennzeichnet werden und liegen in der Verantwortlichkeit des Anfordernden und nicht mehr in der Verantwortlichkeit der AG ABSaP.
Der AG sind aktuell 10 regionale Versionen (Augsburg, Baden-Württemberg, Bielefeld, Frankfurt, Lippe, Lübeck, Münster, Saarland, Südbaden und Tübingen) der Antibiotikaliste bekannt. Die AG stellt für weitere Regionen gern Informationen, Antibiotikaverordnungsdaten und Unterstützung bereit. Die Verordnungsraten variieren auf der Ebene von Kreisen bzw. Städten ca. um den Faktor 3. Ein besonderer Handlungsbedarf besteht daher in Regionen mit einem hohen Antibiotikaverbrauch.
Die Empfehlungen der Antibiotikatherapie für die häufigsten Infektionskrankheiten in der ambulanten Pädiatrie erfolgen nach dem folgenden Schema (ggf. bevorzugte Therapie fett ausgezeichnet).
Antibiotikum X
Tagesdosis (max. Tagesdosis), Anzahl der Einzeldosen; Dauer; Bemerkungen
Atemwegsinfektionen
Tonsillopharyngitis
-
Keine Antibiotikatherapie, kein Rachenabstrich bei: Alter unter (2 bis) 3 Jahre, geringem Krankheitsgefühl, Hinweisen auf Virusinfektion (Husten, Schnupfen, Konjunktivitis, Heiserkeit, Stomatitis, Zeichen einer EBV-Infektion u. a.); ggf. Verlaufskontrolle
Keine Indikation für Antibiotikatherapie sind auch: Vermeidung eitriger bzw. immunologischer Folgeerkrankungen, Vermeidung von Infektionen bei Kontaktpersonen, Nachweis von Haemophilus influenzae oder Staphylococcus aureus, hoher ASL-Titer u. Ä.
-
Antibiotikatherapie und
GAS-Schnelltest erwägen bei:
Alter ab (2 bis) 3 Jahre, starkem Krankheitsgefühl, Fieber, schmerzhaften zervikalen Lymphknoten, keinem Husten,
keiner Konjunktivitis (d. h. hohe Wahrscheinlichkeit auf GAS-Tonsillopharyngitis nach McIsaac-Score [
7])
Penicillin V
50.000–100.000 E/kgKG/T (max. 3 Mio. E) in 2–3 ED; 7 T; nicht zu den Mahlzeiten
Penicillin V
100.000 E/kgKG/T (max. 3 Mio. E) in 2–3 ED; 10 T; bei Rezidiv
Benzathin- Penicillin V
50.000 E/kgKG/T (max. 1,5 Mio. E) in 2 ED; 7 T; –
Clarithromycin
15 mg/kgKG/T (max. 1 g) in 2 ED; 7 T; bei Penicillinallergie
Rekurrierende GAS-Tonsillopharyngitis
Clindamycin
20 mg/kgKG/T (max. 1,8 g) in 3 ED; 7–10 T; –
-
In der Regel symptomatische Therapie mit Möglichkeit zur Verlaufskontrolle
-
Antibiotikatherapie bei Säuglingen <6 LMo, schwerer AOM, protrahierter AOM (>48–72 h Dauer) und Grunderkrankung
Amoxicillin
50 mg/kgKG/T (max. 3 g) in 2–3 ED; 5 (–7) T; TS bevorzugen, viel trinken
-
Bei gutem AZ: keine primäre Antibiotikatherapie und Verlaufskontrolle nach 2–3 T
-
Bei Fieber, starker Otalgie, persistierender Otorrhö:
Amoxicillin
50 mg/kgKG/T (max. 3 g) in 2–3 ED; 5 (–7) T; TS bevorzugen, viel trinken
Perforierte Pseudomonas-Otitis
Ciprofloxacin-OT (1 mg/0,5 ml)
2‑mal 1 mg/T; 7 (–10) T; –
Otorrhö bei liegendem Paukenröhrchen
-
Überweisung an HNO-Facharzt
-
Rein seromuköses Sekret, kein Fötor: ggf. Lokaltherapie mit 3 %iger H2O2-Lösung
-
Bei Persistenz, starkem Fötor:
Ciprofloxacin-OT (1 mg/0,5 ml)
2‑mal 1 mg/T; 7 (–10) T; in Kombination mit Kortikoid (z. B. Fluocinolonacetonid)
Otitis externa
Ciprofloxacin-OT (1 mg/0,5 ml
2‑mal 1 mg/T; 7 (–10) T; in Kombination mit Kortikoid (z. B. Fluocinolonacetonid)
Akute Sinusitis
-
In der Regel symptomatische Therapie: physikalisch, ggf. Mometason-NS 2‑mal 2 Hübe/Nasenloch 5–10 T
-
Keine Antibiotikatherapie lediglich aufgrund von „eitrigem“ Sekret/Sputum
-
Antibiotika bei schwerer persistierender (>10 T) Erkrankung
Amoxicillin
50 mg/kgKG/T (max. 3 g) in 2–3 ED; 5 (–10) T; TS bevorzugen, viel trinken
Doxycyclin
1. Tag: 4 mg/kgKG/T (max. 200 mg), ab 2. Tag: 2 mg/kgKG/T (max. 100 mg) in 1 ED; 5 (–10) T; ab 9 Jahre, Einnahme ohne Milchprodukte, Lichtschutz
Akute bakterielle Lymphadenitis colli
-
In der Regel einseitig, druckdolent, gerötet und überwärmt
-
Gegebenenfalls Sonographie, Einweisung zur i.v.-Therapie und/oder Operation bei Therapieresistenz und/oder Abszedierung
Amoxicillin + Clavulansäure
50 + 12,5 mg/kgKG/T (max. 3,75 g) in 3 ED; 7 (–10) T; je nach Befund und Verlauf TS bevorzugen, viel trinken
Cefadroxil
50(–100) mg/kgKG/T (max. 4 g) in 2 ED; 7 (–10) T; je nach Befund und Verlauf
Pseudokrupp, Laryngitis, akute (obstruktive) Bronchitis, RSV-Bronchiolitis, Influenza
Ambulant erworbene Pneumonie
-
Bei V. a. virale Pneumonie (Vorschulalter, relativ guter AZ, bronchiale Obstruktion, ggf. geringe CRP-Erhöhung) keine Antibiotikatherapie, jedoch engmaschige Verlaufskontrolle, ggf. antiobstruktive Therapie
-
Bei V. a. bakterielle Pneumonie (ab 6 LMo; <6 LMo stationäre parenterale Therapie empfohlen!)
Amoxicillin
50 mg/kgKG/T (max. 3 g) in 3 ED; 5 (–7) T; TS bevorzugen, viel trinken
-
Bei unkompliziertem Verlauf keine Indikation für Thoraxröntgen
-
Nur bei dringendem V. a. Mykoplasmenpneumonie und deutlichem Krankheitsgefühl: Alter über 5 J, Epidemiologie (Inkubationszeit 1–3 Wo), trockener Reizhusten, Obstruktion, protrahierter Verlauf, ggf. positive Serologie/PCR u. a. (Serologie und PCR ggf. falsch-positiv)
Clarithromycin
15 mg/kgKG/T (max. 1 g) in 2 ED; 7–10 T; bis 8 Jahre
Doxycyclin
1. T: 4 mg/kgKG/T (max. 200 mg), ab 2. T: 2 mg/kgKG/T (max. 100 mg) in 1 ED; 7–10 T; ab 9 Jahre, Einnahme ohne Milchprodukte, Lichtschutz
Keuchhusten
-
Antibiotika beenden die Ansteckungsfähigkeit innerhalb von 5 Tagen, verkürzen aber den Krankheitsverlauf nur bei Therapiebeginn bis zum frühen Stadium convulsivum
-
Indikation: innerhalb von 3 Wo nach Hustenbeginn bzw. bei positivem Erregernachweis (PCR). Chemoprophylaxe besonders im Umfeld von nicht vollständig geimpften Säuglingen bzw. Kindern mit kardialer oder pulmonaler Grunderkrankung
Clarithromycin
15 mg/kgKG/T (max. 1 g) in 2 ED; 7 T; ab 2. LMo
Azithromycin
10 mg/kgKG/T in 1 ED; 5 T; nur im 1. LMo (in der Regel stationär)
Harnwegsinfektionen
Unkomplizierte Zystitis
Trimethoprim
6 mg/kgKG/T (max. 400 mg) in 2 ED; 3–5 T; lokale Resistenzlage beachten
Nitrofurantoin
5 mg/kgKG/T (max. 200 mg) in 2 ED; 3–5 T; zugelassen bei fehlender Alternative, nicht geeignet bei Pyelonephritis
Fosfomycin
Einmal 3 g (abends 2 h nach Mahlzeit!), Miktion verzögern, 2 T Trinkmenge begrenzen; 1 T; unkomplizierte Zystitis bei Mädchen ab 12 Jahren und >50 kgKG
Pyelonephritis
Cefixim
10 mg/kgKG/T (max. 400 mg) in 1–2 ED; 7–10 T; –
Cefpodoxim
10 mg/kgKG/T (max. 400 mg) in 2 ED; 7–10 T; –
Amoxicillin + Clavulansäure
50 + 12,5 mg/kgKG/T (max. 3,75 g) in 3 ED; 7–10 T; TS bevorzugen, viel trinken
Harnwegsinfektionsprophylaxe
Trimethoprim
2 mg/kgKG/T (max. 100 mg) in 1 ED; max. 6 Mo; >6 LWo
Nitrofurantoin
1 mg/kgKG/T (max. 50 mg) in 1 ED; max. 6 Mo (Zulassung!); >3 LMo
Cefaclor
10 mg/kgKG/T (max. 0,5 g) in 1 ED; –; <6 LWo
Hautinfektionen
Soweit möglich
antiseptische (und ggf.
antiinflammatorische)
Lokaltherapie:
-
Octenidin, 0,1 %, Chlorhexidinglukonatcreme, 0,5 %/1 %, Polihexanidlösung/-gel, 0,04 %, Clioquinolcreme (begrenzte Fläche und Dauer bei Säuglingen und Kleinkindern) u. a.
-
Topische und systemische Antibiotikatherapie nur falls notwendig, dabei Mupirocin vermeiden (Reserve für MRSA)
Superinfiziertes atopisches Ekzem
-
Antiseptische (s. oben) und antiinflammatorische Therapie: z. B. Prednicarbatcreme mit Octenidindihydrochlorid 0,1 % Zusatz, NRF 11.145 (bis 6 LMo und Gesicht 0,08 %, bis 12 LMo 0,15 %, ab 12 LMo 0,25 %)
-
Antibiotikatherapie erwägen bei: >10 % der KOF, Fieber, reduziertem AZ, Therapieresistenz u. a.: s. Abschn. „Impetigo contagiosa“
Impetigo contagiosa
Fusidinsäurecreme
3‑mal/T; 5 (–7) T; bei begrenzter Läsionszahl
Cefadroxil
50 mg/kgKG/T (max. 2 g) in 2 ED; 5 (–7) T; bei ausgedehntem Befund; alternativ Cefaclor
Amoxicillin + Clavulansäure
50 + 12,5 mg/kgKG/T (max. 3,75 g) in 3 ED; 5 (–7) T; bei ausgedehntem Befund; TS bevorzugen, viel trinken
„Infizierte“ Insektenstiche
-
Bei ausgeprägter Reaktion und „beginnender“ Lymphangitis: Umschläge mit Antiseptika, Ruhigstellung, Verlaufskontrolle
-
Bei sicherer Lymphangitis: systemische Antibiotikatherapie für 3–5 T (s. Abschn. „Impetigo contagiosa“)
Perianale GAS-Dermatitis
Penicillin V
100.000 E/kgKG/T (max. 3 Mio. E) in 2–3 ED; 10 T; nicht zu den Mahlzeiten
Benzathin-Penicillin
50.000 E/kgKG/T (max. 1,5 Mio. E) in 2 ED; 10 T; –
Cefadroxil
50 mg/kgKG/T (max. 2 g) in 2 ED; 7 T; alternativ Cefaclor
Borreliose
-
Erythema migrans: klinisch variabel, typisch: randbetontes, sich zentrifugal ausbreitendes Erythem (mind. 5 cm), 7–30 T nach Zeckenstich; Serologie nur bei multiplem EM sinnvoll
-
Therapiedauer: einfaches EM 10 (–14) T, multiples EM oder Allgemeinsymptome 14–21 T (je nach Dauer und Schwere)
-
Lymphozytom: Serologie empfohlen/notwendig, Therapiedauer 14–21 T (je nach Dauer und Schwere)
Amoxicillin
50 mg/kgKG/T (max. 3 g) in 3 ED; Therapiedauer s. oben; bis 8 Jahre, TS, viel trinken
Doxycyclin
4 mg/kgKG/T (max. 200 mg) in 1 ED, ab 2. T: 2 mg/kgKG/T (max. 100 mg) in 1 ED; Therapiedauer s. oben; ab 9 Jahre, Einnahme ohne Milchprodukte, Lichtschutz
-
Ein Zeckenrest („Kopf“) ist nicht infektiös und muss nicht entfernt werden, Wunde desinfizieren
-
Keine Indikation für Untersuchung einer entfernten Zecke auf Erreger
Augeninfektionen
Eitrige Konjunktivitis
Kanamycin- oder Gentamicin-AT
1 Trpf. je Auge 4‑mal/T; 4–5 T; ab 2 LMo
Darminfektionen
(Hämorrhagische) Gastroenteritis
-
In der Regel keine Antibiotikatherapie. Nur indiziert bei Nachweis von Shigellen, Salmonella typhi/paratyphi, V. cholerae und Lamblien sowie bei septischen Verläufen, Grunderkrankungen oder Immunsuppression
Chirurgische Infektionen
Panaritium, Abszess, oberflächliche Wunden, leichte Wundinfektionen, Balanitis
Tier- und Menschenbissverletzungen
Amoxicillin + Clavulansäure
50 + 12,5 mg/kgKG/T (max. 3,75 g) in 3 ED; 5–10 T; Tetanusprophylaxe überprüfen! TS bevorzugen, viel trinken
Einhaltung ethischer Richtlinien
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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