Nasopharynxkarzinom: Checkpoints künftig in der Erstlinie ansteuern?

Die Therapiemöglichkeiten beim Nasopharynxkarzinom in der Erstlinie sind noch sehr begrenzt. Neben einer Chemo- oder Strahlentherapie sind derzeit noch keine Immuntherapien zugelassen. Erste Phase-III-Daten zur Behandlung mit dem PD-1-Inhibitor Toripalimab geben Lichtblicke. Das Nasopharynskarzinom (NPC) tritt mit einer jährlichen Inzidenz von 1,2 pro 100.000 global recht selten auf, während es in Asien endemisch mit 3,0 pro 100.000 recht häufig ist. Rezidiviert oder metastasiert (r/m) der Tumor sind die Behandlungsmöglichkeiten sehr begrenzt, betonte Professor Anthony TC Chan, von der Chinese University of Hong Kong, China, auf der diesjährigen virtuellen Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO). Das National Comprehensive Cancer Network (NCCN) empfiehlt in der Erstlinie beim r/m NPC standardmäßig die Behandlung mit einer Chemotherapie bestehend aus Cisplatin plus Gemcitabin (6 Zyklen). Um die Ansprechraten weiter zu verbessern, befinden sich derzeit einige Immuncheckpointinhibitoren (ICI) in klinischen Studien – darunter der monoklonale Anti-PD1-Antikörper Toripalimab. In der Zweit- und Drittlinie hat er bereits gute Ansprechraten erzielt (POLARIS-02-Studie [1]), nun stellte Professor Rui-hua Xu vom Sun Yat-sen University Cancer Center, China, erste Zwischenergebnisse aus der Phase-III-JUPITER-02-Studie mit Toripalimab in Kombination mit der Chemotherapie in der Erstlinie, vor [2]. PFS signifikant besser, OS-Daten aber noch unreif Initial erhielten 289 chemotherapienaive NPC-Patienten 1:1 randomisiert entweder 240mg Toripalimab plus Gemcitabin/Cisplatin oder Placebo plus Gemcitabin/Cisplatin q3w bis zu 6 Zyklen. Anschließend erhielten die Patienten entweder Toripalimab als Monotherapie oder Placebo allein für insgesamt 2 Jahre, bis zur Progression oder intolerablen Toxizitäten. Die Patienten hatten alle einen ECOG-Perfomancestatus von 0-1 und waren zwischen 18-75 Jahre alt. Primärer Endpunkt der Studie ist das progressionsfreie Überleben (PFS). In der ersten Interimsanalyse wurde ein medianes PFS unter Toripalimab von 11,7 Monate versus 8,0 Monate bei Placebo erreicht (Hazard Ratio [HR] 0,52; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 0,36-0,74). „Damit ist das PFS im Toripalimab-Arm signifikant besser als im Placebo-Arm“, betonte Xu. Die 1-Jahres-PFS-Rate war mit 49,4% unter Toripalimab ebenfalls dem Placebo-Arm (27,9%) überlegen. „Eine Verbesserung im PFS wurde in allen Subgruppen beobachten, ebenfalls in allen PD-L1(„programmed cell death-ligand 1“)-Subgruppen“, so Xu weiter. Das mediane Gesamtüberleben (OS) wurde derzeit aber noch nicht erreicht. Die 1-Jahres-OS-Rate unter Toripalimab konnte aber schon mit 91,6% gegenüber 87,1% unter Placebo beziffert werden. Die objektive Ansprechrate lag bei 77,4 versus 66,4%, das komplette Ansprechen unter Toripalimab bei 19,2% und bei 11,2% unter Placebo. Grad ≥ 3 Nebenwirkungen waren ebenfalls in beiden Armen ähnlich (89,0 vs. 89,5%), obwohl immunbedingte Nebenwirkungen Grad ≥ 3 unter Toripalimab häufiger vorkamen (7,5 vs. 0,7%). Die am häufigsten vom Grad ≥ 3 vorkommenden Nebenwirkungen waren: Leukopenie (61,6 vs. 58 %), Anämie (47,3 vs. 39,9 %), Neutropenie (57,5 vs. 63,6 %) und Thrombozytopenie (32,9 vs. 28,7 %). Toripalimab beim NPC „practice changing“? Auch Diskutant Chan betonte die ermutigenden Ergebnisse beim PFS unter Toripalimab, räumte jedoch ein: „Beim Vergleich der PFS-Kurven ist auffällig, dass beide Therapiearme während der initialen Therapie komplett überlappend verlaufen. Erst nach ca. 5 Monaten, als die systemische Chemotherapie abgesetzt wurde, entwickelt sich die Kurve unter Toripalimab günstiger. Die Frage, ob das PFS im Toripalimab-Monotherapie-Arm im Vergleich zur Chemotherapie alleine auch signifikant besser wäre, bleibt derzeit noch offen.“ Wenn sich aber auch in den OS-Daten ein Benefit bestätigen würde, könne die Therapie mit Toripalimab „practice changing“ sein. Bislang bliebe die Chemotherapie mit Cisplatin plus Gemcitabin in der First-Line bei m/r NPC aber der Standard. Empfehlung der Redaktion Annual Meeting der American Society of Clinical Oncology Kongressdossier zum ASCO Highlights und Berichte zum Annual Meeting der American Society of Clinical Oncology (ASCO) 2021 finden Sie in diesem Dossier. Sie lesen unter anderem, warum Sie früh auf BRCA-Mutation bei Mamma-Ca. testen sollten, was CAR-T-Zellen bei multiplem Myelom versprechen und wie die Radioligandentherapie bei Prostatakarzinom aktuell bewertet wird. basierend auf: ASCO Annual Meeting 2021, 4.-8.6.2021; Plenary Session: Abstract LBA 2

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