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Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde 3/2019

20.07.2018 | Atopische Dermatitis | Konsensuspapiere

Säuglingsnahrungen auf Basis von Proteinhydrolysaten zur Risikoreduktion allergischer Manifestationen

Stellungnahme der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ)

verfasst von: Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ)

Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde | Ausgabe 3/2019

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Zusammenfassung

Hintergrund

Aktuelle Richtlinien empfehlen für nichtgestillte Säuglinge aus atopiebelasteten Familien zur Risikoreduktion für allergische Erkrankungen im 1. Lebenshalbjahr die Verwendung von Formelnahrung auf Basis von hydrolysiertem Kuhmilcheiweiß. Eine vor Kurzem publizierte systematische Übersichtsarbeit versuchte, die Effekte von Säuglingsmilchnahrung aus Proteinhydrolysaten auf das Risiko für allergische Manifestationen zu ermitteln. Die Autoren folgerten, dass es keine hinreichende Evidenz für die allergiepräventive Verwendung einer Säuglingsnahrung mit hydrolysiertem Eiweiß bei Säuglingen mit hohem Risiko für allergische Erkrankungen gibt.

Fragestellung

Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) untersuchte, ob eine Änderung der Empfehlungen zur Verwendung von Hydrolysatnahrungen erfolgen sollte.

Material und Methoden

Die von den Autoren der zitierten Übersichtsarbeit in die Analyse aufgenommenen Studien wurden hinsichtlich Qualität und Vergleichbarkeit der Daten bewertet. Die Ergebnisse wurden in Relation zu anderen Übersichtsarbeiten zu dem Thema gesetzt.

Ergebnisse

In der Übersichtsarbeit von Boyle et al. wurden Daten aus Studien zu Nahrungen mit angenommenem ähnlichem Hydrolysegrad, aber unterschiedlicher Proteinquelle zusammengefasst. Einzelne Studien beinhalteten zusätzliche andere Interventionen zur Allergieprävention. Die Unterschiede in der Qualität der einbezogenen Studien wurden in der untersuchten Übersichtsarbeit nicht angemessen berücksichtigt. Einzelne methodisch gut durchgeführte Studien ebenso wie 2 weitere Übersichtsarbeiten zeigen einen präventiven Effekt.

Schlussfolgerung

Die DGKJ-Ernährungskommission sieht derzeit keine Veranlassung, aufgrund der zitierten Übersichtsarbeit ihre Empfehlungen zu ändern. Die Durchführung weiterer Studien von guter Qualität ist wünschenswert, um die Datenlage zu allergiepräventiven Wirkungen von Hydrolysatnahrungen zu verbessern.
Literatur
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Zurück zum Zitat European-Commission. Commission Delegated Regulation (EU) 2016/127 of 25 September 2015 supplementing Regulation (EU) No 609/2013 of the European Parliament and of the Council as regards the specific compositional and information requirements for infant formula and follow-on formula and as regards requirements on information relating to infant and young child feeding. Official Journal of the European Union. 2016:L 25/1. European-Commission. Commission Delegated Regulation (EU) 2016/127 of 25 September 2015 supplementing Regulation (EU) No 609/2013 of the European Parliament and of the Council as regards the specific compositional and information requirements for infant formula and follow-on formula and as regards requirements on information relating to infant and young child feeding. Official Journal of the European Union. 2016:L 25/1.
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Zurück zum Zitat von Berg A, Filipiak-Pittroff B, Schulz H, Hoffmann U, Link E, Sussmann M et al (2016) Allergic manifestation 15 years after early intervention with hydrolyzed formulas—the GINI Study. Allergy 71(2):210–219CrossRef von Berg A, Filipiak-Pittroff B, Schulz H, Hoffmann U, Link E, Sussmann M et al (2016) Allergic manifestation 15 years after early intervention with hydrolyzed formulas—the GINI Study. Allergy 71(2):210–219CrossRef
Metadaten
Titel
Säuglingsnahrungen auf Basis von Proteinhydrolysaten zur Risikoreduktion allergischer Manifestationen
Stellungnahme der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ)
verfasst von
Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ)
Publikationsdatum
20.07.2018
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Monatsschrift Kinderheilkunde / Ausgabe 3/2019
Print ISSN: 0026-9298
Elektronische ISSN: 1433-0474
DOI
https://doi.org/10.1007/s00112-018-0538-7

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