Topischer Calcineurin-Inhibitor erfüllt Therapie-Anforderungen

Die Anforderungen an eine moderne Therapie der atopischen Dermatitis (AD) umfassen mittlerweile nicht nur die Verbesserung der Hauterscheinungen und des Pruritus – die Therapie sollte darüber hinaus sehr gut verträglich sein und die Adhärenz der Patient*innen unterstützen. Wie eine aktuelle Übersichtsarbeit aufzeigt, werden topische Calcineurin-Inhibitoren (TCI) wie Pimecrolimus den hohen Erwartungen von Patient*innen und Behandelnden gerecht. Tharakorn / Getty Images / iStock × In Deutschland leiden etwa 1,4 Millionen Kinder und Jugendliche bis 20 Jahre sowie 2,2 Millionen Erwachsene unter einer AD [1]. Somit ist die Prävalenz der AD bei Erwachsenen deutlich höher, als man früher annahm und die chronisch-entzündliche Hauterkrankung gilt längst nicht mehr nur als eine Erkrankung der Kinder [2]. Der Leidensdruck bei AD ist nicht zu unterschätzen – insbesondere das Leitsymptom Pruritus macht den Betroffenen zu schaffen. Dabei korreliert die Schwere der Erkrankung direkt mit den Einbußen an Lebensqualität, die durch den Juckreiz aber auch aufgrund von Schlafstörungen, Depressionen oder verringertem Selbstwertgefühl beeinträchtigt ist [2]. Pimecrolimus statt Kortison Die Behandlung der AD zielt insbesondere darauf ab, die gestörte Barrierefunktion der Haut wiederherzustellen, die chronische Entzündung zu hemmen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern [2]. Reicht die Basistherapie nicht aus, die Barrierefunktion zu verbessern, empfiehlt die Leitlinie die Anwendung topischer Glukokortikosteroide (TCS) [3]. Neben den positiven antientzündlichen und immunmodulatorischen Effekten verursachen TCS bei längerer Anwendung allerdings zahlreiche lokale Nebenwirkungen. Dazu gehört die Beeinträchtigung der Barrierefunktion der Haut – wodurch TCS diesem wichtigen Therapieziel entgegenwirken. Zusätzlich können Hautatrophie, periorale Dermatitis, Rosacea und allergische Kontaktdermatitis auftreten [2]. Die Leitlinie empfiehlt die Therapie mit TCS daher nur über kurze Zeit während eines Schubes [3]. Als verträgliche und effektive Alternative zur Langzeitanwendung von TCS stehen TCI wie Pimecrolimus (Elidel®) zur Verfügung. Pimecrolimus wird in den Leitlinien insbesondere für die Langzeitbehandlung von sensiblen Hautarealen empfohlen [3]. Dazu zählt etwa die Anwendung im Gesicht und am Hals von Erwachsenen sowie empfindlicher Kinderhaut. Wirksamkeit an sensiblen Hautbereichen Zahlreiche Studien belegen die Effektivität und Sicherheit von Pimecrolimus, das ebenso entzündungshemmend wirkt wie TCS, jedoch keine Hautatrophie verursacht und die Wiederherstellung der Hautbarriere unterstützt [2]. In einer sechsmonatigen, offenen, multizentrischen Studie mit 947 AD-Patient*innen ab drei Monaten wurde die Wirksamkeit von Pimecrolimus (1% Creme) untersucht [4]. Der Anteil der Patient*innen mit einer Abnahme des Punktwerts im Investigators’ Global Assessment (IGA) des ganzen Körpers lag in Woche 24 bei 66,9% für Kinder mit milder oder moderater AD im Vergleich zum Ausgangswert. Während sich die Läsionen bei den unter 18-Jährigen vor allem innerhalb der ersten Behandlungswochen verbesserten, zeigte sich bei Erwachsenen eine Verbesserung über die gesamte Behandlungsdauer [4]. Die gute Wirkung von Pimecrolimus (1% Creme) an sensiblen Hautarealen belegt eine Doppelblindstudie mit 200 Teilnehmer*innen mit AD an Kopf, Nacken oder Augenlidern [5]. Signifikant mehr Patient*innen der Pimecrolimus-Gruppe waren an Kopf/Nacken bzw. den Augenlidern erscheinungsfrei oder fast erscheinungsfrei, verglichen mit der Vehikel-Gruppe (Kopf/Nacken: 47% vs. 16%, Augenlider: 45% vs. 19%; p<0,001). Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, dass Pimecrolimus die Hauterscheinungen auch an sensiblen Hautstellen verbessert und die Krankheitslast verringert (Abb.1). Zudem nimmt die Hautdicke der behandelten Areale nicht ab [2]. Abb.1: Prozentualer Anteil an jugendlichen oder erwachsenen Patient*innen mit erscheinungsfreier/fast erscheinungsfreier Haut im Gesicht unter einer Therapie mit Pimecrolimus oder Vehikel (modifiziert nach [2]) Springer Medizin Verlag GmbH × Schubreduktion bei Langzeitanwendung Die Therapie mit Pimecrolimus (1% Creme) reduzierte bei Kindern die Häufigkeit der Schübe signifikant gegenüber einer Behandlung mit Vehikel (p<0,001) (Abb.2). Bei 543 erwachsenen Patient*innen mit milder bis moderater AD wurden Pimecrolimus oder ein Vehikel bei den ersten Anzeichen bzw. AD-Symptomen angewandt. Dadurch reduzierte sich die mittlere Anzahl von Schüben, die die Anwendung von TCS erforderten, signifikant von 1,39 auf 0,97 (p=0,0014) [6]. Zudem wiesen die Patient*innen der Pimecrolimus-Gruppe deutlich mehr TCS-freie Tage auf als die Patient*innen der Vehikel-Gruppe. In einer Doppelblindstudie mit 713 Kindern zwischen 2 und 17 Jahren führte die Therapie mit Pimecrolimus (1% Creme) zu einer Halbierung der Anzahl an Schüben (definiert als IGA von 4 oder 5 und TCS-Anwendung), verglichen mit der Kontrollgruppe [7]. Für einen anhaltenden Effekt auf die Krankheit und eine daraus folgende verringerte Krankheitslast spricht zudem, dass im Verlauf der Langzeitanwendung weniger Pimecrolimus erforderlich war [2]. Abb.2: Anzahl von AD-Schüben während einer zwölfmonatigen Behandlung mit Pimecrolimus oder Vehikel bei Kleinkindern (3−23 Monate) (modifiziert nach [2]) Springer Medizin Verlag GmbH × Verringerter Juckreiz Pruritus macht nicht nur das Leben der Betroffenen und ihrer Eltern zur Qual, das Kratzen beschädigt auch die Hautbarriere – was wiederum die entzündlichen Prozesse verstärkt und zu einem Teufelskreis aus Jucken, Kratzen und Verschlimmerung der AD führt [2]. Für eine erfolgreiche Therapie ist es daher essenziell, den Juckreiz wirkungsvoll zu unterdrücken. Pimecrolimus bekämpft den Pruritus auf mehreren Wegen [2]. So hemmt der Wirkstoff etwa die Ausschüttung der Substanz P, einem Hauptvermittler des Pruritus in entzündlichen AD-Läsionen. Zusätzlich inhibiert Pimecrolimus die Aktivierung und Proliferation von T-Zellen und unterdrückt die Synthese inflammatorischer Zytokine. Diese Effekte verringern den Juckreiz innerhalb von Stunden, während er sich in Vehikel-Gruppen häufig verstärkt [2]. Verbesserte Lebensqualität und Adhärenz Mehrere kurz und lang andauernde Studien zeigen, dass Pimecrolimus die Lebensqualität von AD-Patient*innen bzw. deren Angehörigen verbessert. Wie eine Untersuchung mit den Eltern von 196 betroffenen Kindern belegt, erstreckt sich die positive Veränderung auf verschiedene Parameter der Lebensqualität [8]. So verbesserte sich unter Pimecrolimus die emotionale Bewältigung (16,1% vs. 6,5%), die Akzeptanz der Erkrankung (19,6% vs. 7,0%) sowie die Zufriedenheit mit der Behandlung (10,0% vs. 3,7%) gegenüber Vehikel. Welchen Effekt Pimecrolimus im Vergleich zu TCS auf die Lebensqualität ausübt, ermittelte eine Beobachtungsstudie [9]. Hier gaben 77% der mit Pimecrolimus behandelten AD-Patient*innen eine verbesserte Lebensqualität an gegenüber 42% unter TCS. Dazu kommt eine deutlich bessere Adhärenz unter Pimecrolimus, verglichen mit TCS. Rund 60% der Anwender*innen haben keine Bedenken gegenüber Pimecrolimus, während nur 10% keine Bedenken gegenüber TCS äußern. Dem liegt vermutlich eine weit verbreitete Kortikophobie zugrunde [2]. Verträglichkeit und Sicherheit Aufgrund der geringen systemischen Absorption über die Haut verursacht die zweimal tägliche topische Anwendung von Pimecrolimus keine systemischen Immuneffekte [2]. Die intermittierende Langzeitanwendung des TCI ist sicher und gemäß der Leitlinie einer längeren Anwendung von TCS vorzuziehen – auch weil Pimecrolimus im Gegensatz zu TCS kein Risiko für eine Hautatrophie aufweist [3]. Es besteht kein erhöhtes Risiko für Lymphome oder andere maligne Erkrankungen. Die Verträglichkeit ist gut, zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen zählen ein vorübergehendes Wärmegefühl sowie Kribbeln oder Brennen an der Applikationsstelle in den ersten Tagen der Anwendung [3]. Fazit Das für Kinder ab zwei Jahren zugelassene Pimecrolimus reduziert die Anzahl der AD-Schübe sowie die Krankheitslast und verbessert die Lebensqualität der Betroffenen. Aufgrund der guten Effektivität und Sicherheit ist Pimecrolimus als intermittierende Langzeittherapie geeignet und wird in der Leitlinie vor allem für die Behandlung sensibler Hautbereiche empfohlen. Literatur Augustin M et al., Neurodermitisreport: Ergebnisse von Routinedaten-Analysen der Techniker Krankenkasse aus den Jahren 2016 bis 2019, 2021, www.tk.de, Suchnummer 2099546 Luger T et al., J Eur Acad Dermatol Venereol 2021, 35:1505–1518 Wollenberg A et al., J EurAcad Dermatol Venereol 2018, 32:657–682 Lübbe J et al., Am J Clin Dermatol 2006, 7:121–131 Murrell DF et al., Br J Dermatol 2007, 157:954–959 Gollnick H et al., Br J Dermatol 2008, 158:1083–1093 Wahn U et al., Pediatrics 2002, 110:e2 Staab D et al., Pediatr Allergy Immunol 2005, 16:527–533 Gollnick H et al., J Eur Acad Dermatol Venereol 2008, 22:1319–1325 Impressum „Therapie der atopischen Dermatitis – Topischer Calcineurin-Inhibitor erfüllt Therapie-Anforderungen” Literaturarbeit Bericht: Dr. Marion Hofmann-Aßmus, Fürstenfeldbruck Artikel gedruckt in Der Deutsche Dermatologe 10/2021 Pädiatrie 5/2021 Mit freundlicher Unterstützung der Mylan Healthcare GmbH (A Viatris Company), Zweigniederlassung, Bad Homburg v.d.H. Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Dr. Anne Kathrin Steeb Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführung: Fabian Kaufmann, Dr. Cécile Mack, Dr. Hendrik Pugge Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbHDie Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF: Therapie der atopischen Dermatitis - Topischer Calcineurin-Inhibitor erfüllt Therapie-Anforderungen

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