Borreliose

Streng genommen ist die Morgellons-Krankheit laut ICD gar keine Krankheit. Patienten gibt es trotzdem. Wie ihnen geholfen werden kann, darüber haben sich niederländische Mediziner den Kopf zerbrochen.

Der ärztliche Verdacht auf eine chronische Borreliose lässt sich häufig nicht bestätigen. US-Ärzte haben untersucht, wo die Langzeitbeschwerden in solchen Fällen wirklich herrühren – und ein erstaunlich breites Spektrum an Erkrankungen gefunden.

Warten, ob ein Erythema migrans auftaucht, oder vorsichtshalber gleich nach dem Zeckenstich ein Antibiotikum geben: Eine Metaanalyse von randomisierten Studien hat die beiden Strategien verglichen.

Ein 54-jähriger Patient kollabiert gleich dreimal hintereinander. Was hatte die Rötung am Hoden mit den neu aufgetretenen Synkopen zu tun?

Weisen Patienten mit Zeckenbiss in einem endemischen Gebiet ein Erythema migrans auf, ist die Situation klar. Es sollte keine Serologie erfolgen, sondern umgehend eine Antibiotika-Therapie initiiert werden. Weniger klar ist, was bei refraktärer Lyme-Arthritis oder PTLBS zu tun ist.

Der Ansturm auf die heimischen Erholungsgebiete in der COVID-19-Pandemie hatte Folgen: Die FSME-Fallzahlen sind 2020 sprunghaft gestiegen. Was bei der Impfung zu beachten ist.

Wenn das Risiko den Nutzen einer Therapie übersteigt, liegt ein Übergebrauch vor. Bei Antibiotika ist das auch wegen unerwünschter Wirkungen und Superinfektionen ein relevantes Problem.

Unkritisch veranlasste Borrelien-Serologien führen Patienten oft zum Rheumatologen. Der muss ihnen dann die „Borreliose“ wieder ausreden. Dabei gibt es klare Indikationen, wann welche Tests sinnvoll sind. Unter Biologikatherapie gibt es übrigens atypische Verläufe.

Die Beschwerden des 37-Jährigen werden zunächst als grippaler Infekt gedeutet. Erst ein AV-Block lenkt den Verdacht auf die wahre Ursache – zu spät für den Patienten.

Eine verlängerte Antibiotikatherapie nach der Erstbehandlung hat bei Borreliose-Symptomen keinerlei Nutzen. Der Chefarzt der neurologischen Abteilung des Klinikums Nürnberg erläuterte in einem aktuellen Vortrag, warum sie sogar schaden kann.

Der Nachweis von Antikörpern gegen Borrelia burgdorferi bei älteren Patienten zeigt allein noch kein Risiko für neuropsychiatrische Erkrankungen oder funktionelle Beeinträchtigungen an.

Im vergangenen Jahr wurden einige Zecken der Art Hyalomma marginatum in Deutschland gefunden. Diese Zeckenart kann unter anderem Erreger für das Krim-Kongo-Fieber übertragen. Gerade bei älteren Menschen, die viel in der Natur unterwegs sind, ist Aufmerksamkeit geboten.

Ständig müde und Konzentrationsprobleme? Bei einer Borreliose keine Seltenheit. Doch auch dann reicht eine zweiwöchige Antibiotikabehandlung. Eine längere Therapie bietet keine Vorteile.

Verschiedene antibiotische Strategien zur Behandlung der kutanen Lyme-Borreliose im Frühstadium wurden in einer Netzwerkanalyse verglichen. Ergebnis: In puncto Wirksamkeit unterscheiden sich die verschiedenen Substanzen und Regime offenbar kaum.

Forscher vom Deutschen Zentrum  für Infektionsforschung warnen: 2018 wird es so viele Zecken geben wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Die Borreliose ist eine gut diagnostizierbare und therapierbare Erkrankung. Bei der Sicherung der Diagnose ist die Serologie hilfreich. Doch bei ungezieltem Einsatz kann diese auch verwirren.

Bei durch Zecken übertragenen Erkrankungen wird in der Regel zuerst an FSME und Borreliose gedacht. Aber auch seltenere Infektionen wie humane Ehrlichiose und Rickettsiosen werden durch Zecken übertragen.

Die Zeckensaison 2018 startet mit der neuen S3-Leitlinie Neuroborreliose. Diese widerspricht der Theorie chronischer Spätfolgen. Schlechte Langzeitverläufe basieren vielmehr auf Fehldiagnosen.

Allein aufgrund der Klinik ist die Diagnose „Lyme-Borreliose“ nur sehr schwer zu stellen. Wie eine US-Studie zeigt, ist bei unklarem Erscheinungsbild die Bestätigung durch Laborbefunde erforderlich, um Über- bzw. Unterdiagnosen zu vermeiden.

Patienten mit Post-Lyme-Syndrom ähneln solchen mit chronischer Fatigue, auch profitieren sie nicht von einer Langzeit-Antibiose. Besonders kritisch ist eine Diagnose aufgrund nichtvalidierter Tests.

Aufgrund von Anamnese und klinischer Untersuchung konnte man bei einem Patienten mit AV-Blockierung dritten Grades auf die permanente Schrittmacherimplantation verzichten.

Nach dem Stich einer mit Borrelien belasteten Zecke gelingt es nicht, mit topisch verabreichtem Azithromycin ein Erythema migrans und/oder eine Serokonversion zu verhindern. Eine placebokontrollierte Studie zur Wirksamkeit des Antibiotikums wurde frühzeitig beendet.

Unspezifische Symptome, kein Liquorbefund, deutliche Residualsymptome nach einer Therapie – bei solchen Patienten liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Borrelieninfekt vor. Experten warnen daher von einer Langzeitantibiose.

Patienten mit Neuroborreliose haben meist weniger Komplikationen als vor Jahrzehnten – offenbar wird die Diagnose inzwischen deutlich früher gestellt. Wer auf die Antibiose nicht rasch anspricht, hat aber noch immer schlechte Heilungschancen.

Es wäre schon verlockend: Gleich nach dem Zeckenstich eine Einmaldosis Antibiotikum, und schon wäre man die Sorge wegen der Borrelien los – vielleicht. Denn weltweit streiten Experten über Sinn und Unsinn einer solchen Maßnahme.

Noch zehn oder mehr Jahre nach Auftreten eines Borreliose-bedingten Erythema migrans klagen manche Patienten trotz initialer Behandlung über unspezifische Beschwerden. Infektiologen aus den USA haben untersucht, was davon zu halten ist.

Wird bei Patienten mit unspezifischen Symptomen eine „chronische Lyme-Borreliose“ diagnostiziert, handelt es sich zu oft um eine Verlegenheitsdiagnose. Entsprechend bunt ist das Therapieangebot.

Infektiologen der US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) haben über drei Fälle von Patienten mit angeblich „chronischer Lyme-Borreliose“ berichtet. In allen Fällen war die Diagnose nicht nur falsch, sondern fatal.