Melanom: „Vor Anti-PD-1-Therapie den Vitamin-D-Spiegel kontrollieren!“

Wie gut Patienten und Patientinnen mit fortgeschrittenen Melanomen auf die Behandlung mit einem PD-1-Inhibitor ansprechen, könnte laut einer Beobachtungsstudie aus Polen auch vom Vitamin-D-Status abhängen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Eine Forschungsgruppe der Universität und des Krebszentrums im polnischen Poznań empfiehlt, den Vitamin-D-Spiegel zu kontrollieren und im Normbereich zu halten, wenn fortgeschrittene Melanome mit einem PD-1-Inhibitor behandelt werden. Ihren Beobachtungen zufolge ist bei einem Calcidiol-Serum-Wert > 30 ng/ml mit einer höheren Ansprechrate und einem längeren progressionsfreien Überleben zu rechnen als bei niedrigeren Werten. Das Team um Łukasz Galus hat den Zusammenhang bei 199 Patienten (46% Frauen) untersucht, die wegen eines inoperablen oder metastasierten Melanoms eine Erstlinientherapie mit Nivolumab oder Pembrolizumab erhielten. Die 25(OH)D-Serumspiegel wurden alle zwölf Wochen bestimmt. 58 Personen – ohne oder mit unzureichender Supplementation – hatten unter der Immuntherapie reduzierte Vitamin-D-Spiegel < 30 ng/ml, die anderen 141 wiesen, ebenfalls ohne oder mit Supplementation, normale Serumspiegel auf. Die beiden Gruppen waren vergleichbar, was den Schweregrad ihrer Erkrankung, Alter und LDH betraf. Höhere Ansprechrate, längeres PFS Ein objektives Ansprechen erreichten mit reduziertem 25(OH)D-Spiegel 36,2% der Beteiligten, mit normalem Spiegel waren es 56,0%, ein signifikanter Unterschied. Das galt auch für die Differenz beim progressionsfreien Überleben, der Median lag bei 5,8 Monaten mit niedrigen und 11,3 Monaten mit normalen 25(OH)D-Werten. Beim Gesamtüberleben unterschieden sich die Gruppen nicht (median 27,0 vs. 31,5 Monate). Auf die Nebenwirkungsrate hatte die Höhe des Vitamin-D-Spiegels ebenfalls keinen Einfluss. In einer multivariaten Analyse erwies sich ein reduzierter 25(OH)D-Wert als Risikofaktor für eine Progression des Melanoms. Empfehlung der Redaktion Maligne Tumoren der Haut – Themenseite Dem Thema Hautkrebs, von Melanom über Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom bis hin zu weiteren Neoplasien der Haut und ihrer Anhangsgebilde, widmet sich diese Themenseite. Hier finden Sie News, Übersichten, Kasuistiken und kommentierte Studienreferate. Pleiotrope Effekte auf das Immunsystem „Der Serumspiegel von Vitamin D ist eine mögliche Determinante für die Wirksamkeit von Anti-PD-1-Antikörpern“, lautet die Schlussfolgerung von Galus et al. Sie erklären die positive Wirkung mit den pleiotropen Effekten von Calcitriol, die auch das Immunsystem betreffen. Insbesondere komme es unter dem Einfluss von Vitamin D zu einer vermehrten Tumorinfiltration mit CD-4- und CD-8-Lymphozyten. Vitamin D könne zudem die PD-L1-Expression auf Immunzellen stimulieren. Außerdem verfüge Calcitriol über direkte krebsbekämpfende Effekte, wie Induktion der Apoptose und Hemmung der Angiogenese. Galus und sein Team vertreten daher die Ansicht, „dass jeder für eine Anti-PD-1-Therapie qualifizierte Patient eine Vitamin-D-Messung und bei Bedarf eine ausreichende Substitution erhalten sollte“. Ein Manko der Studie ist, dass bei 62 der 199 Patienten die 25(OH)D-Spiegel erst nachträglich aus in Stickstoff gelagerten Serumproben ermittelt wurden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wirkt sich die Höhe des 25(OH)D-Spiegels im Serum bei Melanomkranken auf die Wirksamkeit einer Anti-PD-1-Therapie aus? Antwort: Patienten mit reduzierten Werten (< 30 ng/ml) haben niedrigere Ansprechraten und ein kürzeres progressionsfreies Überleben als Patienten mit normalen Werten. Bedeutung: Es könnte sich lohnen, vor einer Anti-PD-1-Therapie den Vitamin-D-Status zu prüfen und ggf. zu substituieren. Einschränkung: Studie mit nur 199 Patienten; bei 62 wurden die Serumwerte nachträglich bestimmt.

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