Ist bloßes Wasser Kontrastmittel genug?

Orale Kontrastmittel für die abdominelle Computertomografie werden von den Patienten nur widerwillig geschluckt. Folgt man den Ergebnissen einer niederländischen Studie, ist die Tortur vielleicht gar nicht nötig. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In der Rangliste der unangenehmen Erfahrungen, die Patienten im Zusammenhang mit einer Computertomografie des Abdomens eigener Aussage nach gemacht haben, belegt das Trinken oraler Kontrastmittel die Spitzenposition. Lieber noch lassen sie sich stechen und eine Nadel zur intravenösen Applikation legen. Niederländische Radiologen unter der Führung von Pascale de Wit, Universitätsklinik Amsterdam, haben daher getestet, ob es nicht vielleicht ausreichen könnte, die Patienten vor der Untersuchung reines Wasser trinken zu lassen – als negatives Kontrastmittel statt des üblichen positiven. 320 Patienten, die zur ambulanten CT des Abdomens erschienen, hatten die Wahl zwischen 1000 ml Wasser oder einer Mischung aus 50 ml Kontrastmittel und 950 ml Wasser. Zu reinem Wasser griffen 233 von ihnen; die Frage der Präferenz war insoweit geklärt. Anschließend wurde die CT gefahren, für die Befundung der Bilder waren zwei Radiologen zuständig. Bildgüte vergleichbar Das Augenmerk galt hierbei natürlich primär der Bildqualität. Entscheidende Güteunterschiede zwischen den Bildern von Patienten, die Wasser getrunken hatten, und solchen, die mithilfe positiven Kontrastmittels aufgenommen worden waren, waren nicht zu erkennen. Bei sechs Patienten, alle in der Wassergruppe, konnten die Radiologen die Bilder nur teilweise beurteilen, selbst nachdem sie einen dritten Facharzt zurate gezogen hatten. Die Schwierigkeiten betrafen dabei peritoneale oder omentale Ablagerungen, Fisteln und Flüssigkeitsansammlungen sowie Größenmessungen bei nahe am Intestinum gelegenen oder mit diesem verschmolzenen Massen. Allerdings war es in keinem einzigen Fall unmöglich, auf die klinische Fragestellung einzugehen. Von den beiden befundenden Radiologen fühlte sich dennoch einer bei den Bildern mit reinem Wasser häufiger diagnostisch unsicher als bei den Aufnahmen mit positivem Kontrast. Das betraf 18 von 233 CT mit Wasser und 1 von 87 CT mit Kontrast. Für das Peritoneum lauteten die Verhältnisse 21/233 und 1/87, für das Retroperitoneum 11/233 und 0/87 und für die Beurteilung der Lymphknoten 11/233 und 0/87. Radiologe Nummer zwei fand diese Strukturen unter beiden Bedingungen gleich gut beurteilbar. „Wir haben festgestellt, dass die Abdominal-CT mit Wasser bei der Mehrheit der Patienten diagnostisch vergleichbar zuverlässig ist wie eine CT mit positivem oralem Kontrast“, resümieren de Wit und Kollegen. Für die meisten ambulanten Patienten, die zur CT des Abdomens kommen, könne deshalb im Standardprotokoll positives Kontrastmittel durch Wasser ersetzt werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich orales Kontrastmittel, das Patienten vor einer abdominellen Computertomografie trinken sollen, durch reines Wasser ersetzen? Antwort: Trinken Patienten vor einer Abdomen-CT Wasser statt eines positiven Kontrastmittels, erhöht das ihre Zufriedenheit, ohne die Bildqualität unangemessen zu beeinträchtigen. Bedeutung: In Standardprotokollen für die Abdomen-CT kann positives Kontrastmittel womöglich durch reines Wasser ersetzt werden. Einschränkung: Die Studie war nicht randomisiert, Wasser wurde gegenüber Kontrastmittel bevorzugt verwendet. Das könnte die Resultate verzerrt haben.

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