Erstdiagnostik bei Traumapatienten: Kaum Vorteile durch Ganzkörper-CT?

Werden Traumapatienten zum Erkennen lebensbedrohlicher Verletzungen gleich per Ganzkörper-CT untersucht, verkürzt dies den Aufenthalt in der Notaufnahme. Für die Prognose scheint das Vorgehen jedoch keine Bedeutung zu haben. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Wegen der exakten und schnellen Bildgebung wird die CT bei der Versorgung von Traumapatienten heute nicht nur zur selektiven Untersuchung einzelner Regionen, sondern in manchen Kliniken gleich als Ganzkörper-CT (WBCT) eingesetzt. Ob die Ergebnisse die höhere Strahlenbelastung rechtfertigen, ist indes strittig. Anders als aufgrund früherer Metaanalysen zu erwarten, wurde in der bisher einzigen randomisierten kontrollierten Studie (RCT) durch eine sofortige WBCT im Vergleich zum herkömmlichen radiologischen Vorgehen keine Mortalitätsreduktion erzielt. Dieses Resultat wird nun durch eine weitere Metaanalyse gestützt. Als einziger Vorteil der WBCT zeigte sich ein kürzerer Aufenthalt in der Notaufnahme. Dieser Vorteil wurde jedoch mit einer höheren Strahlendosis erkauft. 14 Vergleichsstudien, aber nur eine RCT In die Metaanalyse wurden außer der RCT 13 weitere Studien mit Patienten mit überwiegend stumpfen Verletzungen einbezogen, bei denen die Ergebnisse nach sofortiger WBCT mit denen nach herkömmlicher radiologischer Abklärung verglichen wurden. Letztere erfolgte meistens nach dem „Advanced Trauma Life Support (ATLS)“-Protokoll und beinhaltete Röntgenaufnahmen von Thorax und Becken, FAST-Sonografie und ergänzend spezifische CT-Aufnahmen. Bei der WBCT wurden in der Regel CT-Scans von Kopf, Halswirbelsäule, Brustkorb, Abdomen und Becken angefertigt. Mortalität nicht verändert Die Mortalität wurde in elf Studien mit 63.529 Patienten untersucht. Sie war mit WBCT (bei 34.811 Patienten) nicht signifikant niedriger als ohne. Auch für die 24-Stunden-Mortalität, dazu lagen Daten von 20.374 Patienten vor, hatte die WBCT keine Konsequenzen. Unterschiedslos waren auch die Länge des Aufenthalts auf Intensiv bzw. im Krankenhaus sowie die Inzidenz von Multiorgandysfunktionssyndrom (MODS) und Multiorganversagen. Schneller durch die Notaufnahme Eine signifikante Differenz war nur bei der in der Notaufnahme verbrachten Zeit festzustellen: Sie war in fünf Studien mit insgesamt 18.789 Patienten mit WBCT signifikant kürzer als ohne; in einer Studie (mit zusätzlichen räumlichen Anpassungen) reduzierte sich die Aufenthaltsdauer von 104 auf 70 Minuten, in einer anderen um 17 Minuten. Für die Studienautoren um Elio Arruzza von der Universität in Adelaide hat die Zeitersparnis wichtige Implikationen: „Sie verkürzt die Zeit bis zu einer Behandlung und wirkt der Überfüllung der Notaufnahme entgegen.“ Höhere Strahlenbelastung Ein weiterer, zu erwartender Unterschied betraf die Strahlungsdosis: In allen vier Studien mit entsprechenden Angaben war sie in den WBCT-Gruppen signifikant höher. In der RCT erhielten z. B. alle WBCT-Patienten eine Dosis von mehr als 20 mSv. Bezüglich der Kosten stellten zwei Studien überraschenderweise eine Reduktion bei sofortiger WBCT fest, die dritte dagegen eine Steigerung. Patienten mit WBCT wurden außerdem länger maschinell beatmet. RCTs für spezifische Patientengruppen Ärzte müssten diese Ergebnisse im jeweiligen klinischen Kontext betrachten, betonen Arruzza und Kollegen, etwa unter dem Aspekt der Dringlichkeit einer schnellen Versorgung. Im Hinblick auf die Strahlenbelastung solle man sich fragen, ob das Risiko, das man durch den Verzicht auf die WBCT eingehen würde, größer sei als das mit der Untersuchung einhergehende Risiko. Um die Wirksamkeit der WBCT besser beurteilen zu können, fordern die australischen Ärzte RCTs, die den Einsatz bei spezifischen Patientenpopulationen untersuchen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welchen Nutzen hat bei der Untersuchung von Traumapatienten in der Notaufnahme die sofortige Ganzkörper-CT (WBCT) gegenüber dem herkömmlichen radiologischen Vorgehen? Antwort: Die WBCT verkürzt die Zeit in der Notaufnahme, sie hat jedoch keinen Einfluss auf die Mortalität oder Inzidenz von MODS/Multiorganversagen. Die Strahlendosis ist höher als bei konventioneller Abklärung. Bedeutung: Über den Einsatz der WBCT muss individuell entschieden werden; dabei sind schnellere Diagnose und höhere Strahlungslast abzuwägen. Einschränkung: Die meisten metaanalysierten Studien waren retrospektive Beobachtungsstudien.

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