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31.05.2023 | COPD | Nachrichten

Kohortenstudie bestätigt:

Mit LAMA/LABA besser vor COPD-Exazerbationen geschützt

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

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Eine große Kohortenstudie mit COPD-Betroffenen bestätigt die Vorteile einer inhalativen Therapie mit der Fixkombi LAMA/LABA im Vergleich zu ICS/LABA. Reduziert werden konnten sowohl Exazerbationen als auch stationär behandlungspflichtige Pneumonien.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) ist aktuellen Leitlinien zufolge die inhalative Therapie mit LAMA/LABA (langwirkender Muscarin-Antagonist plus langwirkendes Beta-2-Mimetikum) einer Kombi aus ICS (inhalatives Kortikosteroid) plus LABA vorzuziehen. Allerdings haben zwei randomisierte kontrollierte Studien (IMPACT und ETHOS) in den letzten Jahren für eine gewisse Unsicherheit gesorgt: Hier war die Rate der COPD-Exazerbationen unter ICS/LABA im Vergleich geringer ausgefallen, allerdings bei höherer Pneumonierate.

Inhalative Kombipräparate im Vergleich

Ein Team aus dem Brigham and Women's Hospital in Boston hat die beiden inhalativen Kombipräparate jetzt in einer großen Kohortenstudie verglichen. Die Grundlage bildete die Datenbank eines großen US-Versicherers (Optum's Clinformatics Data Mart). Daraus konnten Informationen zu insgesamt 137.833 Patientinnen und Patienten mit COPD (Alter median 70 Jahre) extrahiert werden, welche den Inhaler zu Studienbeginn neu verschrieben bekommen hatten.

Mit der Methode des Propensity Score Matching wurden 30.216 Zweierpaare gebildet, wobei sich die jeweiligen Partner in Basischarakteristika, Zahl der CODP-Exazerbationen vor Therapiebeginn, COPD-Schweregrad nach GOLD, zusätzlichen Verschreibungen, Begleiterkrankungen und Rauchstatus nicht nennenswert unterschieden.

Vorteil bei Exazerbationen und Pneumonien

Ergebnis: Ein Jahr nach Therapiebeginn war die LAMA/LABA-Gruppe klar im Vorteil, sowohl bei den neu aufgetretenen COPD-Exazerbationen als auch im Hinblick auf die erstmaligen pneumoniebedingten Klinikeinweisungen. Die Rate einer mittelgradigen oder schweren Exazerbation war im Vergleich um 8% niedriger (43 Ereignisse pro 1000 Personenjahre weniger), die Hospitalisierungsrate aufgrund einer Lungenentzündung um 20% niedriger (22 Fälle pro 1000 Personenjahre weniger). In der paarweisen Analyse hatte es insgesamt 340 Exazerbationen und 92 pneumoniebedingte Hospitalisierungen pro 1000 Personenjahre gegeben.

Wie Dr. William B. Feldman und Kollegen betonen, blieben die Ergebnisse in verschiedenen Subgruppenanalysen robust, wobei es zwei Ausnahmen gab: Bei Betroffenen im GOLD-Stadium E bzw. mit Eosinophilen-Werten > 300 µg/l schien die ICS/LABA-Kombi der LAMA/LABA-Therapie nicht unterlegen zu sein.

Ausgangsrisiko vergleichsweise gering

Während die Zahlen weitgehend mit der randomisierten FLAME-Studie aus dem Jahr 2016 übereinstimmen, weichen sie von denen der IMPACT- und ETHOS-Studie deutlich ab. Ein direkter Vergleich sei allerdings schwierig, so Feldman und sein Team, da sich die untersuchten Kohorten in wichtigen Punkten deutlich unterschieden: In ihrer eigenen Studie habe weniger als die Hälfte der Patienten und Patientinnen vor Studienbeginn eine Spirometrie erhalten und weniger als ein Drittel davor bereits eine Exazerbation mittleren oder schweren Grades erlitten. Beides habe in den drei anderen Kohorten auf alle Beteiligten zugetroffen. Letztlich sei das Ausgangsrisiko in der aktuellen Kohorte substanziell geringer gewesen als in allen drei vorherigen Studien.

Kein abschließendes Urteil möglich

Auch die beiden Vergleichsgruppen innerhalb der Feldman-Studie hatten vor der Adjustierung erhebliche Unterschiede aufgewiesen: So war die COPD in der ICS/LABA-Gruppe laut GOLD-Klassifikation im Mittel deutlich schwerer und eine fachärztliche Versorgung (gemessen an spirometrischen Untersuchungen und Zusatzverschreibungen) deutlich seltener gewesen, was eher für einen schlechteren Verlauf sprechen würde.

„Unsere Studie sollte nicht als abschließendes Urteil über die widersprüchlichen Daten aus FLAME, IMPACT und ETHOS interpretiert werden“, so Feldman und sein Team. Sie liefere aber zusätzliche Evidenz dafür, die Kombination LAMA/LABA bevorzugt zu empfehlen.

Das Wichtigste in Kürze

Frage:  Wirksamkeit einer (neu verschriebenen) inhalativen Therapie mit LAMA/LABA im Vergleich zu ICS/LABA bei Patienten und Patientinnen mit COPD.

Antwort: Die aktuelle Kohortenstudie bestätigt: Die Fixkombi LAMA/LABA ist der Therapie mit ICS/LABA offenbar überlegen, sowohl im Hinblick auf mittelgradige bis schwere Exazerbationen als auch auf stationär behandlungsbedürftige Pneumonien.

Bedeutung: Die aktuelle GOLD-Empfehlung, COPD-Patienten bevorzugt mit LAMA/LABA zu behandeln, wird durch die Kohortenstudie bestätigt.

Einschränkung: Kohortenstudie; Nachbeobachtung lediglich ein Jahr; mögliche Unterschiede bzgl. Adhärenz/korrekter Anwendung; ICS/LABA-Gruppe im Mittel mit schwereren Fällen (in der nicht adjustierten Kohorte); Verzerrungsrisiken nicht auszuschließen.

Literatur

Feldman WB et al. Chronic Obstructive Pulmonary Disease Exacerbations and Pneumonia Hospitalizations Among New Users of Combination Maintenance Inhalers. JAMA Intern Med 2023; https://doi.org/10.1001/jamainternmed.2023.1245

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