Die Titer neutralisierender Antikörper gegen die Omikron-Variante gehen nach mRNA-Impfungen schnell zurück, berichtet ein dänisches Team. Dies könnte für weitere Booster-Impfungen sprechen.
Die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 ist hochresistent gegen Vakzin-induzierte Antikörper. Der Schutz einer Zweifach-Impfung mit Comirnaty® gegen Omikron-Infektionen lässt binnen drei Monaten deutlich nach, ebenso binnen zehn Wochen nach einem Booster. Das berichtet ein Team um Dr. Ria Lassaunière vom Statens Serum Institut in Dänemark (JAMA Netw Open 2022; online 13. Mai).
Die Forscherinnen und Forscher haben bei Geimpften die mit dem Schutzrückgang assoziierten Titer neutralisierender Antikörper untersucht, und zwar bei der Wildvariante, der Delta- und der Omikron-Variante von SARS-CoV-2.
Schneller Rückgang der Antikörper
Hierzu wurden Blutproben von 128 mit der mRNA-Vakzine Geimpften im weiteren Verlauf analysiert. 73 von ihnen hatten zwei Dosen erhalten (mittleres Alter 51 Jahre) und 55 Teilnehmer drei Dosen (mittleres Alter 70 Jahre). Die Impfungen waren zwischen Januar und Oktober 2021 erfolgt. Ergebnisse:
- Vier Wochen nach der zweiten Dosis waren die neutralisierenden geometrischen Mittelwerte der Titer (GMT) gegen Omikron 14-fach niedriger als gegen die Wildvariante.
- Anders als bei den Antikörpern gegen das Wildvirus und die Delta-Variante ging der Anteil der Personen mit detektierbaren Omikron-neutralisierenden Antikörpern schnell zurück: von 76,2 Prozent nach vier Wochen auf 53,3 Prozent nach acht Wochen und 18,9 Prozent nach 12 bis 14 Wochen.
- Eine dritte Dosis erhöhte die Titer neutralisierender Antikörper bei der Mehrheit der Teilnehmer über mindestens acht Wochen. Allerdings gingen die GMT zwischen der dritten und achten Woche bereits wieder deutlich zurück: 4,9-fach (Wildvariante), 5,6-fach (Delta) und 5,4-fach (Omikron).
- Ähnlich wie eine dritte Dosis war eine der Impfserie vorausgegangene Infektion mit deutlich erhöhten GMT neutralisierender Antikörper verbunden.
Fazit: Der Schutz gegen COVID-19 korreliert mit der Menge der bei Impfung induzierten neutralisierenden Antikörper. In der Studie ergab sich ein schneller Rückgang solcher Antikörper (binnen Wochen!) gegen die Omikron-Variante, so die Forscher. Der Befund deckt sich mit der hohen Zahl an Impfdurchbrüchen bei dieser Variante. Für den Impfschutz könnten daher zusätzliche Booster notwendig sein, vor allem bei älteren Menschen. Allerdings könnten die durch die Impfung induzierte T-Zell-Immunität und nicht-neutralisierende Antikörper weiter vor schweren Verläufen schützen.
Quelle: Ärzte Zeitung