COVID-19 und Krebs – Gefährlicher in der Kombination?

Sind Krebspatient:innen bei COVID-19-Infektionen besonders gefährdet? Ein höheres Alter der meisten Erkrankten und häufigere Begleiterkrankungen erhöhen das Risiko für schwere und letale COVID-19-Verläufe. Für weitere Faktoren zeigen sich aber widersprüchliche Studienergebnisse. goodluz / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen) × Forscher des Montefiore Einstein Center for Cancer Care, New York City, analysierten die Daten von 218 COVID-19-Patient:innen mit gleichzeitig vorliegender Krebsdiagnose. Das Ergebnis: Im Vergleich mit einer Kohorte ohne Krebserkrankung hatten die in diese Studie einbezogenen Krebspatient:innen ein signifikant höheres Risiko an COVID-19 zu versterben.[1] Sterberate nach Krebsart, Behandlung, Alter und Begleiterkrankungen differenziert Bei den Patient:innen, die zusätzlich zu COVID-19 an einer hämatologischen Krebserkrankung litten, betrug die durch COVID-19 bedingte Sterberate 37 %. Aus der Gruppe der Erkrankten mit soliden Tumoren verstarben 25 % an COVID-19. Besonders hoch lag die Sterberate bei Erkrankten mit Lungenkrebs (55 %), kolorektalen Tumoren (38 %), Pankreaskarzinom (67 %), Tumoren des oberen Gastrointestinaltrakts (38 %) oder mit gynäkologischen Tumoren (38 %).[1] Sowohl ein höheres Alter als auch ein schwerer Verlauf von COVID-19, der die Behandlung auf der Intensivstation und Beatmung notwendig machte, waren mit einer signifikant höheren Mortalität assoziiert. Eine laufende Chemotherapie oder eine Bestrahlung hatten hingegen keinen Einfluss auf die Mortalität. Dies galt ebenso für eine immuntherapeutische Behandlung, hier gab es allerdings nur wenige Fälle. Begleiterkrankungen wirkten sich unterschiedlich auf das Mortalitätsrisiko aus. Bei einer gleichzeitig bestehenden Herz- und Gefäßerkrankung oder Lungenkrankheit stieg das Risiko, an COVID-19 zu sterben, bei Diabetes und chronischen Nierenerkrankungen dagegen nicht.[1] Expertin weist auf schwierige Studienlage hin Dr. med. Maria Rüthrich vom Universitätsklinikum Jena weist in einem Kommentar zur New Yorker Studie [2] auf die nicht kongruente Datenlage hin: Während in dieser Studie zum Beispiel hämatologische Neoplasien und aktive Krebserkrankungen die Sterberate erhöhten, hatten in einer britischen Kohortenstudie [3] weder Krebsart noch Therapie oder Erkrankungsstatus einen signifikanten Einfluss auf das Risiko. Solche uneinheitlichen Ergebnisse finden sich bei vielen Studien über die Folgen von COVID-19 bei Krebserkrankten.[4] Rüthrich sieht die Verläufe von Krebspatient:innen mit COVID-19 unter anderem vom lokalen Infektionsgeschehen als auch von den Kapazitäten des Gesundheitssystems abhängig. Grundsätzlich sei davon auszugehen, dass Krebserkrankte bedingt durch ihr häufig fortgeschrittenes Alter und die höhere Zahl an Begleiterkrankungen ein erhöhtes Risiko für schwere und letale COVID-19-Verläufe aufweisen.[2] Lean European Survey on SARS-CoV-2 infected Patients Bestätigt wird die Medizinerin in ihrer Einschätzung zum Beispiel durch die Ergebnisse eines europäischen multizentrischen Registers (LEOSS, "Lean European Survey on SARS-CoV-2 infected Patients"). Die retrospektive Betrachtung einer Kohorte von 435 Krebspatient:innen und 2636 Nicht-Krebspatient:innen mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion bezog Daten zur Soziodemografie, zu Komorbiditäten, krebsbezogenen Merkmalen und zum Infektionsverlauf ein. Es wurde eine alters-, geschlechts- und komorbiditätsbereinigte Analyse durchgeführt. Primärer Endpunkt war die COVID-19-bedingte Sterblichkeit.[5] Nach der Anpassung an Alter, Geschlecht und Komorbidität waren die Ergebnisse von Krebspatient:innen und Patient:innen, die nicht an Krebs erkrankt waren, vergleichbar. Ein höheres Risiko für Krebspatient:innen als Gruppe ergab sich vor allem aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters und ihrer Vorerkrankungen.[5] Fazit: Höheres Risiko für Krebserkrankte, aber widersprüchliche Ergebnisse bei Ursachen Begleiterkrankungen und Alter sind zweifelsfrei Risikofaktoren für schwere und tödliche Verläufe bei COVID-19. Von beiden Faktoren sind Krebserkrankte besonders häufig betroffen: So ergab eine dänische Kohortenstudie über rund 262.000 Krebspatient:innen, dass mehr als die Hälfte mindestens eine Komorbidität aufwies. Bei etwas über einem Viertel waren es sogar zwei oder mehr Begleiterkrankungen.[6] Zusätzlich tritt eine Krebserkrankung meist im höherem Lebensalter auf.[7] Für weitere Faktoren wie zum Beispiel Krebsart oder Therapie ist die Datenlage widersprüchlich. PP-ON-DE-1412 » Zum Impressum von Lilly Deutschland GmbH Fachinformation Cyramza® Literatur [1] Mehta V et al. Case Cancer Discov. 2020; 10: 7: 935-941. [2} Rüthrich MM et al. Im Fokus Onkologie 2020; 23: 5: 60-61. [3] Lee LY et al. Lancet 2020; 395: 10241: 1919-26 [4] Khoury E et al. JAMA Netw Open. 2022; 5: 5: e2210880. Published 2022 May 2. [5] Rüthrich MM et al. Ann Hematol. 2021; 100: 2: 383-393. [6] Loeppenthin et al. Br J Cancer 2020; 123: 6: 1033-1040. [7] RKI. Zentrum für Krebsregisterdaten. Krebs in Deutschland für 2017/2018: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/krebs_in_deutschland_inhalt.html

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