Mit Nasenduschen schwere COVID-19-Verläufe verhindern?

Schützt regelmäßiges Nasenduschen kurz nach der SARS-CoV-2-Infektion vor einem schweren Verlauf? In einer US-Studie musste von den Teilnehmenden, alles ältere und übergewichtige Personen, davon die Hälfte multimorbide, nur ein einziger ins Krankenhaus. Zwei Knackpunkte sind allerdings die geringe Teilnehmerzahl und die fehlende Kontrollgruppe. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Was die simple Methode des Nasenduschens bei COVID-19-Patienten mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf bringt, hat ein Team aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia untersucht. Die Forscherinnen und Forscher mussten dazu schnell sein: Innerhalb von 24 Stunden nach einem positiven PCR-Test mussten die Teilnehmenden rekrutiert sein; noch am selben Tag wurde diesen ein entsprechendes Gerät inklusive einem Vorrat an Spülflüssigkeit nach Hause zugestellt. Die Nasendusche sollte zweimal täglich über 14 Tage zur Anwendung kommen, das wurde mit regelmäßigen Telefonanrufen unterstützt. Die Patientinnen und Patienten waren alle über 55 Jahre alt und hatten einen mittleren BMI von 30 kg/m2. Nach 28 Tagen wurde geschaut, wie häufig es aufgrund der SARS-CoV-2-Infektion zu einer stationären Behandlung gekommen war. Nur ein Patient musste ins Krankenhaus Verglichen wurde allerdings nicht etwa mit einer Kontrollgruppe ohne Nasenspülung, sondern die Beteiligten wurden zwei Gruppen mit verschiedenen Spülflüssigkeiten zugelost: einmal 2,5 ml Natriumbicarbonat (n = 42) und einmal 0,5 ml 10% Povidon-Iod (n = 37) als Zusatz zu jeweils 240 ml Kochsalzlösung. Ergebnis: Von den insgesamt 79 Teilnehmenden war nach Ablauf der Beobachtungszeit nur ein einziger (aus der Povidon-Iod-Gruppe) hospitalisiert worden. Ein weiterer (der Bicarbonat angewendet hatte) hatte sich einmal wegen schwerer COVID-Symptome in der Notaufnahme vorgestellt, konnte aber gleich wieder entlassen werden. Teilnehmende ungeimpft Das Team um Dr. Amy L. Baxter von der Augusta University stellte diese Zahlen den Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC zu COVID-19-bedingten Hospitalisierungen im selben Zeitraum (zwischen 23. September und 21. Dezember 2020) gegenüber. Mit 9,5% lag die von der CDC berichtete Rate deutlich höher als die errechneten 1,3% in der Studie. Baxter und ihr Team ermittelten eine Number Needed to Treat für das Nasenduschen von 5 für das Verhindern schwerer Verläufe. Verstorben war von den Studienteilnehmern keiner, die Mortalität laut CDC-Datenbank betrug dagegen 9,2%. Daraus zu schließen, dass sich allein mit Nasenduschen das Risiko für eine schweren COVID-19-Verlauf senken lässt, noch dazu bei Hochrisikopatienten, ist reichlich gewagt, und darauf sollte man sich in der Praxis keinesfalls verlassen. Den wichtigsten Schutz vor schwerem Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion bietet die Impfung; eine solche war jedoch zum Studienzeitpunkt noch nicht verfügbar gewesen. Bemerkenswert ist, dass 68% der Teilnehmenden bereits vor der Infektion gesundheitliche Probleme hatten, 45% waren multimorbide. Die meisten waren außerdem durch ihr Übergewicht und ihr Alter (44 Personen über 60 Jahre) gefährdet. Auf regelmäßiges Spülen kommt es an Diejenigen, die regelmäßig zweimal gespült hatten (88%), zeigten nach zwei Wochen signifikant weniger Symptome als die weniger konsequenten Anwender. Zu erwähnen ist allerdings auch, dass elf der Teilnehmenden die Anwendung als unangenehm empfanden oder sogar davon Nasenbluten bekamen. Vier stellten die Anwendung daher vorzeitig ein. Ob die Spüllösung Bicarbonat oder Povidon-Iod enthielt, schien weder in puncto Nebenwirkungen noch in anderer Hinsicht eine Rolle gespielt zu haben. Baxter und ihr Team erklären die Schutzwirkung der Nasendusche so: Durch das Spülen könnten Viruspartikel, die noch nicht fest am ACE2-Rezeptor gebunden sind, quasi weggeschwemmt werden. Im Riechepithel ist der Rezeptor ACE2, den das SARS-CoV-2-Virus für das Eindringen in die Zelle benötigt, sehr stark exprimiert. Damit ist der potenzielle Effekt, den man an dieser Stelle erzielen kann, besonders groß. Durch die Salzlösung wird laut Baxter und Kollegen außerdem die enzymatische Spaltung des Spike-Proteins durch das wirtseigene Enzym Furin gehemmt und damit das Eindringen des Virus erschwert. Und schließlich verbessere die Nasendusche die mukoziliäre Clearance und könne Mikroaspirationen verhindern. Lokale Reduktion der Viruslast Überraschend ist, dass die Maßnahme zu funktionieren schien, obwohl die Patienten bereits vor Beginn einige Tage symptomatisch waren (im Mittel waren gut drei Tage vergangen, bis das positive Testergebnis vorlag). Die Autorinnen und Autoren folgern, dass nach der Infektion mit SARS-CoV-2 offenbar ein Zeitfenster existiert, in dem sich die lokale Viruslast im Riechepithel durch Spülungen mit Kochsalzlösung deutlich senken lässt, was einen positiven Einfluss auf den klinischen Verlauf zu haben scheint. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann regelmäßiges Nasenduschen kurz nach der Infektion schwere Verläufe von COVID-19 bei Risikopatienten verhindern? Antwort: Von 79 Teilnehmenden über 55 Jahren mit Übergewicht, die innerhalb von 24 Stunden nach Erhalt des positiven PCR-Tests mit dem Nasenduschen starteten und dies über zwei Wochen fortsetzten, musste innerhalb von vier Wochen nur einer aufgrund von COVID-19 in die Klinik. Bedeutung: Auch noch nach Vorliegen eines positiven PCR-Tests kann die Anwendung einer Nasendusche möglicherweise sinnvoll sein. Einschränkung: Geringe Teilnehmerzahl; keine Kontrollgruppe; bei Risikopatienten sollte man sich nicht auf das Nasenduschen als einzige Maßnahme verlassen; die Ergebnisse sollten keinesfalls zum Verzicht auf eine Impfprävention verleiten.

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