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07.04.2021 | COVID-19 | Nachrichten

COVID-19-Impfungen

AstraZeneca-Vakzine: „Mehr Risikoaufklärung als Impfberatung“

verfasst von: Anne Bäurle

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Die STIKO hält wegen „klarer Sicherheitssignale“ an ihrer Empfehlung fest, nur über 60-Jährige mit Vaxzevria® zu impfen. Gerade jüngere Risikopatienten sollten dennoch ihr COVID-19-Risiko gegen den Nutzen der Impfung abwägen.

Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat sich am Mittwoch erneut für eine Verimpfung des AstraZeneca-Impfstoffs in allen Altersgruppen ausgesprochen. In Deutschland hatte die Ständige Impfkommission (STIKO) dagegen kürzlich empfohlen, die Vakzine nur an über 60-Jährige zu verimpfen.

Für Professor Christian Bogdan, Mitglied der STIKO, ist die EMA-Entscheidung dennoch kein Grund, die STIKO-Empfehlungen anzupassen. „Wir haben in Deutschland im Lauf der Zeit eine kontinuierliche Zunahme der Fälle von seltenen Sinusvenenthrombosen nach AstraZeneca-Impfung gesehen und damit ein klares Sicherheitssignal“, sagte Bogdan am Mittwochnachmittag bei einer Veranstaltung des „Science Media Centers“.

In einem Zeitraum von vier bis 16 Tagen nach Verabreichung der AstraZeneca-Vakzine liege die „observed to expected ratio“, also das Verhältnis der beobachteten Fallzahl zu der erwarteten Fallzahl, bei Frauen im Alter von 20 bis 59 Jahren bei 20.

Auch bei Männern in dieser Altersgruppe seien Sinusvenenthrombosen beobachtet worden, allerdings wesentlich weniger Fälle. Wobei bisher generell deutlich weniger Männer den AstraZeneca-Impfstoff erhalten hätten als Frauen, betonte der Immunologe.

Auch Bauchvenenthrombosen nach Impfung gemeldet

„Das individuelle Risiko für seltene Sinusvenenthrombosen nach der Impfung ist bei Jüngeren nicht akzeptabel. Diese Altersgruppe hat im Allgemeinen ein sehr geringes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf, das Risiko der Impfung überwiegt den Nutzen deutlich“, fasste er die Entscheidung der STIKO zusammen.

Anders sehe die Situation zum Beispiel bei Jüngeren mit chronischen Lungenerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen aus, fügte Dr. Marianne Röbl-Mathieu, ebenfalls Mitglied der STIKO, hinzu. Hier sei der Nutzen der Impfung möglicherweise höher als das Risiko.

„Hier kann ich eigentlich aber nur eine Risikoaufklärung, keine wirkliche Impfberatung machen: Ich kann dem Patienten nicht sagen, ob er Risikofaktoren für eine Sinusvenenthrombose hat oder nicht, aber ich kann sagen, ob er ein hohes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf hat“, so die Frauenärztin.

Pathomechanismus noch immer unklar

Unklar ist nach wie vor der genaue Mechanismus, der die Thrombosen auslöst. Mittlerweile gebe es nicht nur Meldungen von Sinusvenenthrombosen, sondern auch von Bauchvenenthrombosen und arteriellen Ereignissen, berichtete Privatdozent Dr. Robert Klamroth, stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH).

„Möglicherweise bindet ein bisher unbekannter Faktor an den Plättchenfaktor 4 und bildet ein Neoantigen“, so Klamroth. Das Neoantigen wiederum könne körpereigene Antikörper triggern, die nach der Impfung gebildet werden, und induziere womöglich so eine starke Thrombozytenaktivierung und infolgedessen Thrombosen in Kombination mit Thrombozytopenie.

„Es könnte sein, dass ein Bestandteil des Impfstoffs dieser unbekannte Faktor ist“, so Klamroth. „Allerdings müssten dann deutlich mehr Fälle von seltenen Thrombosen auftreten. Wahrscheinlich spielt daher auch eine genetische Disposition eine Rolle.“

Quelle: Ärzte Zeitung

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