Nur 1,3 Prozent der erwachsenen Blutspender in Deutschland wurden bisher positiv auf SARS-CoV-2-Antikörper getestet, so eine Studie. Das RKI warnt daher: Viele Menschen können sich weiterhin infizieren.
Schon seit April untersucht das Robert Koch-Institut (RKI) in Kooperation mit 13 Blutspendediensten deutschlandweit Blutspenden auf Antikörper gegen SARS-CoV-2. Das Ziel der SeBluCo-Studie: Herauszufinden, wie viele Menschen in Deutschland bereits Kontakt mit dem neuen Coronavirus hatten.
Fast 12.000 Blutspenden wurden bisher untersucht – und ein erster Zwischenbericht legt nahe: Die Seroprävalenz ist gering, viele Menschen sind weiterhin empfänglich für eine Infektion (Epi Bull 29/2020).
Denn bei gerade einmal 1,3 Prozent lag die Rate der erwachsenen Blutspender, die spezifisch Antikörper gegen SARS-CoV-2 hatten, unter der Gesamtheit der fast 12.000 untersuchten Blutspender. Damit könnte bei erneutem Anstieg der Übertragungen auch eine weitere Infektionswelle auftreten, warnt das RKI.
Die Vermutung, in Deutschland hätten bereits viele Menschen die Infektion durchgemacht, ohne Symptome zu bemerken, scheint sich den Ergebnissen der Studie nach nicht zu bestätigen.
30 Prozent mit neutralisierenden Antikörpern
Doch nicht nur die Seroprävalenz im Allgemeinen, auch die Fähigkeit der Antikörper zur Neutralisation schauten sich die Wissenschaftler genauer an. Dabei stellte sich heraus, dass von den bisher 75 in einem ergänzenden Neutralisationstest untersuchten Proben nur 30 Prozent auch nachweisbare neutralisierende Antikörper enthielten, also Antikörper, die direkt den Eintritt des Virus in die Zielzelle verhindern.
Das RKI schränkt allerdings ein: „Diese Untersuchungen sind noch nicht vollständig, sodass der Anteil von Personen mit nachweisbaren neutralisierenden Antikörpern noch nicht endgültig abgeschätzt werden kann.“
Die publizierten Zwischenergebnisse der SeBluCo-Studie machen zudem klare Unterschiede deutlich: So waren Männer signifikant häufiger von SARS-CoV-2-Infektionen betroffen als Frauen (1,8 vs. 0,8 Prozent). Auch Unterschiede in der Altersverteilung der Seropositiven wurden erkennbar: Die Gruppe der 40-49-Jährigen war am wenigsten betroffen.
Im Vergleich dazu waren Personen der Altersgruppen 20-24 Jahre, 25-29 Jahre, 30-39 Jahre und 50-59 Jahre signifikant häufiger seropositiv. Und: Die Regionen Freiburg und München-Ost haben den höchsten Anteil an Seropositiven.
Testungen laufen bis Ende September
Das RKI betont abschließend noch einmal die Vorläufigkeit der Daten: „Dies ist ein Zwischenergebnis und daher erlauben die Daten noch keine verlässliche Abschätzung der zeitlichen und regionalen Entwicklung der Durchseuchung der Population“.
Bisher seien nur 20 Prozent des geplanten Studienumfangs durchgeführt worden, die Tests würden bis Ende September alle 14 Tage in der Gruppe der spendenden Personen wiederholt und fortlaufend ausgewertet. Eine zeitliche und räumliche Abschätzung der Entwicklung des Nachweises von spezifischen Antikörpern werde erst dann möglich sein.
Quelle: Ärzte Zeitung