Wie lange dauert COVID-19 bei rheumatischer Erkrankung?

Ob Menschen mit entzündlich-rheumatischer Erkrankung ein erhöhtes Risiko für Long-COVID haben, ist nicht geklärt. Nach Daten aus einem Impf-Survey ist aber bei einem relevanten Anteil mit längerfristigen Beschwerden zu rechnen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei Patienten und Patientinnen mit systemischen Autoimmunerkrankungen (systemic autoimmune rheumatic disease, SARD) kommen einige Faktoren zusammen, die sie, zumindest in der Theorie, anfällig dafür machen, im Fall einer SARS-CoV-2-Infektion längerfristig mit postakuten Beschwerden zu tun zu haben: das veränderte Immunsystem, die Behandlung mit immunsuppressiven Medikamenten, die möglicherweise verlängerte Infektionsdauer oder auch die Überlappung von Infekt- und Schubzeichen. Ein internationales Forschungsteam hat daher anhand von Daten aus einem Impf-Survey analysiert, wie häufig Menschen mit SARD eine verlängerte COVID-19-Dauer haben und welche Faktoren begünstigend wirken. Jeder Vierte mehr als 28 Tage symptomatisch Von den Teilnehmenden des COVID-19 Global Rheumatology Alliance Vaccine Survey hatten 441 über eine überstandene COVID-19-Infektion berichtet. Ihr Durchschnittsalter lag bei 48 Jahren, fast 84% waren Frauen, die häufigsten SARD waren rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes, Polymyositis und Sjögren-Syndrom. Als krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARD) wurden vor allem Methotrexat, Malariamittel und TNF-Inhibitoren eingesetzt, gut ein Viertel bekam Glukokortikoide. Die Hälfte der COVID-Kranken war nach 15 Tagen komplett symptomfrei, nach 25 Tagen galt das für 75% und nach 180 Tagen für 95%. Damit erfüllten 24,2% der Infizierten die Long-COVID-Kriterien der Centers for Disease Control (CDC), die eine Symptomdauer von mindestens 28 Tagen voraussetzen. Gemäß den WHO-Kriterien, die eine Dauer von mindestens 90 Tagen erfordern, litten immerhin 9,8% an Long-COVID. Risikofaktoren für Long-COVID Die Wahrscheinlichkeit für Long-COVID nach der CDC-Definition war abhängig von der Schwere der akuten Erkrankung: Ambulante Patientinnen und Patienten mit Schwierigkeiten bei der Verrichtung von Alltagsaktivitäten waren häufiger betroffen als ambulant Behandelte ohne solche Probleme. Dasselbe galt für stationär Behandelte im Vergleich zu ambulanten Patientinnen und Patienten (altersadjustierte Odds Ratio, aOR 4,0 bzw. 6,5). Auch höheres Alter (OR 1,3 pro 10 Jahre) und Komorbidität (aOR 1,1 pro Erkrankung) waren mit Long-COVID assoziiert. Die Art der rheumatischen Erkrankung hatte dagegen keinen Einfluss. Als Risikofaktoren für Long-COVID nach der WHO-Definition erwies sich die stationäre Behandlung im Vergleich zu einem ambulanten Verlauf mit leichten Symptomen (aOR 2,9) und die Zahl der Begleiterkrankungen (aOR 1,2). Definitionsunabhängig hatten Teilnehmende, die sich erst im Jahr 2021 infiziert hatten, ein geringeres Long-COVID-Risiko als diejenigen mit einer früheren Infektion (aOR 0,4 bzw. 0,5). Einfluss von Impfung und DMARD offen „Viele Menschen mit SARD, die an COVID erkranken, haben ähnlich lange Symptome wie die Allgemeinbevölkerung, allerdings gibt es eine kleine Gruppe von SARD-Erkankten, die eine verlängerte Symptomdauer durchmachen“, bilanziert das Studienteam um Michael Dilorio vom Brigham and Women's Hospital in Boston. Dieses Risiko werde durch den akuten Krankheitsverlauf, Alter und Komorbidität beeinflusst. Dass das Long-COVID-Risiko in jüngerer Zeit geringer ausgefallen ist als im ersten Pandemiejahr, dürfte den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zufolge vor allem auf die Impfung und bessere Behandlungsoptionen zurückgehen. Dies sind aber nur Vermutungen, weil der Impfstatus zum Zeitpunkt der Infektion nicht erfasst wurde. Die Studie lässt außerdem keine Schlussfolgerungen zum Einfluss von DMARD oder Krankheitsschüben auf das Long-COVID-Risiko zu. Weitere Limitationen der Studie sind die von den Patienten rückblickend protokollierten Angaben und das Fehlen von Vergleichen mit COVID-Infizierten ohne SARD und mit SARD-Erkrankte ohne COVID. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie häufig ist Long-COVID bei Menschen mit systemischen Autoimmunerkrankungen (SARD)? Antwort: Jeder Vierte erfüllt die CDC-Definition für Long-COVID (≥ 28 Tage), jeder Zehnte die Definition der WHO (≥ 90 Tage). Das Risiko wird durch den Verlauf der akuten Erkrankung, Alter und Komorbidität beeinflusst. Einschränkung: Studie beruht auf Eigenauskünften; kein Vergleich mit COVID-Patienten ohne SARD.

Springer Medizin

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