Säureblocker doch kein Risiko für schweren COVID-19-Verlauf

Sind Patienten, die Protonenpumpeninhibitoren (PPI) einnehmen, durch eine Infektion mit SARS-CoV-2 besonders gefährdet? Die Datenlage ist widersprüchlich. US-amerikanische Forscher glauben, den Grund dafür zu kennen – und geben Entwarnung. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Schon lange vor der Coronapandemie hat die Frage, ob PPI das Risiko für Infektionskrankheiten erhöhen, für wissenschaftliche Debatten gesorgt. Inzwischen gehen die meisten Experten davon aus, dass Patienten unter PPI etwas anfälliger sind für gastrointestinale Infektionen, vor allem mit Clostridioides difficile, das Risiko für Pneumonien aber nicht erhöht ist. Durch SARS-CoV-2 ist die Diskussion neu entfacht worden: In einigen Originalpublikationen wurde berichtet, dass es bei PPI-Anwendern häufiger zu schweren Verläufen von COVID-19 gekommen sei (z. B. Lee SW et al. Gut 2021;70:76–84; Li GF et al. Gut 2021;70:1806–8). Andere Studien konnten dagegen zwischen PPI-Einnahme und schweren COVID-19-Verläufen keine konsistente Beziehung erkennen (z. B. Kamal F et al. Gastroenterology 2021;160:2588–2590). Nun haben Forscher aus den USA das Verhältnis erneut in Augenschein genommen, diesmal anhand der Patientenakten von fast 15.000 Veteranen mit einem positiven SARS-CoV-2-Test. Bei Abgleich der Patienten kein Unterschied Von den Veteranen wurden 6262 zum Zeitpunkt der Infektion mit PPI behandelt. Ihnen wurden 8696 Patienten gegenübergestellt, die vor der Infektion mindestens ein Jahr lang keinen PPI erhalten hatten. Weil die PPI-Nutzer älter, öfter Raucher und insgesamt kränker waren, wurden solche ergebnisrelevanten Unterschiede mittels Propensity Score Weighting abgeglichen. Primärer Studienendpunkt war die Notwendigkeit von maschineller Beatmung oder Tod innerhalb von 60 Tagen nach der Infektion, der sekundäre enthielt zusätzlich die Aufnahme in ein Krankenhaus. Beide Endpunkte traten in der nicht gewichteten Analyse häufiger bei den PPI- als bei den Nicht-PPI-Patienten auf. Der Unterschied ging jedoch verloren, wenn das Propensity Score Weighting angewendet wurde: Der Anteil mit maschineller Beatmung oder Tod betrug 8,2% mit und 8,0% ohne PPI; wurde die Krankenhausaufnahme mit einbezogen, stieg er auf 23,4% bzw. 22,9%. Beide Differenzen waren statistisch nicht signifikant. "Evidenz für die Sicherheit von PPI" „Unsere robuste Analyse gibt Patienten und behandelnden Ärzten zusätzliche Evidenz für die Sicherheit von PPI in Bezug auf COVID-19“, konstatieren die Studienautor*innen um Shailja Shah vom VA San Diego Healthcare System. Dass vorausgegangene Studien zum Teil zu anderen Ergebnissen gekommen sind, erklären sie zum einen mit Unterschieden in der Definition von PPI-Exposition, der Art der Endpunkte und der Studienteilnehmer. Zum anderen vermuten sie, gestützt durch ihre eigene Beobachtung, dass „(positive) Assoziationen in früheren Studien eine unvollständige Adjustierung von Kovariaten widerspiegeln“. So könnte z. B. auch der Zeitpunkt der Infektion im Verlauf der Pandemie, in der sich die Versorgung in den ersten Monaten schnell gewandelt hat, das Ergebnis beeinflusst haben. In der aktuellen US-Analyse wurden auch solche Unterschiede zwischen den Studienteilnehmern abgeglichen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Erhöhen PPI das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf? Antwort: Das Risiko von maschineller Beatmung oder Tod innerhalb von 60 Tagen ist mit PPI nicht höher als ohne. Einschränkung: Retrospektive Kohortenstudie (mit Propensity Score Matching).

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